# taz.de -- Zweites Triell der Kanzlerkandidat*innen: Groko streitet, Baerbock fordert
> Bei der zweiten Fernsehdiskussion gibt sich Armin Laschet deutlich
> aggressiver als bisher. Beim Publikum kommt das nur mäßig an.
IMG Bild: Olaf Scholz, Annalena Baerbock und Armin Laschet vor dem zweiten Triell
Berlin taz | Gleich die erste Frage wollte [1][Armin Laschet] nicht
beantworten: Ob er auch als Juniorpartner in eine Große Koalition gehen
würde, wurde der CDU-Kandidat beim zweiten Triell der
Kanzlerkandidat*innen von ARD und ZDF gefragt. 90 Minuten später
konnte man sich das dann aber kaum vorstellen. Denn anders als in der
ersten Diskussionsrunde war Laschet voll auf Angriff eingestellt – und
dieser richtete sich fast ausschließlich gegen den Kandidaten des
bisherigen Koalitionsparters, [2][Olaf Scholz.]
Dem warf er zum einen vor, sich vor einer klaren Antwort auf die Frage zu
drücken, ob er nach der Wahl eine Koalition mit der Linkspartei eingehen
würde. Und er hielt ihm in aggressivem Ton Versäumnisse bei der
Finanzaufsicht vor – [3][in Sachen CumEx und Wirecard] ebenso wie bei der
jüngsten Razzia im Finanzministerium, bei der es um die Untätigkeit der
Financial Intelligence Unit (FIU) ging, die für Geldwäsche zuständig ist.
„Sie haben die Aufsicht“, sagte Laschet zu Scholz – was nur teilweise
stimmt: Das Finanzministerium hat die Rechtsaufsicht über die FIU, nicht
aber die Fachaufsicht. Scholz reagierte mit einem scharfen Gegenangriff,
warf Laschet „Unehrlichkeit“ vor und sagte: „Sie haben absichtlich einen
falschen Eindruck erweckt.“
War es beim Thema Finanzen Scholz, der in der Defensive war, galt das bei
einem anderen Thema für Laschet: Wie schon zuvor lehnte er es – anders als
manche seiner Parteifreund*innen – ab, sich klar vom CDU-Rechtsaußen
Hans-Georg Maaßen zu distanzieren. Ob er Maaßen wählen würde? „Ich
beantworte keine Würde-Fragen“, sagte er – und wurde direkt von
Grünen-Kandidatin Annalena Baerbock für fehlende Klarheit kritisiert.
## Rückwärtsgewandte Klimadiskussion
Auch beim Thema Klimaschutz gab es statt Konzepten für die Zukunft bei
Union und SPD vor allem gegenseitige Vorwürfe in Bezug auf die
Vergangenheit: Scholz konfrontierte Laschet damit, dass die Union noch im
Juni bestritten habe, dass der Strombedarf durch den Weg in Richtung
Klimaneutralität steigen werde. „Das ist ein Vorwurf, den Sie akzeptieren
müssen.“ Laschet sieht hingegen die Verantwortung für fehlenden Fortschritt
beim Klimaschutz bei der SPD: „Ihre Partei war immer die, die nicht mehr
wollte.“
Lachende Dritte bei diesem innerkoalitionären Streit war
[4][Grünen-Kandidatin Annalena Baerbock.] Mit dem Vorziehen des
Kohleausstiegs auf 2030 und der Forderung nach einem Verbot neuer
Verbrennungsmotoren machte sie als einzige konkrete Vorschläge dafür, wie
die Klimakrise angegangen werden soll – bevor die ziemlich chaotisch
wirkenden Moderator*innen Maybritt Illner und Oliver Köhr schon wieder
zum nächsten Thema übergingen.
Der Versuch, im heftigen Streit zwischen Scholz und Laschet mit
Sachargumenten zu punkten, nützte Baerbock aber offenbar nur bedingt: In
Umfragen nach der Sendung sah eine deutliche Mehrheit der Befragten Scholz
als Sieger des Triells. Über die weiteren Plätze gab es kein eindeutiges
Bild. In der ZDF-Umfrage lag Baerbock klar auf Platz 2, in der ARD dagegen
knapp hinter Laschet auf Platz 3. Eine deutliche Trendumkehr, auf die
sowohl Union als auch Grüne durch das Duell gehofft hatten, scheint es also
nicht zu geben.
12 Sep 2021
## LINKS
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## AUTOREN
DIR Malte Kreutzfeldt
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