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       # taz.de -- Experte über Anti-Terror-Krieg nach 9/11: „Eine Etappe im Abstieg des Westens“
       
       > 20 Jahre US-geführter „Krieg gegen den Terror“ haben den Terrorismus
       > nicht besiegt. Ganz im Gegenteil, sagt der Islamwissenschaftler Guido
       > Steinberg.
       
   IMG Bild: Nach dem misslungenen Krieg gegen den Terror: Evakuierung des Flughafens in Kabul, August 2021
       
       taz: Herr Steinberg, was sagen der [1][Anschlag am Flughafen von Kabul]
       letzte Woche und die Antwort der USA darauf über den 20 Jahre währenden
       Krieg gegen den Terror? 
       
       Guido Steinberg: Das ist der Versuch des Islamischen Staats, es so
       erscheinen zu lassen, als würden die Amerikaner jetzt unter seinem Feuer
       Afghanistan verlassen. Die Bilder werden die politischen Kosten des Abzugs
       für die Regierung Biden erhöhen. Der Anschlag zeigt, dass die Amerikaner
       ihr Ziel, den [2][Terrorismus in Afghanistan] und darüber hinaus
       auszumerzen, nicht erreicht haben. Der US-Drohnenangriff auf IS-Personal
       ist der Versuch, Stärke zu zeigen, doch wird er den Eindruck nicht
       beseitigen können, dass die US-Regierung überhastet abgezogen ist und so
       das [3][Chaos am Flughafen] mitversursacht hat, das den Anschlag erst
       möglich machte.
       
       US-Präsident Biden hat den Abzug damit begründet, dass von Afghanistan aus
       kein internationaler Terroranschlag mehr verübt werden wird. 
       
       Dass einer Organisation gelingt, noch einmal einen Anschlag vom Ausmaß wie
       am 11. September zu verüben, ist zurzeit unwahrscheinlich. Aber in
       Afghanistan haben wir heute mehrere Gruppen, die darauf abzielen, Anschläge
       zu verüben – in Afghanistan, in Nachbarländern und vielleicht weltweit. Wir
       haben den IS, al-Qaida und kleine usbekische Gruppierungen. Das
       Terrorproblem ist nicht beseitigt. Biden hat versucht, seinen Abzug auf
       unzulässige Art zu beschönigen. Insgesamt gibt es 2020/21 mehr
       islamistische Terroristen an mehr Orten weltweit und die verübten in den
       letzten Jahren mehr Anschläge mit mehr Todesopfern als um 2001. Vor allem
       in Syrien, Irak und Afghanistan ist die Situation schlimmer als 2001.
       
       20 Jahre nach ihrem Sieg über die Taliban konnten die USA jetzt deren
       [4][Rückkehr an die Macht in Kabul] nicht verhindern. Was bedeutet das
       politisch? 
       
       Das ist eine schwere Niederlage. Sie hat sich seit Februar 2020
       abgezeichnet, als die Trump-Administration in ihrem Wunsch, Afghanistan zu
       verlassen, den Taliban das Land überlassen hat, ohne eigene Forderungen
       durchzusetzen.
       
       Hat Trump nicht nur eingestanden, was offensichtlich war: dass die USA in
       Afghanistan militärisch nicht gewinnen konnten? 
       
       Das ist umstritten. Die meisten Beobachter gingen davon aus, dass man mit
       einer relativ kleinen Truppe von bis zu 15.000 Mann einen Zusammenbruch des
       Staates Afghanistan verhindern könne. Trump hatte nicht nur eine Option.
       
       Welche Fehler haben die USA und ihre Verbündeten in der Sicherheitspolitik
       seit 9/11 gemacht? 
       
       Der größte Fehler vor allem der USA war, sich zu Überreaktionen hinreißen
       zu lassen. Terroristen wollen mit öffentlichkeitswirksamen Anschlägen den
       Gegner zu Fehlern provozieren. Die USA haben die Organisation al-Qaida zu
       einem großen weltweiten Netzwerk aufgeblasen, das es nun gelte, mit ganz
       großen Maßnahmen zu bekämpfen wie u.a. mit der Invasion in Afghanistan, der
       Verfolgung von al-Qaida-Terroristen und solchen, die man dafür hielt in
       vielen Ländern der Welt und dann mit dem Irak-Krieg. Das war nicht
       angemessen. Die Mitgliederzahl von al-Qaida ging nie über eine eher
       niedrige vierstellige Zahl hinaus. Auch Guantanamo fällt unter die
       Überreaktionen. Es hätte gereicht, Taliban als Kriegsgefangene zu nehmen
       und al-Qaida-Kämpfer mit Verbindungen zum 11. September vor Gericht zu
       stellen.
       
       Der Krieg in Afghanistan war der erste Bündnisfall der Nato. Hat er die
       Nato verändert und ihrem Ruf geschadet? 
       
       Mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion und der Auflösung des Warschauer
       Paktes war die wichtigste Funktion des Nordatlantischen Bündnisses
       weggefallen. Die Nato suchte Ersatzprojekte. Die Amerikaner sind mit großem
       Verve in den Afghanistan-Einsatz gegangen, haben aber gemerkt, dass ihre
       Verbündeten in ihrem Windschatten zumindest militärisch sehr wenig machen.
       Das hat dem Zusammenhalt geschadet. Das Verhalten der Deutschen im Norden
       Afghanistans, die sich ja fast konstant geweigert haben, am Kampf gegen die
       Taliban teilzunehmen, hat unser Verhältnis negativ beeinflusst.
       
       Offiziell war der Krieg gegen den Terror eine Defensivreaktion der USA auf
       den 11. September. Doch wurde er nicht spätestens mit dem Irak-Krieg zu
       einem neo-imperialistischen Projekt, um hegemoniale Ziele durchzusetzen? 
       
       Das ist nicht mein Vokabular, aber die Beschreibung ist richtig. Der Krieg
       in Afghanistan war sicherheitspolitisch nachvollziehbar und gerechtfertigt,
       denn damit wurden diejenigen angegriffen, welche die Täter vom 11.
       September beherbergt hatten. Die Invasion des Irak aber hat mit dem 11.
       September nichts zu tun. Das Regime von Saddam Hussein hatte keine
       Beziehungen zu islamistischen Terroristen, im Gegenteil, er hat sie
       bekämpft.
       
       In der Diagnose der Bush-Administration hatte der Irak mit dem 11.
       September zu tun, weil al-Qaida im Nahen Osten entstanden ist im Kampf
       islamistischer Bewegungen gegen ihre Regierungen in Kairo und Riad. Diese
       haben sie gewaltsam unterdrückt, worauf die Islamisten nach Afghanistan
       gezogen sind und von dort die USA angegriffen haben, um sie zum Rückzug aus
       Ägypten und Saudi-Arabien zu zwingen. Diese Diagnose war richtig, doch hat
       Bush den unverzeihlichen Fehler begangen, den Irak anzugreifen, um dort
       einen „Leuchtturm der Demokratie“ zu schaffen, der die Demokratisierung der
       gesamten Region ermöglichen und so die Entstehung von Terrororganisationen
       dort verhindern sollte. Das war schon damals eine absurde Idee.
       
       Wurde mit Osama Bin Ladens Tötung 2011 al-Qaida besiegt? 
       
       Al-Qaida hatte sich schon seit 2003 durch die Schaffung von
       Regionalorganisationen in Saudi-Arabien, Algerien, Jemen und Irak
       verändert. Die haben häufig die terroristische Initiative übernommen. Aus
       der irakischen al-Qaida ist dann der IS hervorgegangen. Dieser Prozess war
       2011 schon vollendet und al-Qaida war da schon geschwächt. Seit dem
       Anschlag in London 2005 hatte al-Qaida keinen großen Terroranschlag mehr in
       der westlichen Welt verübt. Bin Ladens Tötung war ein Ereignis in einer
       ganzen Kette, denn die Amerikaner töteten zwischen 2010 und 2012 die
       wichtigsten al-Qaida-Figuren in Pakistan. Das schwächte die Organisation
       erheblich und führte ab 2013/14 dazu, dass der IS erstarken und al-Qaida
       den Rang ablaufen konnte.
       
       Wenn es heute weltweit mehr Dschihadisten als 2001 gibt, hat der Krieg
       gegen den Terror dann mehr Feinde produziert als besiegt? 
       
       Ursache und Wirkung nachzuweisen ist schwierig. Man wird nein sagen müssen,
       wenn man argumentiert, dass die Ideologie des Salafismus ursächlich ist für
       das Erstarken des Dschihadismus. Die Dschihadisten wären auch dann
       erstarkt, wenn die Amerikaner „vernünftiger“ reagiert hätten. Aber in
       einzelnen Konfliktfeldern kann man schon nachweisen, dass die Präsenz der
       Amerikaner zu einer besonders heftigen Gegenreaktion geführt hat. 2008/09
       zählten die Taliban einige Zehntausend, heute sprechen wir von über 100.000
       Kämpfern, die an der Offensive teilgenommen haben.
       
       Nennen Sie ein Beispiel für eine Gegenreaktion. 
       
       Insgesamt war der Ansatz der USA zu breit, es lag weniger an einzelnen
       Maßnahmen. Die Behandlung Gefangener in Guantanamo oder Abu Ghraib war ein
       Verbrechen. Aber dass sich deswegen junge Leute den Taliban oder
       Dschihadisten anschließen, ist nicht nachzuweisen. Nachweisen kann man
       hingegen, dass jede Intervention in der islamischen Welt dazu führte, dass
       sich die Dschihadisten neue Rekrutierungspools erschließen konnten. Zum
       Beispiel das Vorgehen der Russen 1999 in Tschetschenien. Da haben sich
       viele Türken den Dschihadisten angeschlossen, weil Tschetschenien für sie
       aus historischen Gründen so wichtig ist. Auch der Irak-Krieg 2003 hatte
       eine enorme Mobilisierungsfunktion und natürlich auch Syrien. Das war die
       wichtigste Etappe im letzten Jahrzehnt und hat mobilisiert in einer Art,
       wie sich das niemand hat vorstellen können.
       
       Vor allem die Präsenz von Ausländern in einem Gebiet, das Muslime für sich
       beanspruchen, mobilisiert. Denn die Idee, dass Muslime sich dagegen zu
       wehren haben, ist sehr wirkmächtig.
       
       Im Syrien-Konflikt spielen die USA nur eine Nebenrolle. 
       
       Richtig. Ursächlich für das Erstarken der Terroristen sind neben
       amerikanischen Interventionen auch die russische in Tschetschenien 1999 und
       die äthiopische in Somalia 2006 sowie der Kampf von Regimen wie in Syrien
       gegen ihre eigene Bevölkerung.
       
       Hat der Krieg gegen den Terror dem Ruf der USA geschadet? 
       
       Viele Einzelmaßnahmen haben dem Ruf der USA geschadet, am meisten der
       Irak-Krieg. Der war ein schwerer Fehler. Er hat den USA selbst viel mehr
       geschadet als genützt. Die enormen Kosten stehen in keinem Verhältnis zum
       Ergebnis. Die Amerikaner haben ein halbwegs stabiles Regime gestürzt und an
       seine Stelle eine Regierung gesetzt, die sie den Iranern auslieferten. Nur
       noch einige tausend US-Soldaten stehen einer fast vollständigen iranischen
       Machtergreifung im Irak im Wege. Fast alle Beobachter schütteln den Kopf,
       dass eine Supermacht in ihrem politischen Urteil so falsch liegen kann.
       
       Hat der Krieg gegen den Terror Chinas Aufstieg beschleunigt? 
       
       Das kann man wohl sagen. Zwar ist Chinas Aufstieg unabhängig von den
       Ereignissen in Afghanistan oder im Irak, aber der relative Abstieg der USA
       hat mit den dortigen Kriegen und ihren enormen Kosten zu tun. Der
       machtpolitische Vorsprung auf die Chinesen und die Russen ist in dieser
       Zeit geschrumpft. Bisher ist das nur ein relativer Abstieg, aber drei
       amerikanische Regierungen haben inzwischen die Konzentration auf den Nahen
       Osten und Afghanistan als Fehler gesehen: Obama hat vom „Pivot to Asia“
       gesprochen, Trump hat China als wichtigsten Konkurrenten ausgemacht und im
       Umfeld von Biden wird gar von einer Art neuem Kalten Krieg gesprochen.
       
       China hat ein Terrorismusproblem mit militanten Uiguren. In China werden
       Muslime stark unterdrückt. Warum sind die USA für Dschihadisten trotzdem
       der Erzfeind, während niemand zum Dschihad gegen Peking aufruft? 
       
       Die Amerikaner waren in den 90er Jahren die verbleibende Supermacht und
       auch diejenige, die in den Heimatländern der Dschihadisten besonders stark
       vertreten war, also etwa in Saudi-Arabien, Ägypten, Pakistan, Afghanistan,
       Irak. Das macht die USA zu einem natürlichen Gegner. In dem Maße aber, in
       dem China ebenfalls zur Supermacht wird mit Interessen in all den Staaten,
       werden auch Chinesen zum Gegner.
       
       Es stimmt, dass China in der Behandlung der „eigenen“ Terroristen noch viel
       brutaler reagiert hat. Was ich als amerikanische Überreaktion beschrieben
       habe, sehen wir auch bei den Chinesen. Es gibt einige hundert uigurische
       Terroristen, die vor einigen Jahren wenige Messeranschläge verübt haben,
       was nur wenig Einfluss auf die innere Sicherheit Chinas hatte. Doch die
       Chinesen versuchen inzwischen zehn, elf Millionen Uiguren vollständig
       „[5][umzuerziehen]“ und ihre Identität auszulöschen. Chinas Überreaktion
       ist viel schlimmer, aber auch viel effektiver.
       
       Zur Terrorbekämpfung wurden weltweit sogenannte Sicherheitsgesetze
       verschärft. Wie hat sich das auf die politische Kultur bei uns ausgewirkt? 
       
       Das deutsche Beispiel ist nicht so aussagekräftig, weil sich die
       sicherheitspolitischen Reformen in einem engen Rahmen bewegt haben und das
       zugleich nicht dazu geführt hat, dass unsere Sicherheitsbehörden effektiv
       gegen islamistische oder rechtsextreme Terroristen vorgehen. Die Toleranz
       gegenüber sicherheitspolitischen Maßnahmen ist aber enorm gewachsen.
       
       Ein Beispiel ist der Umgang mit deutschen Terrorverdächtigen im Ausland.
       Als sich die Bundesregierung nach Ansicht der deutschen Öffentlichkeit
       nicht hinreichend um Murat Kurnaz gekümmert hatte, der in Guantanamo
       einsaß, gab es große Entrüstung. Heute sehen wir, dass sich über hundert
       deutsche terrorverdächtige Männer und Frauen in syrisch-kurdischen
       Gefängnissen und Lagern aufhalten. Als deutsche Staatsbürger haben sie ein
       Anrecht auf eine Rückkehr nach Deutschland. Dass die Bundesregierung sich
       da seit vier Jahren weigert zu handeln, findet in der Öffentlichkeit kaum
       einen Widerhall. Das ist ein Hinweis darauf, dass auch wir uns verändert
       haben. Viele Maßnahmen, die wir vor zwanzig Jahren noch für unvorstellbar
       oder skandalös gehalten haben, akzeptieren wir heute, wenn es sich denn um
       potenziell gefährliche Terroristen handelt. Und das gilt nicht nur für
       Deutschland.
       
       Hat die Terrorismusbekämpfung zu sehr die militärische Seite des Konfliktes
       betont und Fragen von Identität, Bildung, Teilhabe und sozialem Ausgleich
       vernachlässigt? 
       
       Ich glaube nicht, dass das für Deutschland gilt. Wenn man insgesamt den
       Krieg gegen den Terror sieht, insbesondere in Afghanistan und Irak, ist die
       militärische Seite überbewertet worden. Auch bei Mali kann man so
       argumentieren, in Deutschland sehe ich das eher weniger, auch weil es bei
       uns fast keine militärische Terrorismusbekämpfung gibt. Seitdem das KSK vor
       2008 in Afghanistan mitgekämpft hat, gibt es das nicht mehr. Unsere
       Sicherheitsbehörden haben aus meiner Sicht eher Schwächen in der
       repressiven Bekämpfung, während gleichzeitig eine große Präventions- und
       Deradikalisierungsindustrie entstanden ist. Ich wundere mich eher darüber,
       wieviele Präventionsprojekte es in Deutschland für die ein- bis zweitausend
       Dschihadisten hier gibt.
       
       Was müsste geschehen, um die Zahl der dschihadistischen Akteure zu
       reduzieren? 
       
       Stabilität ist in der Regel das beste Gegenmittel, weil Staaten selbst
       meist gut in der Lage sind, die eigenen Terroristen zu bekämpfen. Dazu
       müssen die Staaten aber stabil sein und dazu gehört auch ein gewisses Maß
       an Legitimität sowie Ressourcen. Derzeit herrscht in vielen Weltregionen
       Instabilität. Man sieht das vor allem im Nahen Osten und Nordafrika seit
       2011, im Irak schon seit 2003, in Afghanistan seit 2001. Diese Staaten
       müssen stabiler werden und aus sich heraus mit der eigenen Opposition und
       den eigenen Terroristen besser klarkommen. Geschieht dies nicht, wird sich
       die Lage nicht grundsätzlich verbessern. Die Fähigkeit auswärtiger Akteure
       wie der USA, der Russen oder Chinesen ist begrenzt, wenn sie weitab der
       eigenen Grenzen operieren.
       
       Favorisiert Ihr Plädoyer für Stabilität nicht autoritäre oder gar
       diktatorische Regime und ist das letzlich eine Absage an Demokratie? 
       
       Fakt ist, ein stabiler autoritärer Staat wie etwa Saudi-Arabien ist einem
       Bürgerkriegsstaat vorzuziehen. Aber die Situation ist umso besser, je
       legitimer ein Regime ist. Ein starker autoritärer Staat wie Saudi-Arabien
       mag oberflächlich für Stabilität sorgen, aber sorgt vielleicht auch dafür,
       dass die Opposition den bewaffneten Kampf beginnt, wie Osama bin Laden das
       gemacht hat. Es wäre also viel besser, würde das Regime in Saudi-Arabien
       über noch mehr Legitimität verfügen.
       
       Die Herrscher in Riad beteiligen ja schon die Bevölkerung an den
       Öleinnahmen und haben auch eine historische Legitimität, es sieht also
       nicht so schlecht aus wie anderswo. Momentan sind wir aber in einer
       Situation, in der Staaten wie Syrien, Libyen, Jemen oder vielleicht auch
       Irak vollkommen zerbrechen. Da ist autoritäre Stabilität erstmal besser –
       für die Menschen dort, für die Region und für uns. Zufrieden geben sollten
       wir uns damit nicht. Aber Afghanistan, Irak und Mali zeigen unsere Grenzen,
       solche Staaten tatsächlich auf eine neue Grundlage zu stellen.
       
       Was wird vom Krieg gegen den Terror international bleiben? 
       
       Diese zwanzig Jahre werden eingehen als eine weitere Etappe im Abstieg des
       Westens in der Welt. Der Krieg gegen den Terror ist Teil einer Phase, die
       mit dem Ende des Kalten Krieges Mitte der 80er Jahre begann. Wir waren
       Zeugen einer Ära, in der vor allem die USA geglaubt haben, dass sie nicht
       nur die Weltpolitik bestimmen können, sondern auch die Politik in einzelnen
       sehr fremden Staaten wie etwa Afghanistan und Irak, also dass sie die Welt
       zum Besseren verändern können. Diese Illusion führte dazu, dass die
       Amerikaner große innenpolitische und wirtschaftliche Probleme haben und
       relativ zu China abgestiegen sind. Das wird das wichtigste Ergebnis
       bleiben. Ansonsten sind die Organisationen der Terrorszene heute etwas
       schwächer, aber die Gesamtszene stärker. Denn es gibt mehr junge
       Dschihadisten in mehr Ländern, die eine Bedrohung für ihre Gegner
       darstellen, zu denen auch China gehören wird.
       
       Diese fragmentierte Szene werden wir noch einige Jahrzehnte erleben. Das
       zeigt auch das aktuelle Attentat in Kabul: Da bestimmen jetzt neue Akteure
       das Geschehen, die nicht mehr viel zu tun haben mit al-Qaida 2001. Wir
       können nur hoffen, dass wir das wenigstens in unser näheren Umgebung unter
       Kontrolle halten können.
       
       (Langfassung des Interviews aus der Printausgabe der taz vom 31. August
       2021)
       
       1 Sep 2021
       
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