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       # taz.de -- Krise der Linkspartei im Saarland: Lafontaine wirft hin
       
       > Ex-Linken-Chef Oskar Lafontaine will bei der kommenden Landtagswahl nicht
       > mehr für seine Partei antreten – und erhebt schwere Vorwürfe.
       
   IMG Bild: Oskar Lafontaine scheint seinen Abschied von der Linkspartei vorzubereiten
       
       Saarbrücken taz | Oskar Lafontaine wird bei der saarländischen Landtagswahl
       im März nächsten Jahres nicht erneut für die Linkspartei antreten. Als
       Grund für seinen überraschenden Rückzug nennt der 78-jährige
       Ex-Bundesvorsitzende den Wiedereinzug des saarländischen
       Linken-Abgeordneten Thomas Lutze in den nächsten Bundestag.
       
       Damit sei klar, „dass sich die Manipulation der Mitgliederlisten und der
       damit verbundene Betrug zur Erringung von Mandaten fortsetzen werden“,
       teilte Lafontaine mit. Die Bundespartei habe nicht genug gegen diese
       Machenschaften unternommen, beklagte er. „Da ich ungeeigneten Kandidaten
       nicht zu Mandaten verhelfen will, sind die Voraussetzungen für meine
       erneute Kandidatur nicht mehr gegeben“, gab Lafontaine bekannt.
       
       Die Nominierung des Spitzenkandidaten der saarländischen Linkspartei für
       den Bundestag war, wie bereits 2017, innerparteilich heftig umstritten
       gewesen. Weite Teile der Partei hatten dem Landesvorsitzenden Lutze
       Manipulation von Mitgliederlisten und Betrug vorgeworfen, um seine
       Kandidatur durchzusetzen.
       
       Lutze setzte sich letztlich [1][in einer Kampfabstimmung gegen den
       Landtagsabgeordneten Dennis Lander durch], der von der Landtagsfraktion
       unterstützt worden war. Daraufhin [2][rief Lafontaine dazu auf], die eigene
       Partei im Saarland bei der Bundestagswahl nicht zu wählen. Allerdings warb
       er im Wahlkampf [3][außerhalb der Landesgrenzen für die Linkspartei].
       
       Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Lutze [4][wegen des Anfangsverdachts
       der Urkundenfälschung]. Nach Angaben der Behörde geht es dabei um Listen
       über Beitragszahlungen von Parteimitgliedern aus 2018 und darum, wer dort
       diverse Unterschriften geleistet hat. Lutze, seit 2009 im Bundestag, hat
       jegliche Vorwürfe bestritten.
       
       ## Starke Verluste bei der Bundestagswahl
       
       Am Sonntag kam die Linkspartei im Saarland auf 7,2 Prozent und verlor damit
       5,7 Prozentpunkte gegenüber der Wahl vor vier Jahren. Die Verluste hätten
       noch höher ausfallen können, wenn der Bundeswahlleiter die Liste der
       Saar-Grünen zur Wahl zugelassen hätte. Lutze ist der einzige saarländische
       Linksparteiler im Bundestag. Er sitzt in einer gemeinsamen Fraktion mit
       Lafontaines Ehefrau Sahra Wagenknecht.
       
       Bereits am kommenden Montag werde die von ihm geführte Fraktion im
       saarländischen Landtag „über die Fortführung der Fraktionsarbeit“
       entscheiden, kündigte Lafontaine an. Das klingt nach einem möglichen
       vorzeitigen Rückzug vom Landtagsfraktionsvorsitz.
       
       Es könnte ein Abschied werden. Denn in seiner Erklärung rechnete Lafontaine
       auch scharf mit der generellen politischen Linie der Linkspartei ab, wie er
       sie wahrnimmt. Der Absturz der Linkspartei auf bundesweit 4,9 Prozent habe
       sich seit Jahren abgezeichnet.
       
       „Der Versuch, durch die Übernahme grüner Politikinhalte – offene Grenzen
       für alle, starke Betonung von Minderheitenthemen und ein Klimaschutz über
       Verteuerung von Benzin, Gas und Heizöl – ist Ursache für den
       Vertrauensverlust bei Arbeitnehmern und Rentnern und mittelbar auch für
       eine weiterhin starke AfD“, so Lafontaine.
       
       Lafontaine ist seit 2009 Fraktionsvorsitzender der Linkspartei im
       saarländischen Landtag. Im Laufe seines politischen Lebens war er
       Oberbürgermeister in Saarbrücken, Ministerpräsident des Saarlandes,
       SPD-Kanzlerkandidat, Vorsitzender der SPD, Bundesfinanzminister und
       Vorsitzender der Linkspartei sowie deren Bundestagsfraktion.
       
       27 Sep 2021
       
       ## LINKS
       
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