# taz.de -- Pflegende Angehörige und Corona: Klage auf mehr Hilfe
> Der Sozialverband VdK will eine Erhöhung der Leistung für die häusliche
> Pflege erreichen. Der Gang bis vor das Verfassungsgericht ist
> angekündigt.
IMG Bild: Kleine Erleichterung für einen Hilfsbedürftigen
Berlin taz | Der Sozialverband VdK Deutschland will bis vor Gericht ziehen,
um eine Erhöhung des Pflegegeldes für die häusliche Pflege durch Angehörige
zu erreichen. Man werde unter anderem die „einkassierte Erhöhung des
Pflegegeldes einklagen – notfalls bis zum Bundesverfassungsgericht“, sagte
VdK-Präsidentin Verena Bentele am Montag.
Die Koalition habe eine Erhöhung der Leistungen an Pflegebedürftige, die
von Angehörigen oder Freunden zu Hause gepflegt werden, um 5 Prozent
versprochen. Stattdessen seien 1,8 Milliarden Euro in die Heimpflege
geflossen, zur Entlastung der Angehörigen von den Eigenanteilen und für die
bessere Bezahlung von Pflegekräften in den Einrichtungen, sagte die
Verbandschefin.
„Für die Pflegeheime legte die Koalition millionenschwere Rettungsschirme
auf, für die Pflegekräfte gab es immerhin Applaus und Boni. Nur für die
pflegenden Angehörigen zu Hause gab es mal wieder nix“, erklärte Bentele.
In Deutschland werden 80 Prozent der 4,1 Millionen Pflegebedürftigen zu
Hause versorgt und mehr als die Hälfte ausschließlich von Angehörigen, also
ohne Hilfe der Sozialstationen. Die Pflegekasse zahlt die sogenannten
Sachleistungen für PflegerInnen von Sozialstationen. Man kann stattdessen
aber auch das sehr viel geringere „Pflegegeld“ bekommen zur eigenen
Verwendung der Pflegebedürftigen oder ihrer Angehörigen. Im höchsten
Pflegegrad gibt es maximal 901 Euro Pflegegeld im Monat.
## Hohe psychische Belastung
Der VdK legte am Montag eine Studie vor, nach der die Pflegebedürftigen und
ihre Angehörigen durch die Pandemie besonders belastet wurden. Für rund ein
Drittel der Pflegehaushalte waren Unterstützungsangebote von außen
weggefallen oder wurden aus Angst vor Ansteckung nicht mehr in Anspruch
genommen. Gut drei Viertel der Pflegebedürftigen und mehr als vier Fünftel
der Angehörigen empfanden diese Situation als sehr belastend, ergab die
Erhebung der Universität Osnabrück unter 16.000 TeilnehmerInnen.
Mehr als zwei Drittel der Befragten gaben an, durch die Pandemie sehr unter
psychischen Belastungen gelitten zu haben. Die Mehrzahl der Betroffenen
schränkte die Außenkontakte ein. Fast ein Drittel der Pflegebedürftigen
verließ das Haus oder die Wohnung während der Pandemie gar nicht mehr.
Der Sozialverband hatte schon mal im Jahre 2014 eine Beschwerde vor dem
Bundesverfassungsgericht zur Verbesserung der Pflege in Heimen eingereicht,
die gegen Grundrechte verstoße. Die Beschwerde wurde abgewiesen.
23 Aug 2021
## AUTOREN
DIR Barbara Dribbusch
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Anfang.