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       # taz.de -- Berliner Refugee-Bewegung: Respekt für den Oranienplatz
       
       > Schon einmal hat die Flüchtlingsaktivistin Napuli Langa eine Platane auf
       > dem Oranienplatz besetzt. Seit Freitag sitzt sie wieder auf dem Baum.
       
   IMG Bild: Besetzte Platane am Kreuzberger Oranienplatz
       
       Berlin taz | Es ist die gleiche Platane. Napoli Langa liegt in einer
       türkisfarbenen Hängematte in drei Metern Höhe auf einem Absatz, von dem die
       riesigen Äste in alle Richtungen abzweigen. Über ihr ist eine Regenplane
       gespannt; unter ihr, auf dem Rasen des Kreuzberger Oranienplatzes, stehen
       ein paar Unterstützerinnen. Der Stamm der Platane ist mit Plakaten beklebt:
       Darauf werden eine Luftbrücke und ein Landesaufnahmeprogramm für
       afghanische Geflüchtete gefordert.
       
       Schon einmal, [1][im April 2014], hatte die gebürtige Sudanerin die Platane
       besetzt. Aus Protest gegen die Räumung des [2][Flüchtlingscamps auf dem
       Oranienplatz] war die schlanke Frau in den Baum geklettert. Damals ging es
       darum, dass der Senat entgegen der ursprünglichen Vereinbarung das Infozelt
       – der Treffpunkt der Flüchtlinge – abgerissen hatte.
       
       Langa hat einen roten Schal um den Hals gewickelt, über die Beine ist eine
       Wolldecke gebreitet. Aus der Hängematte nach unten gebeugt erzählt sie auf
       englisch, der Oranienplatz sei der Geburtsort der Flüchtlingsbewegung.
       Viele Gruppen hätten sich daraus entwickelt: International Women Space, das
       Radionetzwerk We are born free, und andere. Damals, 2014, habe sie fünf
       Tage und vier Nächte in dem Baum verbracht. Jetzt sei sie seit vier Tagen
       und drei Nächten hier. Es gehe nicht nur um Afghanistan, sondern um das
       gesamte Refugee Movement.
       
       Von dem Baum war Langa im April 2014 heruntergekommen, nachdem sie die
       Bestätigung bekommen hatte, dass die Flüchtlinge ihr Infozelt wieder
       aufbauen dürfen. Das Zelt gibt es schon lange nicht mehr. Mit der
       Baumbesetzung wollen Lange und ihre Gruppe erreichen, dass es auf dem
       Oranienplatz wieder einen Anlaufpunkt für die Bewegung gibt. Unbefristet,
       wie es das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg Ende 2013 zugesagt habe.
       Eine Unterstützerin zeigt auf die entsprechende Sondernutzungsgenehmigung,
       die sie auf ihrem Handy gespeichert hat.
       
       ## Alle paar Stunden kommt die Polizei
       
       Zwei Polizisten nähern sich. Alle paar Stunden kreuze die Polizei auf,
       erzählt eine der Unterstützerinnen. In der Nacht von Sonntag zu Montag
       seien sie sogar mit drei Autos gekommen und hätten voll in den Baum
       gestrahlt. „Was würden Sie denn sagen, wenn jemand in Ihrem privaten Garten
       auf dem Baum campiert?“, fragt einer der beiden Uniformierten nun. „Das
       Grünflächenamt war da und hat gesagt, solange wir die Natur respektieren
       ist alles okay“, erwidert eine der Frauen.
       
       Der zweite Beamte telefoniert derweil, Langa verfolgt das Ganze von oben.
       Es fängt an zu nieseln. Es dauert bis der Beamte das Telefonat beendet hat.
       „Tschüss und viel Glück“, sagt er zu der Gruppe und zieht mit dem Kollegen
       von dannen.
       
       30 Aug 2021
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Plutonia Plarre
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt Afghanistan
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   DIR Monika Herrmann
   DIR Flüchtlingscamp Oranienplatz
       
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