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       # taz.de -- Rot-Rot-Grüne Umweltpolitik in Berlin: Das Klima könnte besser sein
       
       > In der Klimapolitik machen ihre Fraktionen und Aktivist*innen der
       > Koalition Druck – zum Glück: Die rot-rot-grünen Klimaziele wurden
       > nachgeschärft.
       
   IMG Bild: Heizkraftwerk Klingenberg in Berlin-Rummelsburg
       
       Berlin taz | Wie beim Thema [1][Mobilität] gilt auch in Sachen Klima: Ohne
       den wachsenden Druck der Zivilgesellschaft hätten der Senat und die
       Koalition wohl nicht halb so viel erreicht oder auch nur unternommen. Dabei
       war es neben der damals omnipräsenten [2][Fridays-for-Future-Bewegung] die
       erfolgreiche „[3][Volksinitiative Klimanotstand Berlin]“, die 2019 noch
       einmal für eine Zuspitzung der politischen Debatte sorgte. Und natürlich
       die trockenen Sommer.
       
       Gemäß dem rot-rot-grünen Regierungsprogramm sollte eine weitgehende
       Klimaneutralität in Berlin bis 2050 erreicht werden. Ein paar Schritte
       wurden auf diesem Weg auch schon getan; wie groß sie sind, liegt im Auge
       der BetrachterIn: Die Stilllegung des letzten Braunkohlekraftwerks
       (Klingenberg) stand bei Vattenfall ohnehin auf der Agenda, und auch das Aus
       für das kleine Steinkohlekraftwerk Reuter C wiegt nicht sonderlich schwer
       in der Klima-Waagschale. Zumal die Kapazitäten auf – immerhin etwas weniger
       klimaschädliches – Erdgas umgestellt wurden.
       
       Das Berliner Energie- und Klimaschutzprogramm BEK, das noch aus
       rot-schwarzen Zeiten stammt, enthält zwar viele sinnvolle, aber sehr
       kleinteilige Maßnahmen, für die – so die Kritik etwa aus der Grünenfraktion
       – in den Bezirken oft das Personal zur Umsetzung fehlt. Insofern war die
       Volksinitiative eine dankbare Vorlage für die grüne Klimaschutzsenatorin,
       die den Senat davon überzeugte, eine „Klimanotlage“ auszurufen. Um dieser
       entgegenzutreten, sollten die Ziele verschärft und die Maßnahmen deutlich
       großkalibriger werden.
       
       Jetzt gibt es also einen „Klimacheck“ für Gesetzesvorhaben (allerdings
       keinen „Klimavorbehalt“, wie ihn Grünen- und Linken-Fraktionäre immer
       wieder gefordert hatten) und ein Solargesetz, das ab 2023 die Installation
       von Anlagen zur Strom- oder Wärmeerzeugung aus Sonnenenergie bei Neubauten
       und Dachsanierungen zur Pflicht erhebt. Eine weitere zentrale Forderung von
       Senatorin Günther war die Einrichtung einer „Zero-Emission-Zone“ in der
       Innenstadt, wo ab 2030 keine Verbrennungsmotoren mehr zugelassen sein
       sollten. Das aber war mit der SPD nicht zu machen.
       
       ## Die SPD als Bremserin
       
       Auch bei den CO2-Reduktionszielen im Berliner Energiewendegesetz schaffte
       die stärkste Partei im Dreierbündnis es erst einmal, eine Verschärfung von
       85 Prozent Minus bis 2050 (gegenüber 1990) auf 95 Prozent zu verhindern. Es
       dauerte anderthalb Jahre nach der Ausrufung der Klimanotlage im Dezember
       2019, bis der Senat zumindest auf diese Werte einschwenkte. Den
       klimapolitischen Sprechern der rot-rot-grünen Fraktionen ist es zu
       verdanken, dass dies im Parlament noch einmal zugespitzt wurde: Kurz vor
       Ende der Legislaturperiode gilt nun die Zielmarke von 95 Prozent Minus bis
       zum Jahr 2045.
       
       Außerdem verpflichtet das frisch novellierte Gesetz die Berliner
       Verwaltung, ihren eigenen Energieverbrauch durch Sanierung drastisch zu
       reduzieren bzw. auf erneuerbare Quellen (Ökostrom) umzustellen. In Sachen
       Wärmeversorgung – für Berlin so etwas wie der klimapolitische Elefant im
       Raum – muss Großversorger Vattenfall nun darlegen, wie er diese bis 2030
       zumindest ohne Kohle bewerkstelligen will – sonst drohen Bußgelder.
       
       Den KlimaaktivistInnen, die das errechnete CO2-Budget Berlins kurz vor dem
       Anschlag sehen, geht das natürlich längst nicht weit genug: Im Rahmen eines
       Volksbegehrens, das gerade startet, verlangen sie nun eine 95-prozentige
       Reduktion aller Treibhausgas-Emissionen – bis 2030.
       
       R2Gut? Kurz vor der Wahl stellt sich die Frage: War Rot-Rot-Grün eine
       erfolgreiche Koalition? Die taz Berlin hat sich [4][in einem Schwerpunkt]
       angeschaut, was Rot-Rot-Grün erreicht hat – und was verbockt.
       
       28 Aug 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Mobilitaet/!t5009507
   DIR [2] /Schwerpunkt-Fridays-For-Future/!t5571786
   DIR [3] /Volksinitiative-Klimanotstand/!5589606
   DIR [4] /Schwerpunkt-Rot-Rot-Gruen-in-Berlin/!t5473160
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Claudius Prößer
       
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