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       # taz.de -- Taliban lassen Abflug aus Kabul zu: Ausreise von 200 Menschen erlaubt
       
       > Laut „Washington Post“ haben die Taliban-Behörden mehr als 200
       > afghanische Doppel-Staatsbürger ausreisen lassen. Darunter sind auch
       > Menschen mit deutschem Pass.
       
   IMG Bild: Insgesamt 211 Menschen soll die Ausreise gestattet worden sein: Taliban-Kämpfer am Flughafen Kabul
       
       Kabul/Washington dpa | Die militant-islamistischen Taliban haben einem
       Bericht der Washington Post zufolge mehr als 200 afghanischen
       Doppel-Staatsbürgern die [1][Ausreise aus Afghanistan] gestattet. Die
       Zeitung berichtete unter Berufung auf Diplomaten in Kabul, darunter seien
       Staatsbürger Deutschlands, der USA, Kanadas, Großbritanniens, Italiens, der
       Niederlande und der Ukraine.
       
       Auf der genehmigten Passagierliste eines Fluges der katarischen Fluglinie
       Qatar Airways, der noch am Donnerstag Kabul verlassen sollte, stünden die
       Namen von insgesamt 211 Menschen. Es sei aber unklar, wie viele davon
       rechtzeitig einen Konvoi zum Flughafen erreicht hätten.
       
       Zum Flughafen Kabul sagte Mutlak al-Kahtani, Katars Sondergesandter für
       Afghanistan am Donnerstag laut Washington Post, dieser sei nun wieder
       betriebsbereit. Man wolle eine schrittweise Wiedereröffnung des Flughafens.
       Für Freitag erwarte er einen weiteren Flug.
       
       Aus dem US-Außenministerium in Washington hieß es auf Anfrage, die
       Bemühungen, US-Staatsbürgern und verbündeten Afghanen zu helfen, dauerten
       an. Man sei derzeit aber nicht in der Lage, weitere Einzelheiten zu nennen.
       
       ## Forderungen von 20 Menschenrechtsorganisationen
       
       Die militärische Evakuierungsmission in Kabul war Ende vergangenen Monats
       mit dem [2][Abzug der letzten US-Soldaten aus Afghanistan] beendet worden.
       Seitdem bemühen sich westliche Länder wie Deutschland, ihren
       Staatsangehörigen und ihren früheren afghanischen Ortskräften die Ausreise
       zu ermöglichen.
       
       US-Außenminister Antony Blinken hatte die Taliban am Mittwoch bei einem
       Besuch auf der US-Luftwaffenbasis Ramstein in Rheinland-Pfalz aufgefordert,
       ihre Zusage einzuhalten, Afghanen mit entsprechenden Reisedokumenten
       ausreisen zu lassen. Er hatte auf Charterflugzeuge in Masar-i-Scharif im
       Norden des Landes verwiesen, mit denen schutzsuchende Afghanen ausgeflogen
       werden sollten, die von den Taliban aber aufgehalten würden.
       
       In Deutschland haben am Donnerstag mehr als 20 Menschenrechtsorganisationen
       die Bundesregierung aufgefordert, gefährdete Menschen aus Afghanistan auch
       in den kommenden Wochen in Sicherheit zu bringen. Die Evakuierungen müssten
       fortgesetzt und afghanische Flüchtlinge in Deutschland aufgenommen werden,
       zum Beispiel durch zivile Flüge aus Afghanistan oder einem Nachbarstaat,
       heißt es in einer gemeinsamen Erklärung vom Donnerstag. Zu den
       Unterzeichnern gehören Amnesty International und Pro Asyl.
       
       ## Taliban verbieten Proteste
       
       In Afghanistan hatten die Taliban am Mittwochabend (Ortszeit) vorerst
       weitere Proteste verboten. In der ersten offiziellen Erklärung des
       Innenministeriums nach der Regierungsbildung hieß es, niemand solle derzeit
       versuchen, Proteste zu organisieren. Bei Verstößen wird mit ernsthafter
       Strafverfolgung gedroht.
       
       Die Anordnung kam nach drei Tagen Protesten in Kabul am Vorabend des
       sogenannten „Massud-Tages“, dem Todestag des legendären Taliban-Gegners und
       Anführer der Nordallianz, Achmad Schah Massud. Üblicherweise fahren am
       Massud-Tag Tausende seiner Anhänger, ein großer Teil davon aus dessen
       Heimatprovinz Pandschir, vermummt und bewaffnet in langen Auto-, Motorrad-
       und Fahrradkorsos durch Kabul. Am Donnerstag gab es zunächst keine Berichte
       von derartigen Umzügen.
       
       ## Grabstätte im Pandschir-Tal zerstört
       
       Dafür kursierten in sozialen Netzwerken Videos und Bilder, die zeigen, dass
       das Grab des von vielen als Nationalhelden verehrten Massud im
       Pandschir-Tal offenbar teils zerstört wurde. Auf diesen ist zu sehen, dass
       die Glasplatte über dem Grab kaputt ist und der Stein am oberen Ende des
       Grabes umgefallen und in drei Stücke zerbrochen ist.
       
       Massud, besser bekannt als der „Löwe von Pandschir“, hatte in den
       1990er-Jahren erbitterten Widerstand gegen die Taliban geleistet, bis er
       bei einem Selbstmordattentat zwei Tage vor dem 11. September 2001 getötet
       wurde. Es ist unklar, wie das Grab zerstört wurde. Die Taliban haben nach
       rund einer Woche schwerer Gefechte mit Widerstandskämpfern in dem Tal am
       Montag erklärt, die Provinz stünde unter ihrer Kontrolle.
       
       9 Sep 2021
       
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