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       # taz.de -- Lange Impfnächte in Berlin: Impfen mit DJ
       
       > Geimpft wird nachts mit Musik und ohne Vorzeigen eines Ausweises: Die
       > langen Impfnächte in Berlin stoßen auf Begeisterung.
       
   IMG Bild: Tanzfreudig sind eher die Sanitäter: frisch Geimpfte in der Arena in Berlin-Treptow
       
       berlin taz | Die Schlange vor dem Club Arena in Berlin-Treptow ist fast so
       lang wie die vor dem Berghain in besseren Zeiten. Es ist 23 Uhr, also
       langsam Partyzeit und die Leute gehen in einen Club, aus dem Bässe nach
       draußen dringen und drinnen ein DJ auflegt. Allerdings sind sie primär da,
       um sich impfen zu lassen, in dieser zweiten der insgesamt drei “langen
       Impfnächte in der Arena“, die in dieser Woche von der Senatsverwaltung für
       Gesundheit, dem Roten Kreuz und der Clubcommission organisiert werden.
       
       Das leicht Unangenehme mit einem Hauch von Party zu verbinden, das ist die
       Idee hinter diesen Events, die sich vor allem an Jüngere richten. Die
       Impfnächte gehen jeweils von 20 Uhr bis Mitternacht, am Freitag sogar bis
       ein Uhr morgens.
       
       “Die Veranstaltung passt gut zu Berlin“, sagt Luiza Santos aus Brasilien,
       die zur Zeit in Berlin lebt. Sie spricht von einer “großartigen Erfahrung“,
       sich hier ihre Dosis Biontech abgeholt zu haben. “Das mit den DJs ist
       natürlich ein Trick, um einen zu locken“, sagt Ramon Sibilo, der frisch
       geimpft aus der Arena kommt. Ausschlaggebend für ihn seien jedoch nicht die
       DJs gewesen, sondern dass es hier so unkompliziert abläuft. Ohne Termin
       einfach herkommen, auch noch mitten in der Nacht und dann einfach nur her
       mit dem Pieks, das finde er gut.
       
       Besonders an den Impfnächten ist auch, dass man ohne Vorzeigen seines
       Ausweises zum Impfarzt durchgelassen wird. Kein Wunder, dass vor der Arena
       in allen möglichen Sprachen geredet wird. Wenn man sich mit den frisch
       Geimpften aus aller Welt unterhält, sagen eigentlich alle dasselbe: super
       coole Veranstaltung, perfekt organisiert, so macht Impfen Spaß.
       
       Nach dem Schuss ein wenig getanzt hat freilich keiner von ihnen. “Den DJ
       habe ich am Ende gar nicht mal gesehen“, sagt der Holländer, der eben erst
       nach Berlin gezogen ist. Aber das Warten auf den Schuss sei am Ende mit
       Musik sicherlich entspannender gewesen als ohne. Was nicht heißt, dass
       nicht doch etwas los wäre auf dem Dancefloor. Laurenz Meyer beschreibt die
       Stimmung in der Arena so: “Die Sanitäter tanzen, die Geimpften sitzen.“
       
       Man mag einwenden, dass hier ganz schön viel Aufwand betrieben wird, um ein
       paar Oberarme vor die Nadeln zu bringen. Doch wenn es derartiger Events
       bedarf, um die Impfquote nach oben zu drücken, lässt sich dagegen auch
       nichts sagen. Und Geimpfte, die nun anderen von ihrem Impftermin in der
       Arena vorschwärmen können, schaden der Impfkampagne sicherlich auch nicht.
       
       Glücklich sind außerdem die 20 DJs, die über die drei Impfnächte verteilt
       endlich mal wieder auflegen können. Sie alle arbeiten auch regulär in den
       Impfzentren Arena und Tegel, in denen bevorzugt Leute aus dem Berliner
       Nachtleben, die wegen Corona ohne Jobs dastanden, untergekommen sind.
       Darunter auch durchaus prominente Plattendreher wie Tama Sumo und Nick
       Höppner.
       
       Simon Kidder, der als DJ Emerson Freitag Nacht das letzte DJ-Set spielen
       wird, sagt, der Job im Impfzentrum sei super, die Bezahlung auch und seine
       DJ-Gage für ein eineinhalbstündiges Set würde ebenfalls passen. Vier
       Freunde von ihm, die bislang noch zögerlich waren, hätten sich in einer der
       Impfnächte ihren Schuss abgeholt. Ohne die DJs zum Impfen wären sie jetzt
       noch ohne Corona-Schutz.
       
       12 Aug 2021
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Andreas Hartmann
       
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