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       # taz.de -- Emder Drehbuchpreis 2021: 10.000 Euro für „Sisterhood“
       
       > Der Emder Drehbuchpreis gehört zu den höchstdotierten in Deutschland. Das
       > Rennen machte „Sisterhood“ von Ines Berwing und Maximilian Feldmann.
       
   IMG Bild: Ines Berwing und Maximilian Feldmann, Gewinner des Emder Drehbuchpreises 2021
       
       Das [1][Internationale Filmfestival Emden/Norderney] hat auch in seinem 31.
       Jahr immer noch was von einem Geheimtipp. Das liegt vor allem an seiner so
       gar nicht großspurigen Art und an der offenen Atmosphäre, mit der in Emden
       Publikumsfestival und Fachevent gelebt werden. Das gilt erst recht für den
       Emder Drehbuchpreis. Der ist mit 10.000 Euro für das Gewinner-Buch zwar
       einer der höchstdotierten der Republik und kann dem bei der Berlinale
       verliehenen Deutschen Drehbuchpreisen mehr als das Wasser reichen.
       
       In Emden bleibt man bescheiden, und ist dafür aber unglaublich erfolgreich:
       Von den in Emden ausgezeichneten und nominierten Büchern schaffen es so
       ziemlich alle auf die Leinwand beziehungsweise ins Fernsehen. Was
       vielleicht auch damit zu tun hat, dass die Preisjury [2][von den
       Macher*innen des Grimme-Preises] berufen wird.
       
       Beim diesjährige 16. Durchgang machte „Sisterhood“ von Ines Berwing und
       Maximilian Feldmann das Rennen. Es geht um die 16-jährige Valentina, ein
       Roma-Mädchen aus Mazedonien, das zwischen eigener Identität und dem
       Sehnsuchtsort Deutschland hin- und hergerissen ist. „Sisterhood“ sei eine
       „außergewöhnliche Emanzipationsgeschichte“, urteilt die Jury in ihrer
       Begründung. „Komplex, mitreißend und berührend zeichnet das Buch ein
       differenziertes Bild und leuchtet die Ängste und Nöte aller Beteiligten
       aus. Der Fokus bleibt aber ganz klar auf Valentina gerichtet, eine junge
       Rebellin, die ihren eigenen Kopf hat, ihre Vorstellung vom Leben, eigene
       Träume. Und das in einer Gesellschaft, die das für Mädchen und Frauen nicht
       vorgesehen hat.“
       
       Ebenfalls nominiert waren die Bücher „James“ von Natascha Bub und Marcel
       Gisler sowie „Grüße vom Mars“ von Sebastian Grusnick und Thomas Möller.
       „James“ erzählt aus dem Leben des US-amerikanischen Schriftstellers James
       Baldwin, der aufgrund seiner Hautfarbe und sexuellen Orientierung mit
       gesellschaftlichen Widerständen zu kämpfen hatte, die bis heute nachwirken.
       „Grüße vom Mars“ ist einer der beim Drehbuchpreis eher seltenen Stoffe für
       Kinder. Hier geht es um die Herausforderungen des 10-jährigen Tom, der
       keine Veränderungen mag, aber unerwartet zu seinen Großeltern aufs Land
       ziehen muss.
       
       ## Auswirkungen durch Corona
       
       Für die Nominierung gibt es in Emden nochmals je 1.000 Euro Preisgeld.
       Gestiftet übrigens von Jakob Weetz, einem Emdener Speditionsunternehmer,
       der vor ein paar Jahren mal eben locker einsprang, als der frühere
       Hauptsponsor Reißaus genommen hatte. Und so wie die ganze Stadt Emden das
       Festival liebt, liebt mittlerweile der ganze Weetz-Clan den Drehbuchpreis.
       Während früher der Senior mit herrlich kurzen Ansprachen glänzte, war
       dieses Jahr die Schwiegertochter dran.
       
       „Wenn alles zusammenkommt, glänzt Emden“, meint denn auch Emdens
       Oberbürgermeister Tim Kruithoff, der wegen eines internationalen Kongresses
       allerdings ausgerechnet den Drehbuchpreis schwänzen musste.
       
       Wobei 2021 pandemiebedingt alles anders war: Normalerweise ist das Festival
       im Juni und nicht im Oktober. Und weil der 2020er Durchgang wegen Corona
       komplett ausfiel, standen so 159 Drehbücher mit über 10.000 Seiten im
       Wettbewerb. 13 kamen auf die Shortlist, die von der Jury – die
       Schauspielerin Gisa Flake [3][(„Systemsprenger“)], die Journalistin Kathrin
       Holmer und „Tatort“-Autor und Filmkomponist Stephan Brüggenthies und
       Grimme-Preis-Chefin Lucia Eskes – auf die letzten drei eingedampft wurde.
       Obwohl die Pandemie also höchst präsent war, fiel sie bei den Drehbüchern
       als Stoff (noch?) nicht ins Gewicht – „obwohl die Drehbücher insgesamt
       höchst aktuelle Themen aufgreifen“, sagt Vorjury-Leiterin Vivien Bender.
       „Corona war aber gar nicht so das Thema, sondern eher People of Color,
       Transsexualität und ganz allgemein Gesellschaftspolitik.“
       
       Transparenzhinweis: Steffen Grimberg ist Vorsitzender des
       Grimme-Preis-Fördervereins. Mit den Entscheidungen über Nominierungen und
       Preise hat er nichts zu tun.
       
       10 Oct 2021
       
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   DIR Steffen Grimberg
       
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