# taz.de -- Klimastreik vor der Wahl: Ich streike. Du auch?
> Diese Bundestagswahl wird nicht von irgendwem zur Klimawahl erkoren. Sie
> entscheidet tatsächlich über die Frage: Zukunft oder Klimakrise?
IMG Bild: Ein Signal an die nächste Regierung: FFF-Klimaprotest in München im November 2019
Ziemlich genau 2 Jahre, nachdem 1,4 Millionen Menschen für mehr Klimaschutz
auf die Straße gegangen sind, steht erneut ein historischer Tag bevor. Für
Freitag, den 24. September, ruft Fridays For Future zusammen mit vielen
verschiedenen Akteur:innen dazu auf, sich dem globalen Klimastreik
anzuschließen und die Bundestags- zur Klimawahl zu machen. Wir alle sind in
der Verantwortung, diesen Tag in die Geschichte eingehen zu lassen.
Als Greta Thunberg vor mittlerweile drei Jahren begann, im Wochentakt
freitags vor das schwedische Parlamentsgebäude zu ziehen, statt in die
Schule zu gehen, entfachte sie eine internationale Welle des zivilen
Ungehorsams. Vor allem in Deutschland, dem Land der
Anti-Atom-Kraft-Bewegung, fand die Aktion, die im Zeichen von Mahatma
Gandhis gewaltfreien Protesten ein Jahrhundert zuvor steht, enormen
Zuspruch. Keine Nachrichtensendung, keine Talkshow kam ohne das Klimathema
aus.
Obwohl die Stimmen aus der Wissenschaft, die all die Jahrzehnte zuvor
warnten, ja schrien, bisher ignoriert oder kleingeredet wurden. Jüngst
veröffentlichte der Weltklimarat, der [1][IPCC], seinen neuen Bericht.
Dessen Urteil über die aktuelle Lage ist vernichtend. Wenn wir nicht jetzt
sofort (und das bedeutet: Jetzt! Sofort! In der kommenden
Legislaturperiode!) handeln, werden wir bald schon die Folgen einer
Erderwärmung deutlich über den [2][Pariser Klimazielen] erleben. Dürren,
Hitzeperioden, Überschwemmungen – kurz Extremwetterereignisse werden
Realität. Berlin fühlt sich dann an wie französische Mittelmeerküste und
wie sich die französische Mittelmeerküste zeitgleich anfühlt, möchte man
gar nicht wissen.
## Preis für die dümmste Antwort
Aber der Bericht zeichnet nicht nur ein realdystopisches
Weltuntergangsszenario, sondern macht ebenso deutlich: 1,5 Grad sind noch
möglich. Wenn wir jetzt sofort handeln! Sie wissen schon: Jetzt! Sofort!
Wie im Wahlwerbespot der „Linken“. Die schlägt sich übrigens mit ihren
Klimazielen noch am besten von allen etablierten Parteien. Eine [3][Studie]
des Konzeptwerks Neue Ökonomie, die die Klimaprogramme der großen Parteien
auf 1,5 Grad-Konformität überprüft hat, kam trotzdem zu dem Schluss: Alle
Parteien durchgefallen, Sechs, setzen. Einen Schulverweis kriegt die AfD,
die den in der Schule unterrichteten Stoff gar nicht erst anerkennen will.
Immerhin, die CDU ist mit Flugtaxis mal wieder sehr kreativ geworden und
kriegt die jährliche Auszeichnung für die dümmste Antwort auf globale
Krisen zum hundertsten Mal verliehen.
Die jungen Menschen fordern zu Recht, wie das Bundesverfassungsgericht
Anfang dieses Jahres entschied, eine intakte Zukunft ein. Sei es durch
niedrigschwelligen zivilen Ungehorsam, wie den des Schulstreiks, durch
radikalere Aktionen wie die von „Ende Gelände“ im Braunkohle- oder
Gasrevier oder von „Sand im Getriebe“ neulich bei der Internationalen
Automobilausstellung IAA. Die Krise ist allgegenwärtig und für viele
bereits existenzgefährdend. Stichwort globaler Süden.
Deswegen: Geht am Freitag gemeinsam mit den Kids auf die Straße. Sendet der
nächsten Regierung ein Zeichen. Diese Wahl wird nicht von irgendwem zur
Klimawahl erkoren, diese Wahl entscheidet tatsächlich über Zukunft oder
Klimakrise, Berlin oder französische Mittelmeerküste. Nur ein weiterer
Streik – oder historische Einleitung einer Kehrtwende.
24 Sep 2021
## LINKS
DIR [1] /Wissenschaft-im-Weltklimabericht/!5793571
DIR [2] /UN-Klimaziele-vor-dem-Scheitern/!5797656
DIR [3] https://konzeptwerk-neue-oekonomie.org/ist-klimagerechtigkeit-waehlbar/
## AUTOREN
DIR Jaromir Schmidt
DIR Jaro Schhmidt
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