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       # taz.de -- Protest-Abend im Harburger Kunstverein: Gesichter der Wut
       
       > Der Kunstverein im Hamburg-Harburger Bahnhof widmet sich rechtem Protest
       > in Europa und den USA. Die Bilder sind sich ziemlich ähnlich.
       
   IMG Bild: Zwei von mehreren Tausend: Teilnehmer des Riots in Washington Anfang Januar
       
       Hamburg | taz | Die Bilder gleichen sich zunehmend: die der
       „Coronarebellen“, die hierzulande ihre Meinungsfreiheit ausleben (und just
       deren Existenz regelmäßig leugnen) und jene des Mobs, der Anfang Januar
       [1][die US-Parlamentsgebäude in Washington, D.C. erstürmte]. Dass die einen
       sich von den anderen inspirieren lassen, deutsche
       Mund-Nasen-Schutz-Gegner:innen sich also in Rhetorik und Kostümierung
       bedienen bei der zunehmend radikalen Gefolgschaft des
       Nicht-mehr-US-Präsidenten Donald Trump: Es ist nur die alleroberste
       Zwiebelschalenschicht; eine gründlichere Recherche zu Wissens- und
       Geldströmen zwischen den [2][Wutbürger:innen hüben und drüben] steht aus.
       
       Ein Abend in Hamburg bringt Pandemieskepsis und Wahlergebnisverweigerung
       nun zumindest auf der Ebene der Bilder zusammen: Der Kunstverein im
       Harburger Bahnhof zeigt Zauri Matikashvilis [3][Dokumentarfilm „Corona
       Rebellen“ (2020)] und stellt Volker Renners jüngstes [4][Buch „Potential
       Sightings“] vor – beide Macher sind auch anwesend.
       
       Matikashvili hat die angeblich so der Liebe verpflichtete Bewegung
       begleitet bis zur Großdemonstration im Sommer 2020, bei der mehrere Hundert
       Menschen versuchten, das Reichstagsgebäude zu erstürmen – und
       erklärtermaßen wollte er dabei nicht urteilen: „Die künstlerische
       Herangehensweise ermöglicht es mir, die Menschen lange reden zu lassen und
       das Geschehen ausgiebig zu beobachten“, hat er [5][in einem Interview]
       gesagt. „Ich muss nicht objektiv berichten, ich darf von meinen
       persönlichen Interessen ausgehen.“
       
       Der [6][Hamburger Fotokünstler] Renner hat sich für sein Buch mit [7][der
       Website facesoftheriot.com] beschäftigt: Die versammelt annähernd 6.000
       Porträtfotos von Menschen, die am 6. Januar dabei waren beim Sturm auf das
       US-Kapitol. Destilliert sind diese Bilder wiederum aus Videos, die die
       Beteiligten selbst hochgeladen haben, nämlich auf der [8][bei Rechten und
       Rechtsextremen beliebten Social-Media-Site] „Parler“. Ermuntert
       facesoftheriot dazu, wo möglich den Behörden bei der Ermittlung
       Verdächtiger zu helfen, geht es Renner bei seiner Auswahl – 480 in ihrer
       Unschärfe bemerkenswert sich ähnelnde Bilder – um etwas anderes: Er wolle
       den Blick „eher weg vom Pranger, hin zu einer fast einheitlichen Masse
       richten“, sagt er der taz.
       
       Wer im Buch blättert, erhält also „nicht das klare Gesicht des mutmaßlichen
       Täters, sondern ein diffuses Bild des Schreckens“. Der „Horror“ liege auch
       „in der massenhaften Überzeugung, für die die Bilder stehen“, so Renner:
       „Es könnte jeder sein.“ Es ergebe sich „ein abstraktes Bild des Bösen,
       beziehungsweise ein Bild einer um sich greifenden Gefahr durch
       Falschinformation“, nämlich: dass die Demokraten die Wahl „gestohlen“
       hätten.
       
       Neben den [9][ganz real Geschädigten] sei es, so Renner, „auch die
       Demokratie, die ein Opfer dieser Attacke wurde und das bleibt ja ein
       zentrales Thema, nicht nur in den USA“.
       
       11 Aug 2021
       
       ## LINKS
       
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   DIR [2] /Nach-dem-Sturm-auf-das-US-Kapitol/!5738598
   DIR [3] https://www.pact-zollverein.de/programm/zauri-matikashvili-corona-rebellen
   DIR [4] http://www.textem.de/renner-potential-sightings.html
   DIR [5] https://www.pact-zollverein.de/journal/corona-rebellen
   DIR [6] https://www.volkerrenner.de/
   DIR [7] https://facesoftheriot.com/
   DIR [8] /Digitales-US-Netzwerk-Parler/!5723963
   DIR [9] /US-Untersuchung-zum-Sturm-aufs-Kapitol/!5790155
       
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