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       # taz.de -- Skandale von Tschechiens Premier Babiš: Der Teflon-Mann aus Prag
       
       > Tschechiens Premier Babiš ist seit Jahren in Skandale verstrickt – jetzt
       > taucht sein Name in den Pandora Papers auf. Gewählt wird er wohl trotzdem
       > wieder.
       
   IMG Bild: Andrej Babiš während einer Wahlkampfveranstaltung Anfang Oktober in Brno
       
       Erst die „Storchennest“-Affäre, [1][jetzt auch noch die Pandora Papers].
       Die Zweifel an Andrej Babiš, der am Wochenende sein Amt als tschechischer
       Regierungschef verteidigen will, nehmen nicht ab. Zehn Jahre ist es her,
       dass Andrej Babiš mit seinem Slogan „Den Staat wie eine Firma lenken“ und
       einer Handvoll sogenannter Experten und C-Promis die politische Bühne
       erstürmte. Von weder den einen noch den anderen Mitstreiterinnen und
       Mitstreitern von damals ist jemand übrig geblieben.
       
       Wer einfach ging, wie zum Beispiel der einst beliebte Schauspieler Martin
       Stropnický, der Babiš’ erste Regierungsbeteiligung als
       Verteidigungsminister und gesellschaftlicher Liebling unterstützte, durfte
       zumindest mit einem bequemen Botschafterposten rechnen. Andere, wie die
       ehemalige Antikorruptionskämpferin Adriana Krčanová, deren Zeit als Prager
       Oberbürgermeisterin von Babiš’ Gnaden in den Annalen der Goldenen Stadt
       kaum positive Erwähnung finden wird, wurden so gnadenlos abserviert, dass
       es höchstens noch zu einem zweitklassigen literarischen Racheakt reichte.
       
       Was seit den politischen Anfängen des Andrej Babiš umso konstanter
       geblieben ist, sind die Skandale, die ihn umgeben. Es mag von daher einer
       gewissen Symbolik nicht entbehren, dass Andrej Babiš seine Milliarden
       hauptsächlich mit Düngemitteln gemacht hat. Viel überraschender indes ist,
       dass er mit seinem privaten Investmentfonds, durch den er sein Vermögen zum
       Beispiel in BH-Hersteller, Blumengeschäfte oder internationale Kliniken
       investiert, nicht auch an Teflonaktien beteiligt ist.
       
       Wenn Andrej Babiš seit zehn Jahren den Antihelden auf der tschechischen
       Politbühne gibt, dann vor allem deswegen, weil ihn der Wähler lässt. Nichts
       blieb bislang an ihm haften. Der „Storchennest“-Skandal um ein
       Wellnesszentrum – [2][dabei landeten EU-Subventionen unberechtigterweise
       bei Firmen von Babiš] – war dabei nur die sichtbare Spitze des Eisbergs. Ob
       seine Karriere als Teil der kommunistischen Nachwuchsnomenklatura oder die
       ungeklärte Herkunft seiner Milliarden: Seit zehn Jahren verfügt Andrej
       Babiš über eine feste Wählerbasis.
       
       Glaubt man den derzeitigen letzten Umfragen vor der Wahl, wird er diese
       auch gewinnen. Nicht nur weil Andrej Babiš ein Meister von Opfergehabe und
       Whataboutismus ist. Hinter den Pandora Papers, so reagierte er reflexartig
       auf die Enthüllungen, stehe eine „Mafia“, die ihm schaden wolle. Weitere
       Enthüllungen werden ihm auf jeden Fall helfen. Denn unter den weiteren
       Tschechinnen und Tschechen, die in den Papieren stehen sollen, werden sich
       mit Sicherheit auch einige aus dem Anti-Babiš-Lager befinden.
       
       5 Oct 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Vorwuerfe-gegen-Tschechiens-Premier/!5801470
   DIR [2] https://www.deutschlandfunk.de/affaere-storchennest-ermittlungen-gegen-tschechischen.795.de.html?dram%3Aarticle_id=457896
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Alexandra Mostyn
       
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