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       # taz.de -- Neue Ministerpräsidentin in Peru: Mirtha Vásquez steigt auf
       
       > Die Menschenrechtsaktivistin und Juristin wird Kabinettschefin des
       > Präsidenten Castillo. Glaubwürdigkeit und Sensibilität zeichnen sie aus.
       
   IMG Bild: Mirtha Vasquez wird die neue Ministerpräsidentin Perus
       
       Berlin taz | Guido Bellido von der Partei Perú Libre galt nie als Mann des
       Präsidenten von Peru, [1][Pedro Castillo]. Nun reichte der 43-Jährige am
       Mittwoch auf Wunsch des Präsidenten seinen Rücktritt als Kabinettschef ein.
       Ihm folgt mit Mirtha Vásquez die ehemalige Interimspräsidentin des
       Kongresses.
       
       Eine zukunftsweisende Personalentscheidung, denn die aus Cajamarca
       stammende Anwältin und Menschenrechtsaktivistin hat zwischen November 2020
       und April 2021 das Kunststück vollbracht, für Ruhe im Kongress zu sorgen.
       Eine kaum zu überschätzende Leistung, denn Perus Parlament gilt als Kammer
       der Egoist*innen, wo vor allem für den persönlichen Vorteil gestritten
       wird.
       
       Die 130 Parlamentarier*innen sind, von wenigen Ausnahmen abgesehen,
       eine Ansammlung von Ich-AGs, die die ruhig auftretende 46-jährige Juristin
       immerhin ein halbes Jahr mehr oder minder im Griff hatte. Vásquez sorgte
       mit viel Geschick und Fingerspitzengefühl dafür, dass Interimspräsident
       Francisco Sagasti das Land über ein gut sechs Monate einigermaßen ruhig
       regieren konnte.
       
       Nun darf die ehemalige Leiterin der kirchennahen Umweltorganisation
       Grufides ihre Fähigkeiten eine Ebene höher unter Beweis stellen. Sie soll
       das noch neu zu besetzende Kabinett führen und die Verhandlungen über die
       Zukunft des Landes gestalten. Ein schwieriger Balanceakt, denn schließlich
       tritt Präsident Pedro Castillo für mehr soziale Gerechtigkeit in einer von
       elitären Interessen geprägten Gesellschaft ein.
       
       ## Solidarität mit der indigenen Bevölkerung
       
       Diese Verhandlungen für mehr Partizipation der ärmeren
       Gesellschaftsschichten, für mehr Investitionen in Bildung und Gesundheit
       wird Mirtha Vásquez zukünftig moderieren müssen. Dafür scheint sie die
       richtige Frau zu sein. Nicht nur weil sie als Umweltaktivistin und
       Rechtsanwältin den Betreibern der größten Goldmine Lateinamerikas,
       Yanacocha, die Stirn bot, sondern auch weil sie sich mit denen
       solidarisiert hat, die in Peru immer wieder entrechtet werden: den
       Aktivist*innen der indigenen Bevölkerung.
       
       Máxima Acuña ist nur ein Name, den Vásquez landesweit bekannt machte. Sie
       verteidigte die indigene Aktivistin, die der Werkschutz der Goldmine
       Yanacocha trotz ihres Landtitels kalt enteignen wollte. Genauso, wie
       etliche andere Übergriffe von [2][Bergbauunternehmen] auf die
       Zivilgesellschaft abgewendet werden konnten. Erfolge, die dafür sorgen,
       dass Vásquez in ihrer Partei, der den linken Pedro Castillo unterstützenden
       Frente Amplio, eine hohe Glaubwürdigkeit genießt.
       
       Doch auch darüber hinaus ist die Mutter einer Tochter, die nach dem
       Auslaufen ihres Mandats im Juli 2021 begonnen hatte ihre Erfahrungen an
       eine jüngere Generation weiterzugeben, überaus respektiert. Ihr könnte das
       Kunststück gelingen, zwischen den unterschiedlichen Interessen in Kabinett
       und Gesellschaft zu vermitteln, und genau dafür könnte sie Castillo auch
       geholt haben. Zudem kommen sie beide aus der gleichen Provinz: dem rund
       siebenhundert Kilometer von Lima gelegenen und indigen geprägten Cajamarca.
       
       7 Oct 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Linker-Praesident-in-Peru-vereidigt/!5790319
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       ## AUTOREN
       
   DIR Knut Henkel
       
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