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       # taz.de -- Endlager-Bergwerk wird geschlossen: Vorletztes Kapitel in Gorleben
       
       > Ein langer Kampf endet. Nachdem Gorleben als Endlager-Standort
       > ausgeschieden ist, soll der Salzstock nun verfüllt und verschlossen
       > werden.
       
   IMG Bild: Wird verfüllt und geschlossen: Das Erkundugsbergwerk im Salzstock Gorleben (2010)
       
       Berlin taz | Die eigentliche Entscheidung war schon vor knapp einem Jahr
       gefallen: Damals hatte die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE)
       mitgeteilt, dass der Salzstock im niedersächsischen Gorleben [1][nicht mehr
       als möglicher Standort für ein Atommüll-Endlager in Frage kommt], weil er
       die dafür vorgesehenen Kriterien nicht erfülle. Doch bisher hatten nicht
       alle Menschen im niedersächsischen Wendland dieser Ankündigung vertraut –
       denn das sogenannte Erkundungsbergwerk im Salzstock blieb zunächst offen
       und zugänglich.
       
       Doch jetzt steht nun endgültig fest, dass Gorleben als Endlager-Standort
       Geschichte ist: Das Bergwerk werde vollständig verfüllt und dann
       verschlossen, kündigte Jochen Flasbarth, Staatssekretär im SPD-geführten
       Bundesumweltminsiterium, am Freitag in Gorleben an. „Und damit wird auch
       jede Hintertür geschlossen.“ Das sei wichtig für das Vertrauen in der
       Region. Eine Möglichkeit, die Entscheidung der BGE zum Schließen des
       Bergwerks rechtlich noch anzufechten, gebe es nicht, sagte Flasbarth der
       taz.
       
       Gorleben war 1977 als Standort für ein zentrales Endlager für
       hochradioaktiven Atommüll ausgewählt worden. Die Kritik, dass dabei nicht
       geologische, sondern politische Erwägungen wie die Nähe zur DDR-Grenze und
       die vermeintlich unproblematische Bevökerung im Mittelpunkt standen, wurde
       später [2][in einem Untersuchungsausschuss bestätigt].
       
       Über mehrere Jahrzehnte wurde der Salzstock, der offiziell nur erkundet
       werden sollte, faktisch zu einem Endlager ausgebaut; zudem wurden Fakten
       geschaffen, indem insgesamt 113 Castor-Behälter mit hochradioaktivem Müll
       in ein oberirdisches Zwischenlager in Gorleben transportiert wurden. Sowohl
       der Bau des Erkundungsbergwerks als auch die Castor-Transporte führten zu
       heftigen Protesten von Menschen aus der Region und ganz Deutschland.
       
       Nachdem der damalige CDU-Umweltminister Peter Altmaier 2012 entschieden
       hatte, die Endlager-Suche nach wissenschaftlichen Kriterien neu zu
       beginnen, wurden die [3][Arbeiten in Gorleben eingestellt] und das Bergwerk
       in den sogenannten „Offenhaltungsbetrieb“ überführt. 2020 entschied die BGE
       dann, dass Gorleben – ebenso wie 79 weitere Salzstöcke – aus dem
       Suchverfahren ausscheidet, weil dort kein ausreichendes Deckgebirge
       vorhanden ist.
       
       ## Minister dankt der Anti-Atom-Bewegung
       
       Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies (SPD) dankte am Freitag den
       Menschen in der Region für ihre jahrelangen Proteste. Damit sei verhindert
       worden, dass „ein ungeeigneter Standort“ zum Atommüll-Endlager geworden
       sei. Der Präsident des Bundesamts für nukelare Entsorgungssicherheit,
       Wolfram König, erinnerte daran, dass die eigentliche Arbeit jetzt erst
       beginnt: „Das Endlager Gorleben ist Geschichte“, sagte er. „Die Aufgabe der
       Lösung der Endlagerfrage bleibt.“
       
       Tatsächlich steht die Suche nach einem Atommüll-Endlager noch ziemlich am
       Anfang. Die BGE hatte im letzten Jahr 90 Gebiete benannt, in denen es
       potenziell errichtet werden kann. Die Suche des Standorts soll bis zum Jahr
       2031 abgeschlossen sein, fertig werden könnte das unterirdische Lager nach
       derzeitiger Planung frühestens Mitte des Jahrhunderts.
       
       Und erst dann wird in Gorleben auch das letzte Kapitel im Kampf gegen den
       Atommüll geschlossen werden. Denn während am Ort des Erkundungsbergwerks in
       gut 10 Jahren wieder „grüne Wiese“ sein soll, wie BGE-Geschäftsführer
       Stafan Studt am Freitag ankündigte, bleibt das nahe gelegene oberirdische
       Atommüll-Zwischenlager Gorleben mit seinen 113 Castor-Behälter bestehen,
       bis das Endlager betriebsbereit ist.
       
       17 Sep 2021
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Malte Kreutzfeldt
       
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