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       # taz.de -- Digitalisierungspläne der Union: Das Upgrade hängt
       
       > Mit einem 25-Punkte-Plan will die CDU die Digitalisierung in Deutschland
       > retten. Oder besser, die vergangenen 16 Jahre wettmachen.
       
   IMG Bild: Laschet spricht jetzt ein „ Hausverbot für Faxgeräte “ in Ämtern aus
       
       Netz im öffentlichen Nahverkehr? Muss man Glück haben. Verwaltung? In den
       Gesundheitsämter piepsen die Faxe. Und Unterricht via digitaler
       Lernplattformen? Ein Traum für die Schüler:innen, deren Lehrer:innen
       sich nicht persönlich um Soft- und Hardware kümmern. Funklöcher,
       Behördenapparate mit Umlaufmappen und Bildungsangebote, die sich an
       Papierkopien und Tafelkreide orientieren – so steht es um die
       Digitalisierung in Deutschland.
       
       Ein Blick in Erhebungen zur Wettbewerbsfähigkeit in Sachen Digitalisierung
       reicht, um das Desaster zu zeigen. [1][In einem aktuellen Bericht des
       European Center for Digital Competitiveness] (ECDC) landet Deutschland auf
       dem vorletzten Platz, was Digifortschritte in Europa und Nordamerika
       angeht. Schlechter lief es nur in Albanien.
       
       Auch unter den G7-Staaten schneidet die Bundesrepublik mies ab.
       Spitzenreiter ist Kanada, Schlusslicht Japan, auf den hinteren Plätzen
       Deutschland. Natürlich gab es zarte Versuche, diesen Zustand zu ändern. Zum
       Beispiel über Initiativen, Glasfasernetze auch in den ländlichen Raum zu
       legen. Oder bei Richtlinien zum autonomen Fahren, beim Digitalpakt für
       Schulen.
       
       Einen flächendeckenden, einen echten gemeinschaftlichen Vorstoß zur
       Digitalisierung des Landes gab es in den Merkeljahren leider nicht. Kein
       Wunder, wenn die Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CUD) noch 2018
       kolportierte: „5G ist nicht an jeder Milchkanne notwendig.“ Konkret ging es
       damals um die Auktion der 5G-Mobilfunkfrequenzen und die Auflagen für
       Unternehmen. Man könne sich ja noch ein wenig Zeit lassen, um in die Fläche
       zu gehen, hieß es weiter. Eine Einschätzung, die sinnbildlich für den Elan
       der Union bei der Digitalisierung steht.
       
       ## Laschet greift an
       
       Kanzlerkandidat Armin Laschet (CDU) sieht sich nun als Prophet des
       Jahrhunderts der Datenströme und greift an. Sein Plan: ein Digitalteam, das
       25 Punkte abarbeiten soll. Mit dabei sind die noch amtierende
       Digitalstaatsministerin im Kanzleramt, Dorothee Bär (CSU),
       Unionsfraktionschef Ralph Brinkhaus und seine Stellvertreterin Nadine
       Schön. An die öffentliche Verwaltung müsse man ran, Start-ups den
       Bürokratiewahn ersparen und natürlich überall Internet. „Alles, was digital
       werden kann, soll digital werden.“
       
       Und nun? Kanzlerin Angela Merkel gibt wenigstens zu, dass in den
       vergangenen 16 Jahren das Internet eher Neuland war als ein Mittel für
       Teilhabe und moderne Kommunikation. Laschet spricht jetzt ein
       „[2][Hausverbot für Faxgeräte]“ in Ämtern aus – und holt ein altes
       Schreckgespenst aus dem Instrumentenbaukasten: den Datenschutz. Von
       Hemmnissen und Bürokratie ist die Rede, wenn seine Anforderungen
       übertrieben werden. Das bedeutet nichts anderes, als den Zugriff auf Daten
       für Unternehmen erleichtern zu wollen. Damit Privatsphäre und EU-weite
       Regeln gewahrt bleiben, gibt es als Beruhigungspille ein Gremium, das alle
       Belange ausloten soll.
       
       Und ein echter Knaller aus dem Ideenfeuerwerk der CDU: Digitalisierung wird
       Chefsache, alle Kräfte sollen gebündelt werden und sogar ein
       [3][Ministerium für digitale Innovation und Transformation] wird es geben,
       sofern die CDU am Ruder ist. Kein schlechter Vorschlag. Im Prinzip. Genau
       das wurde in der derzeitigen Legislaturperiode versucht. Die
       Digitalisierung war im Kanzleramt angesiedelt, Dorothee Bär war die
       Beauftragte dazu. Mitgemischt haben Wirtschafts-, Innen-, und
       Verkehrsministerium. Dazu gab es jede Menge Digitalgipfel,
       Enquetekommissionen für künstliche Intelligenz, Papiere, um Bürokratie zu
       entschlacken.
       
       Nach einem Digiturbo klingt der Unionsplan nicht. Eher nach einem
       Mini-Upgrade, an dem sich das System aufhängen wird.
       
       8 Sep 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://digital-competitiveness.eu/wp-content/uploads/ESCP03_Digital-Riser-Ranking_2020-09-14-1.pdf
   DIR [2] /Digitalisierung-in-Wahlprogrammen/!5791629
   DIR [3] /Ministerium-fuer-Digitales/!5782589
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Tanja Tricarico
       
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