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       # taz.de -- Entwurf der Linken zu Mietendeckel: Der Bundesdeckel
       
       > Als erste Partei hat die Linke ein Konzept für einen bundesweiten
       > Mietendeckel vorgelegt. Er soll in Städten mit Wohnungsknappheit gelten.
       
   IMG Bild: Deckel drauf und besser?
       
       Berlin taz | Im Pressesaal der Linksfraktion im Bundestag lächelt Lothar
       Bisky von einem Poster, zusammen mit seinem Zitat: „Wir stellen die
       Systemfrage!“ Ein paar Meter weiter hängt ein Bild von dem Schriftsteller
       Heiner Müller, der wiederum sagt: „Wir stecken bis zum Hals im
       Kapitalismus.“
       
       Nun, den Kapitalismus würde die Linke mit dem am Dienstag dort
       vorgestellten [1][Konzept für einen bundesweiten Mietendeckel] nicht gleich
       abschaffen, aber für Mieter*innen in Städten mit angespanntem
       Wohnungsmarkt wären die Vorschläge zumindest bahnbrechend: Die Linke will
       in angespannten Märkten mit einem bundesweiten Mietendeckel die
       Wohnungspreise regulieren und sie in „Städten mit Wohnungsnotlage“ sogar
       absenken.
       
       Erarbeitet hat die Linke ihre Vorschläge für einen bundesweiten
       Mietendeckel zusammen mit Andrej Holm, Stadtsoziologe, und Benjamin Raabe,
       Fachanwalt für Mietrecht. Die Wissenschaftler kommen in ihrer Studie zu dem
       Schluss, dass ein Mietendeckel verfassungskonform wäre, wenn er
       differenziert und zeitlich befristet dort eingesetzt würde, wo die Lage
       besonders angespannt ist. Sie berufen sich dabei etwa auf das Urteil zur
       Mietpreisbremse, die das Bundesverfassungsgericht 2019 bestätigte.
       
       Die Wissenschaftler haben in 11 von 42 Städten eine Wohnungsnotlage
       ausgemacht. Darunter sind Berlin, Hamburg, München und Köln. Dort, wo unter
       anderem Mieten in den vergangenen fünf Jahren besonders stark gestiegen
       sind und sich die Mietpreise vom Einkommen entkoppelt haben, will die Linke
       besonders kräftig deckeln: Die Miete soll eingefroren werden und
       Wiedervermietung nur zu einer Durchschnittsmiete zulässig sein.
       
       ## Miete in bestehenden Verträgen senken
       
       Ebenso sollen zu hohe Mieten in bestehenden Verträgen abgesenkt werden,
       wenn sie 20 Prozent über der leistbaren Miete liegen. Die leistbare Miete
       soll sich dabei am Durchschnittseinkommen in der jeweiligen Stadt
       orientieren und solle 30 Prozent des Nettoeinkommens nicht überschreiten,
       sagte Holm bei der Vorstellung. 47 Prozent der Mieter*innen in den
       Großstädten zahlten demnach zu hohe Mieten: „Der Mietendeckel würde zu
       einer Verbesserung der sozialen Wohnversorgung führen.“
       
       In weiteren 17 Städten mit angespanntem Wohnungsmarkt schlägt die Linke
       einen nicht ganz so fest sitzenden Deckel vor. Hier sollen Erhöhungen nur
       gemäß Inflationsrate möglich sein. Bei Wiedervermietung soll die Miete
       ähnlich wie bei der Mietpreisbremse nicht über zehn Prozent einer „echten
       Durchschnittsmiete“ liegen. Diese soll sich wiederum, anders als im
       Mietspiegel, auch an Mieten im Bestand orientieren.
       
       Profitieren würden von all diesen Maßnahmen allein in den untersuchten
       Städten laut der von der Linken in Auftrag gegebenen Studie 1,1 Millionen
       Mieter*innen. „Um das gleiche Ziel zu erreichen, wären staatliche
       Mietzuschüsse, etwa durch Wohngeld, in Höhe von 5 Milliarden Euro pro Jahr
       nötig“, sagte die wohnungspolitische Sprecherin der Linkspartei, Caren Lay.
       
       In der Ausgestaltung des Mietendeckels orientiert sich die Linke am
       [2][Berliner Mietendeckel], der ein Jahr lang die Mieten der Hauptstadt um
       10 Prozent senkte. Mietrechtsanwalt Raabe nannte das Gesetz des
       rot-rot-grünen Senats einen „politischen Erfolg“, obwohl es beim
       Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe gescheitert war. Auf Landesebene ist
       eine solche Regelung aus Sicht des Verfassungsgerichts unzulässig. Auch
       deswegen will die Linke jetzt den bundesweiten Deckel.
       
       Annähernd umsetzbar wäre ein Mietendeckel wohl nur in einer
       [3][rot-rot-grünen Koalition], die derzeit eher unwahrscheinlich erscheint.
       Zumindest in der Wohnraumfrage scheinen aber die Gegensätze überbrückbar:
       Sowohl Grüne als auch SPD sprechen sich für regionale Mietenstopps aus.
       
       31 Aug 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.linksfraktion.de/fileadmin/user_upload/PDF_Dokumente/2021/210829_Studie_bundesweiter_Mietendeckelerfassung_.pdf
   DIR [2] /Mietendeckel-und-Wohnungsmarkt/!5794613
   DIR [3] /CDU-und-Rot-Rot-Gruen/!5794069
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Gareth Joswig
       
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