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       # taz.de -- Partys in Parks in Berlin: Verbunden via Instagram
       
       > Wer trifft sich eigentlich so auf den Partys in Berliner Parks, die
       > derzeit so viel Schlagzeilen machen? Unsere Autorin hat ein bisschen
       > mitgefeiert.
       
   IMG Bild: Im Mauerpark ist immer was los!
       
       Berlin taz | „Seid ihr auch wegen Berlin-Saufen hier?“ frage ich eine
       blonde junge Frau. Das wird im Laufe der Nacht mein Standardspruch werden,
       um ins Gespräch zu kommen. Und es klappt. Immer: „Ich würde lügen, wenn ich
       nein sagen würde“, sagt sie. Und schon sind wir im Gespräch. „Ich bin
       Paula“, stellt sie sich vor. „Wie heißt du?“
       
       Paula kommt aus einem Berliner Vorort hinter Erkner, sie geht auf die 11.
       Klasse einer Schule in Friedrichshain. Ziemlich weit weg vom Kreuzberger
       Viktoriapark, in dem wir gerade sind. Der [1][Instagram-Account
       „bln.saufen“] hat sie hergelockt. Von den vier Parks, die der Account für
       diesen Freitag gepostet hatte, war das hier der zentralste. Deswegen bin
       auch ich hergekommen. Als 25-Jährige fühle ich mich eigentlich zu alt für
       ein Parkbesäufnis, aber ich will es mir heute Nacht ansehen.
       
       Viel los ist allerdings nicht. Auf dem Platz vor dem Denkmal auf der Spitze
       des Kreuzbergs tummeln sich nicht mehr als 15 Menschen, auf einer Bank
       liegt ein Mädchen und schläft, auf der Bank daneben hat eine gerade
       gekotzt. Musik läuft auch nicht. Lame. „Hätte ich das gewusst, hätte ich
       meine Flip 4 mitgebracht“, ärgert sich Yannick. Flip 4, das ist eine dieser
       kleinen Bluetooth-Boxen, die zur Parkparty genauso dazugehören wie der
       Alkohol. Die dieses Phänomen vielleicht erst mit ermöglichen.
       
       Yannick ist 16 und geht auf die gleiche Schule wie Paula. Er wird dieses
       Jahr 17, wie er stolz betont, aber normales feiern, ohne Corona? Kennt er
       nicht.
       
       Paula trinkt oder kifft nicht, deswegen ist sie die Managerin der Gruppe.
       Weil hier nichts los sei, will die Gruppe in den „Gleisi“, den
       Gleisdreieckpark. Da kommt Anna gerade her. Sei nicht cool gewesen,
       deswegen ist auch sie mit einer Freundin dem Aufruf von bln.saufen gefolgt.
       Sie lobt meinen Namen („Cristina, voll der schöne Name!“) und wir tauschen
       Instagram-Profile aus.
       
       Ich war lange nicht mehr auf einer Party, wo die Leute so schnell so offen
       waren. Genau deswegen kommen Paula, Yannick und Anna immer so gern zu den
       „Partys“ beziehungsweise Besäufnissen im Park. Es geht nur in zweiter Linie
       ums Saufen, sondern primär um das soziale.
       
       ## Im Mauerpark ist immer was los
       
       Weil auf dem Kreuzberg nichts los ist, ziehen meine Begleitung und ich
       weiter zum Mauerpark. Dazu hat bln.saufen zwar heute nichts angekündigt,
       aber da soll am Basketballplatz immer was los sein.
       
       Anna und ich haben sofort Freundschaft geschlossen. Bevor wir den Park
       verlassen, gehen wir zusammen ins Gebüsch um zu pinkeln. Aber zugepisste
       Ecken sind natürlich ein Problem der Parkpartys. Die Lösung – mobile Klos –
       funktioniert nicht immer. Zumindest nicht am Mauerpark. Als wir dort
       ankommen, treten ein paar Jugendliche gerade die Tür des Klocontainers ein.
       Als sie am Boden liegt, springt jeder nochmal – rumms – rauf. Wild! Hier
       weht ein aggressiverer Wind als bei den Teens im Viktoriapark, denke ich.
       Mittlerweile ist es viertel nach zwei.
       
       Als wir am Basketballplatz ankommen, sieht es aus wie auf einem Festival.
       Unzählige kleine Grüppchen fügen sich zu einer Menschenmasse zusammen. Wo
       eine Hand eine Bluetooth-Box in die Höhe reckt, bilden sich kleine Pulks,
       die tanzen und mitgrölen. Es läuft Deutschrap, aber auch „Country Road,
       Take Me Home“. Gar nicht so anders als auf dem Oktoberfest.
       
       ## Partytouristen aus NRW
       
       Wir lernen Jan kennen. Er ist 19, kommt aus NRW und ist die letzten vier
       Wochen jedes Wochenende nach Berlin gekommen; um „seinen Spaß zu haben“. Er
       kommt per Mitfahrgelegenheit, schlafen tut er „irgendwo, im Wald oder so.“
       Krass. In der Hand hat er eine Plastikflasche mit einer roten Flüssigkeit
       drin. Ob das Lean sei, frage ich. Das Hustensaftgemisch mit Opiaten ist bei
       Ami-Rappern und Teenies beliebt, richtiges Klischee. Ich probiere einen
       Schluck. Schmeckt nach Wassermelone, eine Wirkung merke ich nicht.
       
       Ich frage mich langsam, [2][wann hier die Polizei kommt]. Als ich um kurz
       nach vier nach Hause gehe, dünnt sich die Menge langsam aus, aber von
       Polizei keine Spur. In der nächsten Nacht aber wird der Mauerpark schon um
       ein Uhr geräumt. Für den Abend hatte bln.saufen den Mauerpark als Partyort
       gepostet.
       
       27 Aug 2021
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Cristina Plett
       
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