# taz.de -- Wachsender Berg an Elektronikschrott: Es könnte viel weniger sein
> Die Menge an Elektro-Abfällen wächst. Die EU setzt nun auf einheitliche
> Ladekabel – ein kleiner Schritt. Nötig ist ein radikaler Wandel zu mehr
> Langlebigkeit.
IMG Bild: Da ist doch eine Sollbruchstelle drin!
Der Berg an Elektronikschrott ist einer der am schnellsten wachsenden
Müllberge unserer Zeit. Über 50 Millionen Tonnen jährlich sind es aktuell,
2030 sollen es Prognosen der Universität der Vereinten Nationen zufolge 75
Millionen sein, 2050 dann 111 Millionen jährlich.
[1][Die immense Steigerung] liegt an drei Entwicklungen. Erstens: Immer
mehr Geräte werden mit elektronischen Teilen ausgestattet. Zweitens: Immer
mehr Menschen nutzen elektronische Geräte. Drittens: Die Lebenszyklen von
Produkten sinken, teilweise direkt bedingt durch neue
Elektronik-Komponenten, bei denen man in Hard- oder Software gleich ein
Ende des Lebenszyklus anlegen kann.
Wenn die EU-Kommission jetzt also endlich, endlich [2][einen Gesetzentwurf
vorlegt], das Hersteller zu einem [3][einheitlichen Ladeanschluss bei
Smartphones und ähnlichen Geräten] verpflichtet und damit 980 Tonnen
Elektronikschrott im Jahr vermieden werden sollen, steht eine Frage im
Raum: Warum in aller Welt erst jetzt? Und nicht schon vor zehn Jahren, als
das Problem bereits in allen Dimensionen bekannt war?
Klar, Lobbyismus. Aber die Zeiten, in denen man mit der Industrie sprechen
und auf die Erfüllung grünwaschender Selbstverpflichtungen hoffen konnte,
sind nun wirklich vorbei. Es geht einfach zu schnell: Drei Jahre vorbei,
schon wieder ein paar tausend Tonnen Schrott zusätzlich.
Was nötig ist: ein radikaler und schneller Prozess hin zu mehr
Langlebigkeit. Das Smartphone, das nach einem Jahr ausgemustert wird, darf
es nicht mehr geben. Alle Anreize und Vorschriften müssen dafür sorgen,
dass Nutzer:innen ihre Elektonikgeräte länger als derzeit nutzen können,
und zwar deutlich. Updates müssen entsprechend lange ausgeliefert werden,
Ersatzteile wie Akkus verfügbar sein und die Geräte so gebaut, dass sie
mindestens bei Kleinigkeiten auch ohne Werkstatt repariert werden können.
Smartphones, die sechs, sieben, acht Jahre halten, die gibt es auch schon
heute. Und keinen zwingenden Grund, warum das nicht auch der Standard sein
soll.
23 Sep 2021
## LINKS
DIR [1] /Zu-viel-Elektroschrott/!5750320
DIR [2] https://ec.europa.eu/docsroom/documents/46755/attachments/3/translations/de/renditions/native
DIR [3] https://www.tagesschau.de/wirtschaft/eu-ladekabel-101.html
## AUTOREN
DIR Svenja Bergt
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