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       # taz.de -- Benzin-Engpässe in Großbritannien: Gerücht führt zu Hamsterkäufen
       
       > In Großbritannien sind viele Tankstellen leergekauft. Die Regierung sagt,
       > es gebe keine Knappheit – und versetzt die Armee in Bereitschaft.
       
   IMG Bild: Kilometerlange Schlagen vor den Tankstellen Großbritanniens, während der Treibstoff zu Neige geht
       
       London taz | Nachdem das [1][Panikauftanken an britischen Tankstellen] am
       Wochenende auch am Montag nicht nachließ, hat die britische Regierung zu
       weiteren Notmaßnahmen gegriffen und Lastwagenfahrer der Armee in
       Bereitschaft gesetzt, wie es in einer Mitteilung in der Nacht auf Dienstag
       hieß. Diese sollten darauf vorbereitet werden, Tankstellen zu beliefern.
       Denn viele davon sitzen auf dem Trockenen.
       
       Bereits am Wochenende hatte die Regierung vorübergehende [2][Einreisevisa
       für ausländische Lkw-Fahrer*innen] bewilligt, dazu ein höheres Angebot an
       Fahrschulplätzen und Führerscheintests und ein Bittschreiben an alle
       Menschen mit Lkw-Führerschein.
       
       Zu den neuen Maßnahmen gehört nun die kurzfristige Aufhebung der
       Wettbewerbsregeln für den Treibstoffhandel. Dieser Schritt erlaubt der
       Regierung detaillierte Einsichten in die Bestände und Verkäufe an den
       britischen Tankstellen, womit dann die Zufuhr besser koordiniert werden
       könne. Außerdem steht zur Erwägung, Fahrer*innen der Notdienste und der
       Gesundheitsversorgung Priorität beim Tanken zu geben.
       
       Wegen einer unbestätigten Meldung über Lieferprobleme für Benzin und
       Diesel, die letzte Woche an die Öffentlichkeit geraten war und sich dann
       rasch verbreitete, war unter britischen Autofahrer*innen eine Panik
       ausgebrochen. Überall im Land kam es so zu Hamsterkäufen für Treibstoffe
       mit teils kilometerlangen Schlangen vor den Tankstellen.
       
       ## Benzin-Vorräte gehen zu Neige
       
       Nach Angaben des Verbands des britischen Treibstoffhandels (Petrol
       Retailers Association, PRA) meldeten inzwischen bis zu 85 Prozent ihrer
       Mitglieder, dass ihre Vorräte zu Neige gingen. Ein Drittel der Tankstellen
       des Ölkonzerns BP hatten am Montag gar keine Vorräte mehr. Laut
       Verkehrsminister Grant Shapps bestehen in den sechs britischen Raffinerien
       und 47 Treibstofflagern ausreichend Vorräte – aber das nützt wenig, wenn es
       nicht genug Transportkapazitäten gibt, um sie zu den Tankstellen zu
       bringen.
       
       Der Ursprung der Knappheitsgerüchte bleibt umstritten. Verkehrsminister
       Shapps beschuldigte am Sonntag den Verband der Logistikunternehmen Road
       Haulage Association (RHA), absichtlich die Meldung über angebliche
       Lieferprobleme in die Welt gesetzt zu haben. Zuvor hatte schon die
       konservative Tageszeitung Daily Telegraph behauptet, dass die vom RHA
       vertretenen Logistikunternehmen ein Interesse an billigen Arbeitskräften
       aus dem Ausland hätten, weswegen sie schon gegen den Brexit gewesen seien.
       
       Sie wollten nun die Regierung dazu zwingen, die Zuwanderungsbestimmungen zu
       lockern. RHA dementierte das und konterte, dass die Regierung versuche, die
       eigene Schuld anderen zuzuschieben.
       
       28 Sep 2021
       
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