# taz.de -- Keine Einigung beim Moorschutz: Im Morast steckengeblieben
> Kurz vor Ende der Legislaturperiode legt das Umweltministerium eine
> Strategie zum Moorschutz vor. Die Agrarministerin lehnt diese weiterhin
> ab.
IMG Bild: Speichert viel CO2 und schützt damit das Klima: Moor bei Ahrensfelde
Berlin taz | Auf ein gemeinsames Vorgehen zum Schutz der Moore kann sich
diese Bundesregierung nicht mehr einigen. Deshalb macht das
Bundesumweltministerium jetzt einen eigenen Vorschlag. Am Mittwoch
präsentierte BMU-Staatssekretär Jochen Flasbarth (SPD) die „Nationale
Moorschutzstrategie“ seines Ministeriums. Auf ihr fehlt der offizielle
Stempel der Regierung, weil das Landwirtschaftsministerium nicht zustimmte.
Damit bleibt eine Aufgabe aus dem Koalitionsvertrag unerfüllt, das Thema
landet im Wahlkampf – und sicherlich als Wiedervorlage bei der nächsten
Regierung.
Dabei ist die BMU-Moorstrategie durchaus vorsichtig, wenn es um die hoch
umstrittene Frage geht, ob und wie Acker- und Weideflächen wieder vernässt
werden sollen. Denn von den 1,8 Millionen Hektar Feuchtgebieten in
Deutschland sind nur noch etwa 8 Prozent übrig – der Rest wurde in der
Vergangenheit für Weiden, Äcker, Siedlungen oder Straßen trocken gelegt.
Weil die Moore aber so viel Kohlenstoff speichern wie der gesamte deutsche
Wald, gasen aus diesen entwässerten Flächen nach Regierungsangaben jährlich
etwa 53 Millionen Tonnen Treibhausgase aus – circa 7 Prozent aller
deutschen Emissionen. Zum Vergleich: Die umstrittenen Inlandsflüge machen 2
Millionen Tonnen pro Jahr aus.
Daran soll die BMU-Strategie langfristig etwas ändern: Die Restmoore sollen
gesichert werden, eine Strategie und Finanzierung mit den Bundesländern
abgestimmt werden. Die „Umstellung auf naturnahe Bewirtschaftung“ bei
Landwirten soll finanziell gefördert werden und Produkte aus der
„Paludikultur“, der Bewirtschaftung der Sümpfe etwa durch Reet-Gewinnung,
sollen einen größeren Markt finden. Insgesamt will die Strategie ab 2030
jedes Jahr 5 Millionen Tonnen Treibhausgase aus den Mooren vermeiden.
Umwelt- und MoorschützerInnen ist das viel zu wenig: Weil Moore für
Artenschutz, Klima und Wasserhaushalt immens wichtig seien, stimme zwar die
Richtung, hieß es vom BUND, aber „das Ambitionsniveau der Ziele und
Maßnahmen ist viel zu gering, um Moore, Klima und Natur erfolgreich zu
schützen.“
Das Greifswald Moor Centrum und die Succow-Stiftung, Spezialisten für den
Moorschutz, begrüßten, die Strategie zeige, dass das Thema einen „hohen
Stellenwert“ für das Umweltministerium habe. Aber durch die Reduktion von 5
Millionen Tonnen, nicht einmal 10 Prozent der Emissionen, sei es „mehr als
fraglich, wie Deutschland so seine Klimaschutzziele erfüllen kann“, sagte
Jan Peters von der Succow-Stiftung.
## Klöckner spricht von Enteignung
Das Landwirtschaftsministerium hatte bereits Anfang August die Arbeit an
der [1][Moorstrategie für beendet erklärt], weil es den Fokus der
Vernässung auf Natur- und nicht auf Agrarflächen legen wollte und das BMU
nicht mit den Landwirten kooperiere. In einem Interview hatte
Agrarministerin Julia Klöckner der SPD vorgeworfen, sie plane, „Landwirte
durch die Hintertür um ihr Land zu bringen und zu enteignen“.
Dagegen verwahrte sich Flasbarth: Alle BMU-Pläne liefen darauf hinaus, die
Bevölkerung mitzunehmen. „Es wird nicht enteignet“, sagte der
Staatssekretär, „der Unsinn wird nicht besser, wenn man ihn wiederholt.“
1 Sep 2021
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DIR Bernhard Pötter
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