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       # taz.de -- Studierende auf dem Wohnungsmarkt: „Auch Studierende sind wohnungslos“
       
       > Wohnungsnot betrifft Studierende besonders, sagt Sophie Uhlig von der
       > LandesAstenKonferenz. Mit einem Aktionstag starten sie nun ihren Protest.
       
   IMG Bild: Längst nicht jede:r kommt in Studierendenwohnheimen unter
       
       taz: Frau Uhlig, mit welchen Problemen sind speziell Studierende auf dem
       Wohnungsmarkt konfrontiert?
       
       Sophie Uhlig: Die Lage ist für alle Mieter:innen aufgrund der extrem
       hohen Mieten katastrophal. Studierende betrifft besonders, dass der
       Bafög-Höchstsatz fürs Wohnen auf lächerliche 325 Euro angesetzt ist. Das
       ist natürlich absolut nicht ausreichend, um in Berlin eine Wohnung zu
       finden. Viele Studierende bringt das in große finanzielle Probleme, sodass
       sie sich fragen müssen, ob sie ihr Studium überhaupt weiterführen können.
       
       Wird Studieren so noch mehr zu einem Privileg bürgerlicher Schichten? 
       
       Auf jeden Fall. Ich erlebe das in meinem eigenen Studienfach Psychologie,
       wo ich einer der wenigen Menschen bin, die aus einer
       Arbeiter:innenfamilie entstammen, in der die Eltern eben keinen
       Hochschulabschluss oder Abitur haben. Man erlebt immer mehr, dass durch die
       hohen Mieten da eine noch krassere Auswahl stattfindet. Es geht ja auch
       nicht nur um die Frage ob studieren möglich ist, sondern auch wo studieren
       eine Option ist. Viele junge Berliner:innen müssen aus der Stadt
       wegziehen, obwohl sie hier Familie haben. Wie viele Studierende wohnungslos
       sind, wird überhaupt nicht erfasst.
       
       ## Was machen denn Studierende, die wohnungslos sind?
       
       Nur wenige Studierende landen wirklich auf der Straße, die meisten schlagen
       sich irgendwie von Zwischenmiete zu Zwischenmiete durch oder schlafen auf
       der Couch von befreundeten WGs. Das passiert gerade zu Semesterbeginn.
       Irgendwann finden die meisten dann was, aber wer wohnungslos ist,
       unterschreibt auch teure Mietverträge, die er oder sie sich eigentlich
       nicht leisten kann.
       
       Wie hat sich die Pandemie auf die Wohnsituation Studierender ausgewirkt? 
       
       Noch sind die Folgen gar nicht einschätzbar. Viele sind während der
       Pandemie zu ihren Eltern zurückgezogen und kommen jetzt zurück nach Berlin.
       Das kommt noch zu den vielen Erstsemestlern hinzu, die jetzt nach Berlin
       ziehen. Dabei ist der Wohnungsmarkt genauso erschöpft wie zuvor. Die
       Pandemie hat die Situation also wohl verschärft.
       
       Welche politischen Forderungen stellt die LandesAstenKonferenz? 
       
       Auch wenn es keine Dauerlösung ist: Der Senat muss für dieses Semester
       wieder Notunterkünfte für Studierende bereitstellen. Es braucht aber
       einfach mehr Plätze in Studierendenwohnheimen, mehr Sozialwohnungen und
       sozialen Wohnungsbau… Auch die Vergesellschaftung großer Immobilienkonzerne
       wird helfen. Alle bekannten Probleme des Wohnungsmarkts gelten ja für
       Studierende genauso wie für den Rest der Bevölkerung. Für alle, die Hilfe
       brauchen, bieten wir als AstA Sozialberatung an und vermitteln auch
       Mietrechtsanwälte.
       
       Im Aufruf für Ihren Aktionstag am Freitag sprechen Sie von einer
       „unglücklichen Doppelrolle“, in der sich Studierende auf dem Wohnungsmarkt
       befänden. Was meinen Sie damit?
       
       Häufig werden Studierende als Antreiber:innen der Gentrifizierung
       gesehen, weil eine WG für fünf Studierende nun mal teurer vermietet werden
       kann als die Wohnung einer Familie mit Kindern. Auch, weil viele
       Studierende heute mega viel arbeiten. Student:innen würden ja Plätze in
       Studierendenwohnheimen annehmen, wenn es diese gebe. Das Argument ist
       deshalb Humbug. Die Luxusbauten werden nicht für Student:innen gebaut.
       
       ## Was ist mit Luxusquartieren für Studierende, wie etwa das „Student
       Hotel“ am Alexanderplatz?
       
       Das ist nur Wohnraum für finanziell gut ausgestattete Studierende mit einem
       bestimmten Background. Dabei würden gerade die auch anderswo Wohnraum
       finden. Solche Angebote helfen nicht, das Problem zu lösen.
       
       Was ist am Aktionstag geplant? 
       
       Wir wollen uns verstärkt mit dem Wohnen-Thema auseinandersetzen, weil am
       Wochenende die Mietendemo ansteht und bald auch über die Enteignung großer
       Immobilienkonzerne abgestimmt wird. Es werden viele Stadtinitiativen
       Inputvorträge halten, etwa die Initiative Deutsche Wohnen & Co enteignen
       oder die Berliner Mieter:innengewerkschaft. Dazu gibt es kostenfreie
       anwaltliche Mietrechtsberatung, verschiedene Infostände, auch Snacks und
       kalte Getränke. Es geht ja auch darum, dass sich Studierende austauschen
       und vernetzen.
       
       [1][Aktionstag studentisches Wohnen] der LandesAstenKonferenz von 12 bis 19
       Uhr auf dem Tempelhofer Feld, Neuköllner Seite am Fahrradcontainer –
       [2][Mietendemo am Samstag] ab 13 Uhr am Alexanderplatz
       
       9 Sep 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://lak-berlin.de/aktionstag_wohnen
   DIR [2] https://mietenstopp.de/jetzt-mitmachen-in-der-kampagne-mietenstopp/mietendemo21/?gclid=Cj0KCQjw4eaJBhDMARIsANhrQACJOejfD6XXMDbwhgnNUYEZBli8Bh07Yt_G83ritLA4f_ws5m0DD9waArWREALw_wcB
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Timm Kühn
       
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