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       # taz.de -- ABBA, Union, Wildtierpopulation: Vom Wahl-O-Mat benutzt
       
       > Warum die Union am Schluss doch die Nase vorn hat und vier schwedische
       > Mittsiebziger das Rampenlicht suchen. Und: Klimaopfer Kommodowaran.
       
   IMG Bild: ABBA in ihrem erfolgreichsten Jahrzehnt: den Siebzigern
       
       taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht vergangene Woche? 
       
       Friedrich Küppersbusch: Kein Schwein interessiert, wer in 21 Tagen NRW
       regiert.
       
       Und was wird besser in dieser? 
       
       Wir sind unregiert auch gut.
       
       Haben Sie schon den neuesten Wahl-O-Mat benutzt? 
       
       Nein, er mich. Ich hatte erst Briefwahl gemacht und dann gewahlomatet und
       mir wurden ein Dutzend Parteien eher empfohlen als die meiner Wahl. Wohl
       weil einige Kleinstparteien ihre Antworten besonders clever designen.
       Schöne Vision: Statt Parteien, die einem viel erzählen können, träfe man 38
       bindende Sachentscheidungen für die kommende Legislatur. Und präferierte
       eine Partei. Wenn also der O-Mat selbst die Wahl wäre: spannend.
       
       Die Lokführer der GDL streiken zum dritten Mal innerhalb kürzester Zeit.
       Geht dadurch was voran? 
       
       Im Speisewagen erwartet Sie unser astronomisches Angebot: Nö. GDL und Bahn
       sind nah am Abschluss, etwa in der Größenordnung des öffentlichen Dienstes.
       Beide haben Hintergedanken: [1][Die Bahn möchte die ruppige GDL
       kleinhalten] und Tarifabschlüsse lieber auskungeln mit der frommen
       Eisenbahn-Verkehrs-Gewerkschaft EVG. Die GDL möchte Abschlüsse erzielen für
       andere, aufgesplitterte Bahntöchter. Sprich: Diesen Tarifkampf nutzen als
       Werbefläche für ihre bevorstehende Weltgeltung. Der DGB streitet für die
       Einheitsgewerkschaft gegen den Spalter Weselsky und seine GDL. Die GDL ist
       für die Einheitsgewerkschaft – wenn sie GDL heißt. Möge der Lautsprecher
       knistern und eine Stimme zu uns sprechen: „In Hamm werden beide Zugteile
       vereinigt.“ Das dauert.
       
       Die [2][schwedische Popband Abba kehrt nach 40 Jahren mit einem Album
       zurück]. Summen Sie dazu „Mamma Mia“, „SOS“ oder „Money, Money, Money“? 
       
       Es hat vier Buchstaben, kommt aus Schweden und funktioniert wie Sau: Ikea,
       Wasa, Abba. Die vier finanziell unabhängigen Mittsiebziger kommen mit neuen
       Songs und einer technisch innovativen Bühnenshow. Das muss einem
       sympathischer sein als Thirtysomethings, die ihre größten Hits memorieren.
       Zudem erinnern Abba daran: Es ist erst 46 Jahre her, dass der ESC
       musikalisch innovativ war und eine Superband hervorbrachte. Schließlich
       mutet die Avatar-Bühnenshow an, als gelänge Kraftwerk doch der Ausbruch aus
       dem Museum. Lauter spannende Vorzeichen. Schade, dass ich auf die Musik
       einfach nicht kann.
       
       Eine Wildtierzählung in Kenia hat ergeben, dass es erstaunlich positiv
       steht um die Populationen von Elefanten, Zebras und Giraffen. Ist die
       Umweltlage doch nicht so düster? 
       
       Zugleich erscheint die Rote Liste der 40.000 vom Aussterben bedrohten
       Tierarten. Neu sind Klimaopfer wie der Kommodowaran. Aber der
       Thunfischbestand hat sich erholt. Durch Fangquoten und Kampf gegen
       [3][Wilderei]. Tenor, wie in Kenia: der Mensch kann zum Guten hin
       eingreifen.
       
       Den Menschen in Afghanistan droht eine humanitäre Krise. Was können wir von
       Deutschland aus für sie tun? 
       
       Die bemerkenswerte Spurlosigkeit des 20-jährigen Militäreinsatzes und der
       über 50 Toten bei der Bundeswehr ehrlich bilanzieren. Doch das hilft
       höchstens den Menschen im „nächsten Afghanistan“. Die in diesem sind auf
       Verhandlungsgeschick gegenüber den Taliban angewiesen. Also das, was nach
       dem kommt, vor dem es kommen sollte.
       
       Die New York Times amüsiert sich über Olaf Scholz. Er verkünde seine
       Botschaften wie ein Roboter. Stimmen Sie zu? 
       
       Die derbsten Fiesheiten lässt die NYT-Kronzeugen sagen, wie Ex-Botschafter
       Kornblum: Spannender als Scholz sei, einem Topf Wasser beim Kochen
       zuzuschauen. Die Autorin selbst attestiert den Deutschen, „Langeweile zu
       lieben“, und sieht „null Charisma“ als Kriterium, sich einen wie Trump
       zuverlässig zu ersparen. Wer mag, kann den Artikel als Kompliment für die
       deutsche Schnarchokratie lesen.
       
       Trotz der Häme: Scholz und die SPD sind bei Umfragen oben auf, während die
       CDU in einem Rekordtief steckt. Neu aufstellen in der Opposition, ist das
       eine Option für die Union? 
       
       Vor einem Jahr wäre die SPD für die Prognose „25 Prozent“ ausgelacht
       worden. Vor 20 Jahren auch, nur von oben. So volatil geht’s mit der Union
       nun auch rauf und runter. Unterschied zu Merkel: Laschet demobilisiert die
       SPD-Kundschaft nicht, eher die eigene. Doch wie stets im Leben, im Sterben:
       Je näher die Urne kommt, desto ernster werden die Gebete. Kurz vor Schluss
       werden viele auf Nummer sicher gehen und Union ankreuzen.
       
       Und was machen die Borussen? 
       
       Nix. Also wenn Reus gegen Armenien auch nicht spielt. 
       
       Fragen: Emeli Glaser, Rieke Wiemann, waam
       
       5 Sep 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Deutsche-Bahn-in-der-Coronakrise/!5685222
   DIR [2] https://www.rollingstone.de/abba-comeback-die-wichtigsten-fragen-und-antworten-zum-neuen-album-voyage-2351959/
   DIR [3] /Agrarwissenschaftlerin-ueber-Naturschutz/!5792831
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Friedrich Küppersbusch
       
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