# taz.de -- Neue Musik aus Berlin: Hochdruck über der Uckermark
> Wetterfest: „Let’s talk about the weather“, das neue Album von Gudrun Gut
> und Mabe Fratti ist alles andere als musikalischer Smalltalk.
IMG Bild: Ob Impro-Vibes oder minimalistisches Cello: Bei Gut und Fratti weht es stürmisch bis sanft
Und nun die Wetteraussichten für heute, Samstag, den 21. August 2021: Über
der Uckermark und über Mexico City zieht ein Stimmungshoch heran, was damit
zusammenhängen könnte, dass die [1][in der Nordwestuckermark ansässige
Musikerin Gudrun Gut] mit ihrer in Mexico City residierenden Kollegin Mabe
Fratti ein gemeinsames Album veröffentlicht hat. Thema: das Wetter. Die
beiden Musikerinnen haben sich für das 9-Track-Album zunächst in Webchats
über Wetterphänomene unterhalten, „Let’s talk about the weather“ heißt das
Werk folgerichtig.
Die Berliner Elektronikpionierin Gudrun Gut muss man an dieser Stelle wohl
nicht mehr vorstellen, bei Mabe Fratti handelt es sich um eine ursprünglich
aus Guatemala stammende 29-jährige Cellistin, die jüngst auch ein
[2][hörenswertes neues Experimental-Folk-Album] veröffentlicht hat. Übers
Wetter zu reden kann ja schon mal etwas öde und nichtig sein, hier aber
entsteht daraus ein toller transatlantischer Dialog. Das zeigt sich gleich
im ersten Stück, [3][„Aufregend“], wo minimalistische elektronische Klänge
mit bedacht und pointiert eingesetzten Cello-Sounds zusammenkommen.
Dazu spricht die ehemalige Malaria!-Schlagzeugerin und -Sängerin die Worte:
„Ist es warm/ ist es kalt/ ist es aufregend“. Definitiv aufregend, dieser
Song! Nicht minder auf- und anregend das Piano-/Experimentalstück „El Cielo
responde“ („Der Himmel antwortet“), in dem die Guatemaltekin den
Gesangspart übernimmt. Das Instrumental „Walk“ könnte dann Freundinnen und
Freunden des Jazz und der improvisierten Musik gefallen (hübsch der
angedeutete Pink-Panther-Theme-Rhythmus), das ebenfalls instrumentale „In
D“ gerät dann etwas krautiger.
Die vier Titelstücke „Let’s Talk about the weather 1-4“ kommen schließlich
wesentlich atmosphärischer daher, sie enthalten mehr
Field-Recording-Anteile, da werden Wind, Wetter und Vogelgezwitscher direkt
in die Songs geholt. Die Chat-Dialoge und Klimadiskussionen fließen als
Samples ein, genauso wie so mancher Wetterbericht. Die weiteren Aussichten:
Vorerst kein Tief in Sicht.
20 Aug 2021
## LINKS
DIR [1] /Berliner-Musikerin-Gudrun-Gut/!5553273
DIR [2] https://tinangelrecords.bandcamp.com/album/ser-que-ahora-podremos-entendernos
DIR [3] https://www.youtube.com/watch?v=I-TA-2wWJH0
## AUTOREN
DIR Jens Uthoff
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