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       # taz.de -- Wahlkampf in Bulgarien: Rap gegen das Establishment
       
       > Musiker Itzo Hazarta tritt bei der Parlamentswahl im November für eine
       > neue Partei an – und fordert die Legalisierung von Marihuana.
       
   IMG Bild: Versucht bei der Wahl im November den Sprung auf die politische Bühne: Der Rapper Itzo Hazarta
       
       Berlin taz | Itzo Hazarta, der mit bürgerlichem Namen Hristo Petrow heißt,
       kann von Bühnen nicht genug bekommen. Jetzt hat der bulgarische Rapper
       angekündigt, bei der Parlamentswahl am 14. November 2021 antreten zu
       wollen. Die Abstimmung ist [1][die dritte innerhalb von sieben Monaten], da
       die Vorgängerveranstaltungen vom April und Juli unklare
       Mehrheitsverhältnisse und keine tragfähige Regierung hervorgebracht hatten.
       
       Über seine Motivation für seine Kandidatur klärt Hazarta seine Fans über
       Facebook auf. Er habe ein gutes Leben, sein Business bringe genügend Geld
       ein, schreibt der 41-Jährige. Doch änderten seine Lieder und Interviews
       etwas? „Ich verspüre Entsetzen bei dem Gedanken, dass ich irgendwann
       zurückblicken und sehen werde, zu keinem Zeitpunkt mein schönes Leben im
       Namen von etwas Größerem und Wichtigerem riskiert zu haben.“
       
       Hazarta wurde 1979 in Sofia geboren. Sein Abitur legte er an einem
       Gymnasium für alte Sprachen und Kulturen ab. Ein Studium an der Neuen
       Bulgarischen Universität im Fach Öffentliche Verwaltung blieb ein
       zweijähriges Intermezzo, weil Hazarta die Musik dazwischen kam.
       
       Bekannt wurde er vor allem mit seiner in den späten 90er Jahren gegründeten
       HipHop-Band Upsurt, deren Lieder eine beliebte Begleitmusik bei Protesten
       sind. Das gilt auch für den Song „Kolega“ (Kollege) von 2005. Darin heißt
       es: „Ich möchte ins Parlament gehen! Dann geh doch, dort wirst du niemals
       Hämorrhoiden bekommen! (…) Eines Tages will ich auf sie (die Abgeordneten,
       Anm. d. Red.) scheißen!“
       
       ## Legalisierung von Marihuana
       
       Bei der Politikerschelte blieb es nicht, Hazarta äußerte sich auch zu
       anderen Fragen. So forderte er die Legalisierung von Marihuana – ein Thema,
       dass Politiker*innen in Bulgarien nur mit spitzen Fingern anfassen.
       
       2019 mokierte sich der Rapper in dem Song „Imam Chovek“ (Ich habe da einen
       Typen) über das in Bulgarien weit verbreitete Phänomen, persönliche
       Beziehungen spielen zu lassen. Darin sind auch [2][Ex-Regierungschef Bojko
       Borissow] und seine Partei „Bürger für eine europäische Entwicklung
       Bulgariens“ gut. Das hielt Hazarta jedoch nicht davon ab, bei einer von der
       Partei gesponserten Veranstaltung aufzutreten, was bei den Fans gar nicht
       gut ankam.
       
       Das dürfte auch für einen Post vom vergangenen Mai gelten, in dem der
       Rapper von seiner Covid-19-Impfung berichtete und schrieb: „Ich habe eine
       Recht auf meine Meinung, und ihr habt ein Recht, damit nicht einverstanden
       zu sein“ – ein Anspielung auf den Umstand, dass Bulgarien mit derzeit 19
       Prozent die niedrigste Impfquote in der EU hat.
       
       Hazarta kandidiert in Sofia für die neu gegründete zentristischen Partei
       „Wir setzen die Veränderungen fort“. Deren Chancen, ins Parlament zu
       kommen, stehen gut. Was heißt das für den Musiker? „Hazarta konnte sich
       jeden Humor und Sarkasmus leisten“, schreibt ein Kommentator. „Aber als
       Politiker gerät er in Konflikt mit einigen seiner lyrischen Charaktere.
       Manche Wähler*innen werden ihm das nicht verzeihen.“
       
       15 Oct 2021
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Barbara Oertel
       
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