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       # taz.de -- Neue Musik aus Berlin: Stabile Verbindungen
       
       > Der Keyboarder Ulrich Schnauss und der Gitarrist Mark Peters lassen es
       > gern fließen. Mit „Destiny Waiving“ legt das Duo sein drittes Album vor.
       
   IMG Bild: Ulrich Schnauss & Mark Peters
       
       Und jetzt alle noch einmal tief durchatmen. Sonntag werden die Kreuze
       irgendwann gemacht worden sein und die Ergebnisse sich zumindest angedeutet
       haben. Danach gibt es genug Gelegenheit, sich ausgiebig zu ärgern oder
       vielleicht, wer weiß, sogar zu freuen.
       
       Auch unabhängig von der Wahl – in Berlin sind es ja gleich mehrere – kann
       man sich vorher und perspektivisch dann etwas später wieder entspannen. Das
       Duo [1][Ulrich Schnauss] und Mark Peters sagt sich das wohl ohnehin seit
       einigen Jahren.
       
       Vor zehn Jahren kam ihre erste gemeinsame Platte „Underrated Silence“
       heraus, 2013 folgte „Tomorrow Is Another Day“. Der Keyboarder Schnauss und
       der Gitarrist Peters lassen es gern fließen, was in Berlin gute Tradition
       hat, der Gedanke an die Gelassenheitstugenden des altehrwürdigen Krautrock
       liegt nicht fern.
       
       Apropos Krautrock: [2][Seit 2014 spielt der Langzeitberliner Schnauss in
       der kosmischen Berliner-Schule-Institution Tangerine Dream] (von deren
       klassischer Besetzung seit dem Tod Edgar Froeses im Jahr 2015, nebenbei
       bemerkt, kein Musiker mehr dabei ist). Da ist es zu verzeihen, dass
       Schnauss’ nächste Platte mit Peters etwas auf sich warten lassen musste.
       
       Doch für Musik, die so die Ruhe weg hat wie auf „Destiny Waiving“, ihrem
       dritten Album, ist andererseits immer die richtige Zeit. Scheinbar machen
       sie nicht viel. Schnauss setzt seine Synthesizer wellenartig in Bewegung,
       braucht nur wenige Töne, um weite Räume aufzuspannen.
       
       Wenn gelegentlich rhythmische Fundamente hinzukommen, bleiben diese diskret
       akzentuiert im Hintergrund. Peters legt darüber wie von selbst seine
       Melodien in langen Bögen, die praktisch unbemerkt molekülartige
       Verbindungen mit Schnauss’ Harmonien eingehen. Sind nicht allzu leicht
       aufzubrechen.
       
       Die luftige Fassade dieser acht Nummern fußt mithin auf elegant verborgenen
       tragenden Elementen. Und bei allem Wohlklang mischen sich zwischendurch
       Schattierungen von zurückhaltender Skepsis unter die Harmonien. Tut nicht
       weh, genügt aber, um Einwänden wie „Wohlfühlmusik“ entgegenzuwirken. Musik
       zum Durchatmen eben.
       
       25 Sep 2021
       
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