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       # taz.de -- Prozess um sexuellen Missbrauch: R. Kelly schuldig gesprochen
       
       > Der Sänger R. Kelly ist in einem Prozess um sexuellen Missbrauch in allen
       > Punkten für schuldig gesprochen worden. Ihm drohen bis zu 20 Jahre
       > Gefängnis.
       
   IMG Bild: In dieser Skizze hört R. Kelly zu, als der Vorsitzende der Jury das Urteil verliest
       
       New York ap | Der frühere R&B-Superstar R. Kelly ist in einem [1][Prozess
       um sexuellen Missbrauch] in allen neun Punkten für schuldig gesprochen
       worden. Der mit dem Song „I Believe I Can Fly“ zu Weltruhm gelangte
       US-Sänger nahm die Entscheidung der Geschworenen am Montag in Brooklyn
       reglos und mit gesenktem Blick zur Kenntnis. Im drohen bis zu 20 Jahre
       Gefängnis. Das Strafmaß soll am 4. Mai verkündet werden. Die Jury aus
       sieben Männern und fünf Frauen hatte zwei Tage beraten.
       
       Staatsanwältin Jacquelyn Kasulis sagte, die Stimmen der Opfer seien gehört
       worden. Jetzt widerfahre ihnen endlich Gerechtigkeit. Kellys Anwalt
       Deveraux Cannick zeigte sich enttäuscht.
       
       Kelly wird vorgeworfen, Frauen, Mädchen und Jungen mit Hilfe von Managern
       und Mitarbeitern missbraucht und ausgebeutet zu haben. Gegen zwei weitere
       Personen wird in Chicago getrennt verhandelt. Kelly selbst hat die Anklage
       zurückgewiesen, sagte im Prozess aber nicht aus und entzog sich damit einem
       womöglich harten Kreuzverhör.
       
       Staatsanwältin Nadia Shihata sagte in ihrem Schlussplädoyer am Freitag,
       Kelly habe „geglaubt, dass die Musik, der Ruhm und die Bekanntheit
       bedeuteten, dass er tun konnte, was immer er wollte. – Er ist kein Genie,
       er ist ein Krimineller.“
       
       ## Mit Gehilfen umgeben
       
       Anklagevertreterin Elizabeth Geddes sagte, ihre Behörde habe bewiesen, dass
       Kelly jahrelang enge Vertraute benutzt habe, um Mädchen, Jungen und junge
       Frauen ins Visier zu nehmen und zu seiner eigenen sexuellen Befriedigung
       auszubeuten. Dazu habe er sich mit Gehilfen umgeben, die er mit eiserner
       Faust führte.
       
       Die Verteidigung stellte den 54-Jährigen als Opfer falscher Vorwürfe dar.
       Die Zeugenaussagen von Klägerinnen seien voller Lügen, sagte Kellys Anwalt
       Cannick. Es gebe keine Beweise, dass diese jemals etwas gegen ihren Willen
       hätten tun müssen. Die Beteiligten hätten sich Kelly aus freien Stücken
       hingegeben. Es handle sich um Groupies und Stalkerinnen. Nach dem
       Schuldspruch sagte Cannick, die mit vielen Widersprüchen behaftete Klage
       hätte gar nicht zugelassen werden dürfen.
       
       Klägerinnen berichteten von Sadismus. Sie hätten
       Verschwiegenheitserklärungen unterschreiben müssen. Einige sagten, sie
       hätten befürchtet, Kelly werde Videos veröffentlichen, die er beim Sex mit
       ihnen aufgenommen habe, falls sie über das Vorgefallene berichten sollten.
       
       Klägeranwältin Gloria Allred sagte, von allen Sexualstraftätern, gegen die
       sie vorgegangen sei, unter ihnen Harvey Weinstein und Jeffrey Epstein, sei
       Kelly der Schlimmste gewesen. „R. Kelly hat geglaubt, er könne mit all dem
       davonkommen“, sagte Allred. „Er lag falsch.“
       
       ## Seit Jahrzehnten gab es Vorwürfe
       
       Vorwürfe über unangemessene Beziehungen Kellys kursierten seit Jahrzehnten,
       doch wurden sie von Medien und Öffentlichkeit lange eher amüsiert zur
       Kenntnis genommen, angefangen mit Kellys illegaler Heirat mit R&B-Sängerin
       Aaliyah im Jahr 1994, als sie gerade 15 Jahre alt war. Trotzdem verkauften
       sich seine Musikalben und die Eintrittskarten für seine Konzerte weiter
       gut. Selbst als der Künstler, der mit bürgerlichem Namen Robert Sylvester
       Kelly heißt, 2002 unter dem Vorwurf festgenommen wurde, sich selbst beim
       Missbrauch einer 14-Jährigen gefilmt zu haben, spielten Kollegen immer noch
       seine Songs ein.
       
       Erst die im Zusammenhang mit den Missbrauchsvorwürfen der #MeToo-Bewegung
       veröffentlichte [2][Dokumentation „Surviving R. Kelly“] brachte ihn
       öffentlich in Verruf. Seit 2019 saß Kelly in Untersuchungshaft.
       
       28 Sep 2021
       
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