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       # taz.de -- Niedrige Schweinepreise: Ministerin Klöckner ratlos
       
       > Die CDU-Agrarministerin verkündet nach einem Krisengespräch kaum Neues.
       > Kritiker fordern, weniger Schweinefleisch zu produzieren und zu essen.
       
   IMG Bild: Angespannte Lage auf dem Markt für Schweinefleisch
       
       Berlin taz/dpa | Das von Bundesagrarministerin Julia Klöckner organisierte
       Branchengespräch zu den sehr niedrigen Preisen für Schlachtschweine ist
       ohne konkretes Ergebnis zu Ende gegangen. Die CDU-Politikerin teilte nach
       der Konferenz am Mittwoch zwar mit, ihr Ministerium habe erreicht, dass
       deutsches Schweinefleisch trotz des hiesigen Ausbruchs der
       [1][Afrikanischen Schweinepest] wieder in „vielen Drittländern“ verkauft
       werden dürfe.
       
       Zudem sei die Antragsfrist für Corona-Überbrückungshilfen bis Ende Dezember
       verlängert worden. Klöckner ergänzte, sie habe die EU-Kommission
       aufgefordert, höhere Beihilfen für die Betriebe zu erlauben. Doch all diese
       Maßnahmen waren schon bekannt, haben das aktuelle Preistief nicht
       verhindert oder werden Experten zufolge keine nachhaltige Linderung
       bringen.
       
       Angesichts der angespannten Lage auf dem Markt für Schweinefleisch hatten
       Tierhalter schnelle Unterstützung verlangt. Das aktuelle Preisniveau sei
       ruinös, erklärte der Deutsche Bauernverband anlässlich des Gesprächs von
       Klöckner mit Branchenvertretern. Die Lage sei für alle Betriebe
       existenzbedrohend. Nötig seien jetzt unter anderem weitere Corona-Hilfen
       und zinslose Steuerstundungen. Handel, Verarbeiter und Großverbraucher
       sollten sich auf eine Vermarktungskennzeichnung für deutsches
       Schweinefleisch einigen.
       
       Als Ursachen für den Preisabsturz nannte Klöckner vor allem die
       Exportbeschränkungen in viele Drittländer infolge der Afrikanischen
       Schweinepest, eine aufgrund des Wetters und der Coronabeschränkungen
       schwache Grillsaison und coronabedingt geringere Absatzzahlen in der
       Gastronomie und bei Veranstaltungen. Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche
       Landwirtschaft (AbL) wies aber darauf hin, dass der „Schweinefleischverzehr
       in Deutschland kontinuierlich zurückgeht“ – nicht erst sei Corona, sondern
       auch weil die Haltungsbedingungen zunehmend in die Kritik geräten. Russland
       und China seien dabei, ihre eigene Schweinefleischproduktion auszubauen und
       würden als wichtige Exportmärkte wegfallen.
       
       Klöckner sagte, sie habe den Umbau des Systems der Nutzierhaltung
       „eingeleitet“. Vom Konzept bis zur Finanzierung liege dafür alles auf dem
       Tisch. Umweltschützer werfen der Ministerin aber vor, sie habe die
       Umsetzung der Vorschläge für eine Tierwohlabgabe für bessere
       Haltungsbedingungen verschleppt.
       
       Die Grünen, Greenpeace und die AbL forderten, dass in Deutschland weniger
       Schweine gehalten werden müssten, um den Markt zu entlasten. „Sinnvoll wäre
       eine staatliche Förderung von Betrieben, die eine dauerhafte Perspektive
       haben, weil sie auf eine klimaschonende, umweltverträgliche und
       tiergerechte Produktion umstellen“, sagte Greenpeace-Landwirtschaftsexperte
       Martin Hofstetter. „Um die gesetzlich vorgegebenen Klimaziele für 2045 zu
       erreichen, darf die Zahl der Tiere in der Landwirtschaft nur noch halb so
       hoch sein wie heute. Und auch der Konsum wird sich entsprechend verändern
       müssen.“
       
       15 Sep 2021
       
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