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       # taz.de -- Polens Reaktion auf Bundestagswahl: Skepsis im Nachbarland
       
       > Die Bundestagswahl wird in Polen mit Spannung verfolgt. Die SPD gilt als
       > „Russlandversteher“, ihr Wahlsieg besorgt deshalb viele.
       
   IMG Bild: Annalena Baerbock mit Joschka Fischer im Wahlkampf auf der Grenzbrücke in Frankfurt (Oder)
       
       Warschau taz | Polen hat die Bundestagswahlen in Deutschland mit großer
       Aufmerksamkeit verfolgt. Der Privatsender TVN24 richtete ein eigenes
       Wahlstudio ein und ließ die ersten Prognosen von zahlreichen
       Politiker:innen und Deutschlandkenner:innen kommentieren. Auch im
       Staatsfernsehen TVP, das vor allem Parteipropaganda der
       nationalpopulistischen Recht und Gerechtigkeit (PiS) sendet, gab es eine
       Sondersendung zur [1][Wahl in Deutschland]
       
       Wichtig für die Pol:innen sind insbesondere die Haltung der neuen
       deutschen Regierung zu Polens Nachbarn Russland und Ukraine, zur Nato und
       der Europäischen Union. Werden sich die Grünen durchsetzen, sodass die
       Ostsee-Gaspipeline von Russland nach Deutschland Nord Stream 2 erst gar
       nicht in Betrieb genommen wird?
       
       Radoslaw Sikorksi, Polens Exaußenminister und aktuell EU-Parlamentarier,
       sagte mit Blick auf eine rot-grüne Koalition, dass „die neue deutsche
       Koalition für unsere Regierung schwieriger werden wird“. Wenn SPD und Grüne
       zusammen regieren würden, würden sich diese Parteien zwar stärker als die
       konservativen „als Feinde des faschistischen Deutschlands“ verstehen, doch
       „in Fragen des Klimas und der Rechtsstaatlichkeit sind sie prinzipieller
       als die Christdemokraten“, so Sikorski.
       
       Andrzej Przylebski, Polens Botschafter in Deutschland und ein Parteigänger
       der in Warschau regierenden Nationalpopulisten, hofft hingegen auf eine
       Verbesserung der deutsch-polnischen Beziehungen durch die FDP in einer
       Regierungskoalition. „Die FDP wird das Zünglein an der Waage, und das ist
       für uns eine hervorragende Nachricht“, so Przylebski. Ob die neue
       Bundesregierung von der SPD oder der CDU geführt werde, macht nach Ansicht
       des Botschafters keinen großen Unterschied.
       
       „Was die SPD betrifft, so gibt es eine Angst vor zu großer Empathie
       gegenüber Russland, aber das bezieht sich eher auf die Parteiführung als
       auf Scholz. Und er hat für die [2][SPD diese Wahl gewonnen]“, sagte
       Przylebski weiter. Die Grünen seien Russland gegenüber vorsichtiger, was
       für Polen hilfreich sei. Die Sorge, dass nun die „Russlandversteher“ in
       Deutschland das Ruder übernehmen könnten, treibt auch Prof. Zbigniew
       Czachor, den Vorsitzenden der Polnischen Gesellschaft für Europa-Studien an
       der Universität Poznan (Posen), um. Die Sozialdemokraten hätten in der
       Vergangenheit schon immer viel Verständnis für die Interessen Russlands
       gezeigt.
       
       27 Sep 2021
       
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