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       # taz.de -- Drittimpfung in Israel: AHA vor Drittimpfung
       
       > Die Zahl der Neuinfektionen steigt. Die Drittimpfungen nehmen Fahrt auf.
       > An die Hygieneregeln hält sich kaum jemand.
       
   IMG Bild: Coronatestung in Tel Aviv
       
       Erst Musterschüler in der Virusbekämpfung, dann Impfweltmeister: Kein Land
       der Welt hat seine Bevölkerung so schnell impfen lassen wie Israel.
       Trotzdem grassiert die Delta-Variante heftig im Land. Studien zeigen: die
       Wirkung der Impfung lässt mit der Zeit nach. Seit knapp zwei Monaten
       verzeichnet Israel, das sich im Sieg gegen das Virus lange Zeit sicher
       wähnte, einen Anstieg von Neuerkrankungen, schweren Verläufen und
       Todesfällen. Jeden Tag erkranken etwa 6000 Menschen.
       
       Prognosen von Gesundheitsexper:tinnen für die kommenden Wochen fallen
       düster aus. Trotzdem setzt die Regierung alles daran, einen Lockdown
       während der hohen jüdischen Feiertage Anfang September zu verhindern und
       das neuen Schuljahr nicht über Zoom starten zu lassen. Als Reaktion auf den
       Anstieg begann Israel vor zwei Wochen mit Boosterimpfungen für ältere
       Menschen.
       
       Von 9,3 Millionen Israelis haben wurden bereits über eine Million eine
       [1][dritte Impfung] erhalten, schon will man die Drittimpfung für
       Impfwillige aller Gruppen zur Verfügung stellen. Israelischen
       Forscher:innen zufolge schütze diese zu beinahe 90% vor Erkrankung und
       Schwerverlauf. Das ist zwar erfreulich, wirft aber Legitimitätsfragen auf
       globaler Ebene auf. Die [2][WHO] rät von Boosterimpfungen vorerst ab und
       fordert Vorrang für Länder, in denen die Impfrate noch niedrig ist.
       
       „Es ist kompliziert“, so der israelische Konsens auf [3][Twitter]. Dan
       Turner, stellvertretender Direktor eines führenden Krankenhauses in
       Jerusalem, verkündete, auf eine dritte Dosis zu verzichten. Seine
       Einstellung teilen hier nicht viele: der Schutz der eigenen Bevölkerung
       habe Priorität. Das Paradox ist: Im israelischen Alltag ist von Corona
       wenig zu spüren. In Nachtclubs kontrollieren Türsteher Impfpässe und
       bestehen beim Eintritt pro forma auf Maskenpflicht.
       
       Kaum ist man drin, setzt man sie ab und tanzt eng aneinander gedrängt. Bei
       Theatervorführungen rutscht dem Publikum die Maske gerne aufs Kinn und
       bleibt dort. Keiner will so richtig wahrhaben, dass das Virus zurück ist.
       Statt Disziplin zu zeigen, genießen die Israelis ihren Sommer in vollen
       Zügen, zu groß ist die Angst vor einem weiteren Lockdown. Bevor sich die
       Regierung auf Drittimpfungen stürzt, sollte man zunächst dafür sorgen,
       Schutzmaßnahmen [4][in der eigenen Bevölkerung durchzusetzen].
       
       21 Aug 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Tempo-und-Masken-gegen-Corona/!5787444
   DIR [2] https://www.who.int/news/item/10-08-2021-interim-statement-on-covid-19-vaccine-booster-doses
   DIR [3] https://twitter.com/dvir_a/status/1428415431249911809
   DIR [4] https://www.jpost.com/health-science/covid-19-infections-spiking-in-ultra-orthodox-sector-677068
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Marina Klimchuk
       
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