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       # taz.de -- Staatsstreich in Guinea: Keine Garantie auf Besserung
       
       > Das Militär hat den gewählten Präsidenten Condé verhaftet und abgesetzt.
       > Erleichterung und Ernüchterung werden sich in dem Land die Waage halten.
       
   IMG Bild: Soldaten in Conakry positionieren sich am Sonntag während eines Aufstands
       
       In Guinea ist Präsident Alpha Condé am Sonntagmittag von einer kleinen
       Gruppe von Soldaten festgenommen worden. Putschistenführer [1][Mamady
       Doumbouya sagte] im Staatsfernsehen, das neu gegründete „Nationalkomitee
       für Sammlung und Entwicklung“ übernehme von nun an die Verantwortung für
       das Volk.
       
       Das könnte durchaus erleichtert sein. Als Condé 2010 zum Präsidenten
       gewählt wurde, galt er als Hoffnungsträger. Im Laufe der Jahre wurde er
       jedoch immer autoritärer, was in einer Verfassungsänderung gipfelte. Nur
       mit dieser konnte der 83-Jährige 2020 zum dritten Mal zum Staatsoberhaupt
       gewählt werden. Schon im Jahr zuvor starben Dutzende bei Protesten gegen
       Condés Vorhaben. Aktivist*innen und Oppositionelle haben sich deshalb
       verhalten optimistisch geäußert: Endlich wird dem Diktatur ein Ende
       bereitet, heißt es.
       
       Ausgerechnet auf das Militär zu vertrauen, ist allerdings riskant. Das Land
       blickt auf eine jahrzehntelange brutale Militärherrschaft zurück. Im
       vergangenen Jahr kritisierten Menschenrechtler*innen, dass die Armee die
       Zivilbevölkerung nicht vor Gewalt im Rahmen der Präsidentschaftswahl
       geschützt hatte. Putschistenführer Doumbouya, der einst französischer
       Fremdenlegionär, steht zudem einer Spezialeinheit vor, die längst nicht die
       ganze Armee hinter sich hat. Querelen innerhalb der Streitkräfte dürften
       deshalb programmiert sein und nicht zur Stabilisierung des Landes
       beitragen.
       
       Dass ein Putsch keine Probleme löst, zeigt auch das Nachbarland Mali. Nach
       der Absetzung von Präsident Ibrahim Boubacar Keïta war die Hoffnung auf
       Besserung groß. Doch erfüllt hat sie sich nicht, im Gegenteil: Die
       Putschisten setzten im Mai den zivilen Übergangspräsidenten Bah N'Daw ab,
       um ihre Macht zu demonstrieren. Der Alltag der vieler der gut 20 Millionen
       Einwohner*innen ist weiterhin geprägt von Gewalt, fehlenden
       Einkommensmöglichkeiten und Perspektivlosigkeit.
       
       Es ist nicht anzunehmen, dass es nun in Guinea besser läuft. Staatsstreiche
       sind schließlich ähnlich wie Wahlen: Sie lösen keine tiefliegenden
       strukturellen Probleme und bringen auch keine neue Generation an
       Führungskräften hervor.
       
       6 Sep 2021
       
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   DIR Katrin Gänsler
       
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