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       # taz.de -- Bürgerbeteiligung bei der Endlagerfrage: Keine Zeit für zu viel Streit
       
       > Die Suche nach einer dauerhaften radioaktiven Müllkippe geht weiter. Ohne
       > viel Verzögerung sollen mögliche Betroffene eingebunden werden.
       
   IMG Bild: Erkundungsbergwerk Gorleben, als Standort für ein Endlager wurde es ausgeschlossen
       
       Berlin taz | Wie sollen in Zukunft BürgerInnen, ExpertInnen und Betroffene
       bei der Suche nach einem radioaktiven Endlager in Deutschland mitreden?
       Darüber gibt es zwischen den staatlichen Stellen und der
       selbstorganisierten „Fachkonferenz Teilgebiete“ einen offenen Streit. Und
       den finden alle gut, wurde am Dienstag deutlich, [1][als die
       „Fachkonferenz“ ihren Abschlussbericht übergab.]
       
       „Der Konflikt zeigt das Erstarken der Zivilgesellschaft, ein gutes
       Zeichen“, sagte Hans Hagedorn, der „Partizipationsbeauftragte“ des
       Verfahrens.
       
       Es geht um eine heiße Frage: Wo in Deutschland sollen für die nächsten eine
       Million Jahre 10.500 Tonnen hochradioaktiver Müll gelagert werden? Vor
       einem Jahr stellte die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) den
       „Zwischenbericht Teilgebiete“ vor. Der schloss den Standort Gorleben aus,
       benannte aber 54 Prozent des Landes als potenzielle Lagerstätte.
       
       Daraufhin berieten sich in vier Sitzungen mehr als 1.000 BürgerInnen,
       ExpertInnen, Umweltverbände und Kommunen und formulieren jetzt in 22
       Aktenordnern ihre Forderungen: Wie sollen Betroffene informiert werden,
       welche Kriterien soll die BGE anlegen, wo fehlen noch Daten, was ist von
       den möglichen Lagergesteinen Ton, Granit oder Salz zu halten?
       
       ## Die Jugend soll eine Stimme bekommen
       
       Alles wertvolle Hinweise fürs Verfahren, sagte BGE-Chef Steffen Kanitz.
       „Die Beteiligung war ein Erfolg, wir haben viel gelernt.“ In Zukunft soll
       es mehr Online-Formate geben, die Jugend soll gehört werden.
       
       Allerdings: Wie diese weitere Beteiligung der Öffentlichkeit organisiert
       wird, ist umstritten. Die „Fachkonferenz“ will ihr Mandat verlängern.
       Schließlich muss die BGE in den nächsten Jahren die entscheidenden
       Kriterien festlegen, um die bisher möglichen 90 Standorte auf vielleicht
       ein Dutzend Regionen zu reduzieren.
       
       Außerdem fordern die TeilnehmerInnen auch ein eigenes Jugendgremium. Darin
       werden sie vom „Nationalen Begleitgremium“ unterstützt, das die Beteiligung
       der Öffentlichkeit am Prozess sicherstellen soll. Und auch der BUND meint,
       der bisherige Bericht der BGE müsse „nachgebessert werden“, und bei der
       Beteiligung der Öffentlichkeit müsse sich „Grundsätzliches ändern“, weil
       sonst eben diese Beteiligung „abreißen“ könne – die sei aber für die
       Akzeptanz eines solchen Endlagers problematisch.
       
       [2][Das sieht auch die zuständige Behörde BASE so.] Deren Chef, Wolfram
       König, sagte: „Die Beteiligung geht weiter, aber in einer anderen Form.“
       Die Selbstorganisation fordert das Gesetz allerdings nur für den jetzt
       beendeten Prozess der „Fachkonferenz“ – und später in den Regionen, in
       denen ein Endlager konkret gesucht wird.
       
       Wie die weitere Beteiligung der Bevölkerung aussehen soll, muss jetzt
       geklärt werden. Hinter den Kulissen wird klar: Die „Fachkonferenz“ fürchtet
       um Einfluss und Zugang zu Informationen. Und die Behörden wollen
       verhindern, dass sich zusätzliche Strukturen bilden, die das Verfahren
       verzögern.
       
       8 Sep 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.endlagersuche-infoplattform.de/webs/Endlagersuche/DE/Beteiligung/Fachkonferenz/fachkonferenz_node.html
   DIR [2] https://www.base.bund.de/DE/home/home_node.html
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Bernhard Pötter
       
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