URI: 
       # taz.de -- Festlegung zu Volksentscheid im Triell: Baerbock gegen Enteignung
       
       > Die grüne Kanzlerinkandidatin positioniert sich im TV-„Triell“: Sie würde
       > beim Volksentscheid nicht mit Ja stimmen, wie es Bettina Jarasch tun
       > will.
       
   IMG Bild: Die grüne Kanzlerinkandidatin Annalena Baerbock würde nicht für Enteignung stimmen
       
       Berlin taz | Die grüne Bundesvorsitzende und Kanzlerinkandidatin Annalena
       Baerbock hat sich gegen die Enteigung großer Wohnungsunternehmen
       ausgesprochen. Eine solche strebt die Initiative „Deutsche Wohnen & Co
       enteignen“ an. Gefragt, ob sie wie ihre Berliner Parteifreundin und
       Spitzenkandidatin Bettina Jarasch beim Volksentscheid darüber am 26.
       September mit „Ja“ abstimmen würde, sagte [1][Baerbock beim
       Kandidaten-„Triell“ in ARD und ZDF] am Sonntagabend: „Nein“. Sie, die als
       Potsdamerin in Berlin nicht mitstimmen kann, setzte hinzu: „Und das will
       auch nicht die grüne Spitzenkandidatin (Jarasch; Anm. d. Red.).“
       
       Diese Aussage Baerbocks über ihre Berliner Parteifreundin steht im
       Widerspruch zu der Antwort, die Jarasch bei einer Pressekonferenz Ende Juli
       auf die taz-Frage gab, wie sie sich persönlich am 26. September zur
       Enteignung verhalten will. [2][„Ich werde ein ‚Ja‘ ankreuzen“], kündigte
       Jarasch damals an, ohne seither davon abzurücken. Auf den grünen
       Landesverband als Ganzes wollte sie dieses „Ja“ nicht ausweiten: Sie führte
       stattdessen aus, dass es dazu in ihrer Partei unterschiedliche Meinungen
       gebe.
       
       Jarasch stellte bei jener Pressekonferenz [3][einen „Mietenschutzschirm“
       vor] und drängte Wohnungsunternehmen dazu, sich daran durch eine
       mieterfreundlichere Politik zu beteiligen. Für den Fall, dass das nicht
       passiert, kündigte Jarasch an, auf Enteignung als Ultima Ratio
       zurückzugreifen.
       
       Ihre Bundesvorsitzende Baerbock beschrieb Jaraschs Vorgehen im
       Fernseh-„Triell“ am Sonntag so: „Sie hat einen fairen Pakt vorgelegt, sie
       hat deutlich gemacht: Damit wir Enteignungen verhindern, weil wir das nicht
       wollen, müssen wir jetzt mit einer klaren Regelung zur Mietpreisobergrenze
       in Berlin dafür sorgen, dass es zu diesen Maßnahmen nicht kommt.“
       
       ## Im Wahlprogramm als Ultima Ratio
       
       Im grünen Landeswahlprogramm ist zu lesen: „Wir würden uns wünschen, dass
       die Umstände uns nicht zwingen, die Vergesellschaftung als letztes Mittel
       anzuwenden, um den verfassungsmäßigen Auftrag erfüllen zu können.“ Das soll
       aber nötigenfalls passieren: „Wenn Wohnungsunternehmen sich jedoch weigern,
       ihrer sozialen Verantwortung nachzukommen, wird die öffentliche Hand, auch
       durch ein Volksbegehren gestützt, die angespannte Situation auf dem
       Wohnungsmarkt mit diesem Schritt entschärfen.“
       
       Die [4][Berliner Linkspartei unterstützt sowohl das Volksbegehren wie auch
       Enteignungen selbst]. Jaraschs Konkurrentin für den Einzug ins Rote
       Rathaus, SPD-Spitzenkandidatin [5][Franziska Giffey, hat hingegen
       Koalitionsgespräche mit Parteien, die Enteignung von großen
       Wohnungsunternehmen fordern], ausgeschlossen.
       
       Laut der jüngsten, vom Tagesspiegel veröffentlichten und nach dessen
       Angaben repräsentativen Umfrage zur Abgeordnetenhauswahl, die ebenfalls am
       26. September stattfindet, hat die SPD mit [6][Giffey an der Spitze ihren
       Vorsprung auf 25 Prozent ausbauen] können. Die Grünen, Ende April von einem
       anderen Umfrageinstitut mit 27 Prozent angegeben wurden, sind mit 15
       Prozent auf den vierten Platz hinter CDU und Linkspartei mit je 16 Prozent
       abgerutscht.
       
       13 Sep 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /TV-Triell-der-KanzlerkandidatInnen/!5800193
   DIR [2] /Enteignungs-Volksentscheid/!5785988
   DIR [3] /Vorstoss-der-Gruenen-Spitzenkandidatin/!5786169
   DIR [4] /taz-Talk-Berlin-Wahl-mit-Klaus-Lederer/!5799105
   DIR [5] /Berlin-Wahl-2021/!5796974
   DIR [6] /Umfragehoch-fuer-die-Berliner-SPD/!5795963
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Stefan Alberti
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt Wahlen in Berlin
   DIR Annalena Baerbock
   DIR Schwerpunkt Rot-Rot-Grün in Berlin
   DIR Berlin
   DIR Deutsche Wohnen & Co enteignen
   DIR Bettina Jarasch
   DIR Triell
   DIR R2G Berlin
   DIR Bettina Jarasch
   DIR Bettina Jarasch
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR TV-Triell der Kanzler-KandidatInnen: Noch mal ein Blick auf die Uhren …
       
       Recht machen konnten es die ModeratorInnen des TV-Triells niemandem. Schuld
       daran waren auch selbst geweckte Erwartungen.
       
   DIR Berlin-Wahl 2021: Franziska Giffeys rote Linien
       
       Außen- gegen Innenstadt, die SPD gegen ihre Koalitionspartner, ihre
       Spitzenkandidatin gegen die eigene Partei: Was für ein Wahlkampf!
       
   DIR Vorstoß der Grünen-Spitzenkandidatin: Breite Kritik an Jarasch-Projekt
       
       Jenseits der Grünen dominiert Ablehnung für einen Mietenschutzschirm. Die
       Linkspartei kritisiert vor allem Jaraschs Auslegung des Volksentscheids.
       
   DIR Enteignungs-Volksentscheid: Jarasch will mit „Ja“ stimmen
       
       Die Grünen-Spitzenkandidatin stellt einen Mietenschutzschirm vor und legt
       sie sich erstmals auf ihr Votum beim Volksentscheid am 26. September fest.