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       # taz.de -- Besser als Vattenfall: Rekommunalisierung zahlt sich aus
       
       > Das Hamburger Stromnetz ist seit einigen Jahren wieder in öffentlicher
       > Hand. Vom städtischen Betrieb profitiert die gesamte Metropolregion.
       
   IMG Bild: Nicht mehr in Vattenfalls Hand: Schaltkasten des Hamburger Stromnetzes
       
       Hamburg taz | Es ist eine Vielzahl von wirtschaftlichen Kennzahlen und
       Effekten, die [1][das städtische Unternehmen Stromnetz Hamburg (SNH)] am
       Mittwoch präsentierte: Mit einer sogenannten Standortbilanz will SNH
       zeigen, welchen ökonomischen Beitrag das städtische Unternehmen für die
       Stadt und die Metropolregion leistet.
       
       „Für uns ist es wichtig, dass die Bürger*innen erfahren, dass wir als
       städtisches Unternehmen einen wichtigen Wirtschaftsmotor darstellen“,
       begründet Geschäftsführerin Karin Pfäffle die Erstellung einer solchen
       Bilanz. Denn seit dem erfolgreichen Volksentscheid über den Rückkauf des
       Stromnetzes vom Energiekonzern Vattenfall 2013 (siehe Kasten) muss SNH
       beweisen, dass die [2][Rekommunalisierung des Stromnetzes] eine gute
       Entscheidung war. Und mit den Zahlen ist Pfäffle rundum zufrieden.
       
       Da sind Ausgabensummen des vorigen Geschäftsjahrs verglichen mit jenen
       Summen, die in der Region Hamburg verbleiben; da ergeben sich Steuer- und
       Gewinnabgaben an die Stadt Hamburg und an die Kommunen im Umland; da
       wachsen Einkommenseffekte und direkte und indirekte Beschäftigungszahlen,
       die auf das Wirtschaften von SNH in der Region zurückgehen.
       
       Diverse Kennzahlen in vier Bereichen – Beschäftigung, Einkommen,
       Wertschöpfung und Steuern – hat das private Leipziger Forschungsinstitut
       Conoscope berechnet und bewertet. „Die Analyse für das Geschäftsjahr 2020
       zeigt eindrucksvoll die Bedeutung der Stromnetz Hamburg“, attestiert
       Conoscope-Geschäftsführer Thomas Lehr.
       
       ## Metropolregion Hamburg profitiert
       
       So verbleiben etwa mehr als die Hälfte der Ausgaben des städtischen
       Unternehmens in Hamburg oder in der näheren Region. Das betrifft Aufträge
       an externe Dienstleister genauso wie Wareneinkäufe, die SNH von Unternehmen
       vor Ort kauft.
       
       Der regionale Einkauf sei im Übrigen auch ein [3][Bestandteil hin zu einer
       besseren Umweltbilanz] des Unternehmens. Ebenso will es in den kommenden
       Jahren vor allem durch Gebäudesanierungen für eine bessere Klimabilanz
       sorgen – als städtisches Unternehmen ist es zu einer CO2-Reduzierung
       ohnehin verpflichtet, da die Stadt das in ihrem Klimagesetz den kommunalen
       Unternehmen vorgegeben hatte.
       
       Laut Standortbilanz gingen im vorigen Jahr rund 600 Millionen Euro der in
       der Metropolregion erbrachten Wirtschaftsleistung auf diese direkten und
       indirekten Investitionen und Geschäftstätigkeiten von SNH zurück. Da die
       SNH schon einmal, vor vier Jahren, eine solche Bilanz durchführen ließ,
       zeigt sich an der Zahl ein ordentliches Wachstum: 2017 lag der Beitrag zur
       Wirtschaftsleistung der Metropolregion noch bei rund 470 Millionen Euro.
       
       „Von unseren Investitionen profitieren auch im hohen Maße die regionale
       Wirtschaft und die Beschäftigten“, sagt Geschäftsführerin Pfäffle. Denn
       auch die Beschäftigungs- und Einkommenseffekte seien in den vergangenen
       Jahren größer geworden.
       
       ## Besser als Vattenfall?
       
       Und angesichts der Gewinnabgaben, die das Unternehmen in immer größeren
       Summen an die Stadt Hamburg abführt, scheint sich der Rückkauf des
       Stromnetzes von Vattenfall vor sieben Jahren finanziell auch für den
       öffentlichen Haushalt immer mehr zu lohnen: 2020 lag die Gewinnabführung an
       die Stadt Hamburg bei satten 92,3 Millionen Euro. Werden die Steuern mit
       eingerechnet waren es voriges Jahr 204 Millionen Euro, die das Unternehmen
       an die Stadt Hamburg abführte. Vier Jahre zuvor lag der Wert noch bei knapp
       127 Millionen.
       
       Eine wissenschaftlich fundierte Aussage darüber, wie sich die ökonomischen
       Effekte für Hamburg und das Umland unter privater Führung entwickelt
       hätten, kann Lehr nicht treffen. „Auch Vattenfall als früherer Betreiber
       des Stromnetzes hätte ja theoretisch ähnlich nachhaltig wirtschaften
       können“, sagt er. Wichtig ist das angesichts der Kennzahlen von SNH
       allerdings nicht: „Die Bilanz zeigt, dass sich Stromnetz Hamburg in einer
       guten Lage befindet.“
       
       15 Oct 2021
       
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