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       # taz.de -- Die Wahrheit: Beine spreizen gegen Delta
       
       > Neues aus Neuseeland: Wie der Versprecher des Covid-Ministers zum
       > Twitter-Hit bis zur Merch-Tasse trendete.
       
       Ende August war Aotearoa noch auf dem besten Wege, die Delta-Welle
       einzufangen. Beim täglichen Briefing der Regierung hing das Land dem
       Covid-Minister Chris Hipkins an den Lippen. Von seiner Chefin Jacinda
       Ardern hat er gelernt, dass volksnahe Kommunikation die beste Waffe im
       Kampf gegen die Pandemie ist, um das „Team der fünf Millionen“ zu
       motivieren.
       
       Auckland war an jenem Sonntag noch im harten Lockdown. Hipkins ermahnte die
       Bürger, auch draußen soziale Distanz einzuhalten, wenn sie sich die Beine
       vertreten. Statt „stretch your legs“ rutschte ihm jedoch „spread your legs“
       raus. Er hätte Covid-müden Kiwis keinen besseren Tipp geben können, als die
       Beine zu spreizen. Der Ausrutscher wurde zum [1][Hashtag], Comedy-Gag und
       Tassen-Aufdruck.
       
       „Spread your legs“ steht seitdem unter Social-Media-Fotos von Leuten, die
       im Freien sportlich in die Grätsche gehen, um das Land zu retten. Das
       Bonmot trendet auch als Revival von „Make love, not war“. Auf Twitter wurde
       prognostiziert, das „Team der fünf Millionen“ würde sich bei so viel
       Einsatz bald auf zehn Millionen verdoppeln, wenn es brav „spread your legs
       and not the virus“ befolge.
       
       Wörtlich genommen haben den Tipp des Ministers auch eifrige
       Sexarbeiterinnen – just als die Regierung letzte Woche in eine Sinn- und
       PR-Krise stürzte. Aus „Eliminierung“ ist „Unterdrückung“ geworden; auf
       Lockdown-Stufen soll ein Ampelsystem folgen. Der digitale Impfpass kommt,
       aber ist noch unausgegoren. Impfungen laufen auf Hochtouren, aber viele
       Maori hoch im Norden haben sie noch nicht. Von allen Seiten hagelt es
       Kritik.
       
       ## Delta-free
       
       Im bisher Delta-freien Northland tauchte obendrein ein positiver Fall in
       freier Wildbahn auf – eine Person, die sich mit falschen Papieren
       verbotenerweise aus Auckland fortbewegt hatte. Die
       Contact-Tracing-Detektive bekamen sie nicht mehr zu fassen. Die Polizei bot
       sogar an, ihre Strafe zu erlassen, wenn sie mit den Behörden kooperiere, um
       die Verbreitung des Virus zu stoppen.
       
       In all das Chaos platzte die Bombe von Winston Peters, ehemaliger
       Außenminister und stellvertretender Premierminister, aber immer noch Enfant
       terrible im Parlament. Er behauptete, der Fall in Northland sei eine
       Prostituierte. In die Maori-Region sei sie an der Seite eines
       Mongrel-Mob-Bosses gereist, der wiederum mit offizieller Ausnahmeregelung
       auf Reisen war, um mehr Gang-Mitglieder zur Impfung zu bewegen.
       
       Ob in Neuseelands Norden mit einem „sausage fest“ gelockt wird, so wie in
       Deutschlands Osten Bratwürste für Impfwillige winkten – wir werden es wohl
       nie erfahren. Der Gang-Boss stritt alles ab und will Winston Peters
       verklagen. Die Frau mit falschen Papieren arbeitet jedoch in der Tat im
       Beinespreizgewerbe und besuchte ein Hotel. Eine weitere illegal
       herumreisende Kollegin von ihr flog auch auf.
       
       Volkes Zorn gebührt nicht ihnen. Des Ministers lose Zunge hat es verbockt.
       
       14 Oct 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://twitter.com/search?q=%23SpreadYourLegs&src=typed_query&f=top
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Anke Richter
       
       ## TAGS
       
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