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       # taz.de -- Kulturbranche verteidigt Peng-Kollektiv: Kunst ist kein Terror
       
       > Berlins LKA stuft seine Ermittlungen wegen einer antikolonialen Karte als
       > Terrorabwehr ein. Künstler*innen widersprechen in einem Offenen Brief.
       
   IMG Bild: Terror? Really?
       
       Berlin taz | Das [1][Kunst- und Politikkollektiv Peng], das zurzeit mit
       Ermittlungen des Berliner Landeskriminalamtes (LKA) konfrontiert ist,
       erhält prominente Unterstützung aus der Kulturlandschaft. Am Dienstag
       richtete der Verein Die Vielen, ein Zusammenschluss aus Kulturinstitutionen
       aus ganz Deutschland, einen [2][Offenen Brief] an Berlins Senatoren für
       Inneres, Kultur und Justiz – überschrieben mit dem Titel: „Kunstfreiheit
       darf nicht auf die Terrorliste“.
       
       Genau das war nämlich passiert. Aufgrund einer von Peng veröffentlichten
       und gemeinsam mit der [3][Initiative Schwarze Menschen in Deutschland]
       gestalteten [4][Webseite], die auf einer Karte Orte und Denkmäler mit
       kolonialer Vergangenheit zusammenträgt, hatte das [5][Berliner
       Landeskriminalamt (LKA) Ermittlungen aufgenommen].
       
       Mitte Juli wurden die Räume des Kollektivs sowie die Privatwohnungen zweier
       ihrer Mitglieder durchsucht. Es kam heraus, dass das LKA eine Meldung, die
       Peng für die Beschädigung einiger Kolonialdenkmäler verantwortlich macht,
       an das Gemeinsame Extremismus- und Terrorismusabwehrzentrum von Bund und
       Ländern richtete. Die Ermittler sollen darum gebeten haben, Peng auf die
       bundesweite Terrorliste aufzunehmen, heißt es in dem Offenen Brief.
       
       Dieses Vorgehen kritisieren die Unterzeichner*innen des
       Solidaritätsschreibens nun vehement: „Wir erkennen hierin einen
       grenzüberschreitenden, beispiellosen Vorgang, der die Freiheit der Kunst
       gefährdet und Künstler*innen mit extremistischen Gruppen wie etwa der
       Al-Nusra Front oder potenziellen NSU-Attentätern in Verbindung bringt und
       formal sogar gleichsetzt.“ Weiterhin heißt es, dass die Liste dazu dient,
       terroristische Personen und Organisationen mit restriktiven Maßnahmen
       bekämpfen zu können. Die Aufnahme von Künstler*innen „erscheint nicht
       nur unverhältnismäßig, sie führt den Sinn und Zwecke der bundesweiten Liste
       zur Bekämpfung von Terrorismus völlig ad absurdum.“
       
       Auch Berlin Justizsenator Dirk Behrendt (Grüne) hält die Ermittlungen für
       übertrieben. Auf Anfrage der taz sagte er: „Die Einstufung als Terrorismus
       durch das LKA ist überzogen. Mit dem Innensenator habe ich darüber bereits
       gesprochen.“
       
       ## Innensenator soll intervenieren
       
       Dem Brief der Vielen haben sich unter anderem das Berliner Ensemble, die
       Berliner Festspiele, der Chaos Computer Club, der Friedrichstadtpalast und
       das Gorki angeschlossen. Sie schreiben: „Als Zivilgesellschaft werden wir
       immer wieder benennen, wenn die Exekutive ihr Gewaltmonopol entgegen der
       Gewaltenteilung etwa in der Zusammenarbeit mit den
       Verfassungsschutzbehörden missbraucht oder zumindest deutlich überzieht und
       dadurch Künstler*innen zur Zielscheibe von demokratiefeindlichen,
       denunzierenden Bestrebungen und Vorverurteilungen werden.“
       
       Gefordert wird, dass eine „fachliche Expertise“ zur Einordnung der
       künstlerischer Arbeit eingeholt wird, „bevor Künstler*innen als
       Terroristen eingestuft werden“. Innensenator Andreas Geisel (SPD) wird
       aufgefordert, derartige Vorgänge „auszuschließen und das entsprechende
       Verfahren zu korrigieren“.
       
       Das Peng-Kollektiv selbst teilte mit: „Das ist schon peinlich, wenn dem LKA
       handfeste Nazis entwischen und sie deshalb anfangen müssen, unsere
       Kuschelpopkunst in ihren Berichten an das Extremismus- und
       Terrorabwehrzentrum zu schreiben, damit sie kein leeres Blatt Papier
       abgeben.“
       
       24 Aug 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Peng-Kollektiv/!t5010976
   DIR [2] https://pen.gg/2021/offener-brief-der-vielen-an-den-berliner-senat/
   DIR [3] /Simone-Dede-Ayivi-ueber-Denkmaeler/!5691362
   DIR [4] https://www.tearthisdown.com/de/
   DIR [5] /Initiative-zur-Dekolonialisierung/!5788469
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Erik Peter
       
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