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       # taz.de -- Hannovers Regionspräsident hört auf: Der Kommunikator
       
       > Hannovers Regionspräsident Hauke Jagau tritt bei den Kommunalwahlen nicht
       > mehr an. Zuvor musste er 15 Jahre lang immer wieder seinen Job erklären.
       
   IMG Bild: Will künftig an seiner Work-Life-Balance arbeiten: Hauke Jagau
       
       Hannover taz | Wenn man Hauke Jagau googelt, schlägt die Suchmaschine
       gleich „Was macht ein Regionspräsident?“ vor. Das ist die Frage, die Jagau
       nun seit fast 15 Jahren regelmäßig beantworten muss – doch nach dieser
       Kommunalwahl am 12. September will er damit endlich aufhören.
       
       Die Region Hannover ist so etwas wie der Landkreis plus Metropole, Jagau so
       etwas wie ein Landrat plus – zuständig immer da, wo Dinge geregelt werden
       müssen, die Landeshauptstadt und Umland gleichermaßen betreffen:
       Jugendhilfe, Berufsschulen, Nahverkehr, Krankenhäuser, Abfallwirtschaft,
       Zoo.
       
       Apropos Zoo: Der Zoff um die Vertragsverlängerung für dessen Direktor
       Klaus-Michael Machens hat es sogar in Jagaus Wikipedia-Eintrag geschafft.
       Das ist ein bisschen unfair, denn eigentlich hält Jagau selbst die
       Einführung des Sozialtickets, den Ausbau des ÖPNV, aber auch den Bau der
       KZ-Gedenkstätte Ahlem für bedeutsamer, wenn man ihn nach einer Bilanz
       fragt.
       
       Es gibt allerdings auch noch einen Prozess, bei dem Jagau eine eher
       unrühmliche Rolle spielte: den um die sogenannte „Bamf-Affäre“. [1][Jagau
       gehörte zu denen], die sich bei der Zentrale über die Bremer Außenstelle
       des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge beschwerten. Er hatte sich
       darüber geärgert, dass diese in mehreren Fällen Entscheidungen seiner
       Mitarbeiter*innen gekippt und damit Abschiebungen in letzter Minute
       verhindert hatte. Eine Liste von 150 „problematischen“ Fällen hat Jagau
       nach Nürnberg geschickt.
       
       ## Das Lostreten der BAMF-Affäre findet er richtig
       
       Es folgte ein bundesweiter Aufschrei und die größte Ermittlungsgruppe, die
       es in der Bremer Staatsanwaltschaft je gab. Aber am Ende [2][blieb von den
       Vorwürfen gegen die Amtsleiterin] und mehrere Anwälte kaum etwas übrig –
       außer einem gewaltigen Schaden an den Karrieren der Beschuldigten. Jagau
       hält sein Vorgehen bis heute für richtig: Strafrechtlich könne er das Ganze
       ja nicht beurteilen, aber verwaltungsrechtlich seien die Bremer nun einmal
       nicht zuständig gewesen.
       
       Generell gilt Jagau als einer, der politischen Konflikten nicht unbedingt
       aus dem Weg geht und auch Klartext reden kann. In der Coronakrise versuchte
       er mit Hilfe von Youtube-Videos, die ständig wechselnden Regelungen
       halbwegs verständlich unters Volk zu bringen. Corona hätte seine Art zu
       arbeiten und zu kommunizieren tatsächlich noch einmal total verändert, sagt
       er.
       
       Das Rennen um seine Nachfolge ist ziemlich offen: Die SPD muss befürchten,
       nach dem Oberbürgermeisteramt in Hannover nun auch noch das Umland zu
       verlieren. Schon [3][Jagaus letzte Wiederwahl war reichlich knapp], weil
       der Speckgürtel eben lieber CDU wählt.
       
       Von den insgesamt acht Kandidat*innen gelten drei als aussichtsreich:
       Steffen Krach (SPD), Christine Karasch (CDU) und Frauke Patzke (Grüne). Der
       60-jährige Jagau, der immer Politik gemacht hat, sagt, er wolle erst einmal
       seine Work-Life-Balance in Ordnung bringen und vielleicht als Anwalt und
       Berater weitermachen.
       
       6 Sep 2021
       
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