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       # taz.de -- Hungerstreik vor dem Reichstag: Entschlossen und kraftlos
       
       > Seit 18 Tagen befinden sich Klimaaktivist:innen vor dem Reichstag
       > im Hungerstreik. Sie wollen ein Gespräch mit Baerbock, Scholz und
       > Laschet.
       
   IMG Bild: Lina Eichler und Mephisto (hier am Mittwoch) wollen trotz schwindender Kräfte weitermachen
       
       Berlin taz | Bis ans Limit will die 19-jährige Lina Eichler gehen, sagt
       sie. Kraftlos schlendert sie am Donnerstagmittag über die Wiesen vor dem
       Reichstag. Das Abitur in Dortmund hat sie in diesem Jahr erst einmal
       geschmissen. Stattdessen protestiert sie seit 18 Tagen mit einem
       Hungerstreik in einem Camp vor dem Reichstag gemeinsam mit fünf anderen
       Aktivisti:innen. Einst waren es sieben, eine Aktivistin hat abgebrochen.
       Die anderen machen weiter.
       
       [1][Die Hungerstreikenden fordern, öffentlich mit den drei
       Kanzlerkandidat:innen Annalena Baerbock (Grüne), Olaf Scholz (SPD)
       und Armin Laschet (CDU) zu sprechen]. Außerdem fordern sie, einen Klimarat
       einzurichten. Am 23. September sollen die drei Politiker:innen in dem
       Camp mit den Streikenden reden, so die Forderung. Bisher gibt es noch keine
       Zusage.
       
       Vor einigen Tagen habe sich Annalena Baerbock gemeldet, telefonisch, 15
       Minuten lang. Die Aktivist:innen sollten anfangen zu essen, sie mache
       sich Sorgen. „Sie ist aber nicht ernsthaft auf unsere Forderungen
       eingegangen und wollte nur ihre Parolen loswerden“, sagt Aktivistin
       Eichler. Ansonsten ließ Regierungssprecher Steffen Seibert verlauten, dass
       auch er sich Sorgen mache. Das Kanzleramt ist in Blickweite des
       Hungerstreiks an der Spree.
       
       „Die Schmerzen werden schlimmer“, sagt Eichler. Nun haben sie auch
       aufgehört, Fruchtsaft zu trinken. „Jetzt zehre ich nur noch von mir.“
       Laufen, aufstehen, all das falle immer schwerer, regelmäßig werde ihr
       schwarz vor Augen. Eichler tauscht sich täglich mit Freund:innen und
       Familie aus. Sie unterstützten sie, sagt Eichler, und schaut etwas zu
       Boden.
       
       ## Die Kräfte schwinden
       
       Am Donnerstag ist die Schweizer Tagesschau da. Sie interviewen einen
       Aktivisten. „Seit 18 Tagen bin ich im Hungerstreik, ich bin verzweifelt“,
       dann bricht er ab. Täglich kommen Medienleute vorbei. Die Gruppe tweetet,
       sendet Videobotschaften. Gerade versammeln sie sich in einem Zelt, als eine
       Passantin Kraft wünscht.
       
       In dem Zelt liegt auch der 27-jährige Jacob Heinze. Am Dienstag wurde er
       ohnmächtig und musste ins Krankenhaus gebracht werden. Die Ärztin riet ihm,
       wieder zu essen. „Das hat mich nur noch bestärkt, ich bin entschlossen,
       weiterzumachen“, sagt er. Das sieht auch Eichler ähnlich. „Wir wollen nicht
       sterben“, lautet immerhin der Konsens der Gruppe. Vor Ort checken
       Sanitäter:innen täglich Blutwerte.
       
       Doch der Hungerstreik ist unbefristet. Eichlers Schmerzen seien nichts
       gegen die Millionen Opfer der Klimakrise, gegen das, was noch komme. „Wenn
       wir drei Jahre so weitermachen, verpassen wir das 2-Grad-Ziel.“ Die
       Aktivist:innen werden wohl weitermachen. Klar ist aber auch: Die Kräfte
       schwinden.
       
       16 Sep 2021
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
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