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       # taz.de -- Eskalation vor Hamburger Schule: Kinder attackieren Polizisten
       
       > Ein Beamter wollte Streit schlichten und fixierte einen 13-Jährigen am
       > Boden. Daraufhin sollen ihn umstehende Schüler getreten haben.
       
   IMG Bild: Am Ende schickte die Polizei sieben Streifenwagen: Die Ida Ehre Schule in Hamburg-Eimsbüttel
       
       Hamburg taz | In den Medien war am Wochenende von einem Polizeieinsatz vor
       der Eimsbüttler Ida-Ehre-Schule zu lesen. „Schüler verprügeln Polizist –
       Senat reagiert hart“, titelte das Abendblatt, [1][„Jugendliche greifen
       Polizisten vor Hamburger Schule an“, der NDR]. Grundlage war eine
       Pressemitteilung der Polizei von Freitag, „Schüler greifen Polizeibeamten
       in Hamburg-Eimsbüttel an“. Der Beamte habe Streit zwischen zwei Jungen
       schlichten wollen und sei dabei angegriffen und „mehrfach gegen den Kopf
       getreten“ worden.
       
       Der Polizist sei ein [2][„Cop4U“], der im Schulumfeld tätig ist. Er war mit
       dem Rad unterwegs, trug einen Helm und blieb unverletzt. Laut
       Pressemitteilung der Polizei ging dem Handeln der Schüler eine Aktion des
       Polizisten voraus. Dieser fuhr am Donnerstag nachmittag in der Schlankreye
       Streife und bemerkte zwei Schüler, die sich „offensichtlich stritten“. Um
       sie herum habe eine Traube von Kindern und Jugendlichen gestanden.
       
       Als der Beamte einschritt und die beiden trennte, habe ein Junge „vehement
       eine Hand unter seiner Jacke verborgen“, und sie trotz mehrfacher
       Aufforderung nicht gezeigt. Da der Polizist diesen 13-Jährigen kannte und
       nicht auszuschließen gewesen sei, dass er bewaffnet war, „fixierte“ der
       dessen Arme „aus Eigensicherungsgründen“, so die Polizei. Da habe der Junge
       um sich geschlagen, „sodass der Beamte ihn schließlich zu Boden bringen und
       dort weiterhin fixieren musste“.
       
       Daraufhin hätten sich die umstehenden Kinder und Jugendlichen „auf
       hochaggressive Weise“ mit dem Festgehaltenen solidarisiert und den
       ebenfalls am Boden liegenden Polizisten bedrängt. „Aus der Gruppe heraus
       wurde er mehrfach gegen den Kopf getreten“, teilte die Polizei mit. Nur der
       Fahradhelm habe Verletzungen verhindert.
       
       Nachdem sieben Streifenwagen hinzugekommen waren, sei die Stimmung
       aufgeheizt geblieben. Schüler hätten Polizisten „beleidigt, bespuckt und
       angegriffen“. Schließlich seien der Junge und zwei weitere Kinder (zwölf
       und 13 Jahre) mit zur Wache genommen worden. Sie sind nicht strafmündig,
       dennoch gibt es Ermittlungen.
       
       ## Unverhältnismäßiger Polizeieinsatz?
       
       Das Abendblatt berichtet in seiner Montagsausgabe von einer
       [3][Videosequenz], die der Redaktion vorliege und zeige, wie der Polizist
       den Jungen fest am Boden hält. Im Hintergrund seien Schreie von
       Jugendlichen zu hören, die rufen „Hören Sie auf“ oder darauf hinweisen,
       dass der am Boden Liegende womöglich keine Luft bekomme. Schließlich sei am
       Bildrand, allerdings nur ungenau, zu sehen, wie offenbar einmal gegen den
       Helm des Beamten getreten wird.
       
       Auf Nachfrage der taz räumt die Polizei ein, dass der 13-jährige Junge
       keine Waffe bei sich trug. Gefragt, ob die zwei Jungen sich nur stritten
       oder schon prügelten, gibt die Polizei folgende Schilderung: „Als der
       Beamte auf die Situation aufmerksam wurde, stand ein Jugendlicher mit dem
       Rücken an einer Gebäudemauer. Der Junge machte auf ihn einen verängstigen
       Eindruck.“ Der 13-Jährige habe dort in „augenscheinlich bedrohlicher
       Haltung“ vor ihm gestanden. Da sei der „Cop4U“ eingeschritten, um eine
       bevorstehende Eskalation zu verhindern.
       
       Schulsenator Ties Rabe (SPD) erklärte, „Gewalt wird weder in noch vor der
       Schule akzeptiert! Wir werden mit aller Konsequenz vorgehen“. Von der im
       Abendblatt zitierten „Härte“ dabei sprach er gegenüber der taz nicht. Die
       Leitung der Ida-Ehre-Schule schrieb an Eltern, sie bedauere den Vorfall.
       „Es entspricht unserem Leitbild, Gewalt abzulehnen.“ Laut Rabe analysieren
       nun alle beteiligten Stellen wie Schulaufsicht, Schulleitung,
       Gewältprävention und Schulpsychologen unter Hochdruck, wie es zu der
       Situation kam und welche Schlüsse zu ziehen sind.
       
       Der innenpolitische Sprecher der Linksfraktion, Deniz Celik, sagte: „Wir
       sind gegen Gewalt. Aber dieser Vorfall muss aufgearbeitet werden mit
       Jugendpsychologen und Pädagogen“.
       
       23 Aug 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.ndr.de/nachrichten/hamburg/Jugendliche-greifen-Polizisten-vor-Hamburger-Schule-an,hamburg1876.html
   DIR [2] https://www.hamburg.de/handeln-gegen-jugendgewalt/4340294/cop4u/
   DIR [3] https://www.ndr.de/nachrichten/hamburg/Schulleitung-reagiert-nach-Angriff-vor-der-Ida-Ehre-Schule,hamburg1878.html
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Kaija Kutter
       
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