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       # taz.de -- Machtkampf in der Union: Laschet wird zur Last
       
       > Kanzlerkandidat Armin Laschet verliert auch im Streit um den
       > Fraktionsvorsitz. Doch noch immer hofft er, eine Jamaika-Koalition
       > anzuführen.
       
   IMG Bild: Armin Laschet bei einer Pressekonferenz am Montag nach der Wahl
       
       In „normalen“ Zeiten hätte Armin Laschet am Dienstagabend nach dem Vorsitz
       der Unionsfraktion im Bundestag greifen müssen. Die wahrscheinlichste
       Variante ist, dass die Union in der Opposition landet – da ist der Posten
       des Fraktionschefs der einflussreichste, der für CDU und CSU bleibt.
       Laschet war Kanzlerkandidat und ist noch immer Chef der größten
       Schwesterpartei, damit ist er intern der natürliche Kandidat für den Posten
       des Oppositionsführers. Doch [1][in der Union ist seit dem Wahldebakel am
       Sonntag nichts mehr normal].
       
       Laschet musste fürchten, die Abstimmung in der eigenen Fraktion zu
       verlieren. Am Ende schaffte er es nicht einmal, sich mit dem Vorschlag
       durchzusetzen, dass der alte Fraktionschef kommissarisch im Amt bleibt, bis
       die neue Regierung steht. Das zeigt, wie schwach der CDU-Chef inzwischen
       ist. Allein die Angst davor, dass sein Sturz die Chancen auf eine Rettung
       in eine Jamaika-Koalition weiter verschlechtern würde, verhindert derzeit
       noch, dass genau dies passiert. Zwar nehmen die Stimmen derer zu, die eine
       Erneuerung in der Opposition fordern, doch die Mehrheit der Unions-Spitze
       will wieder an die Macht – trotz allen neuen Geredes von „Demut“ und
       „zweitem Platz“.
       
       Dabei wird Laschet von den eigenen Leuten fröhlich weiter demontiert.
       [2][Ganz vorne dabei, wieder einmal: CSU-Chef Söder]. Der betonte am
       Dienstag, dass Scholz die besten Chancen habe, Kanzler zu werden.
       Gratulierte dem SPD-Kandidaten demonstrativ – und betonte, wie wichtig es
       sei, das Wahlergebnis zu respektieren. Ein Seitenhieb auf Laschet nach dem
       nächsten. Damit treibt er all die in der CDU weiter an, die ihren
       Parteichef lieber heute als morgen loswerden wollen – und die werden
       täglich mehr.
       
       Vielleicht braucht Söder das, um sein Trauma zu bearbeiten, dass die Union
       Laschet zum Kanzlerkandidaten kürte, obwohl sie doch auch ihn hätte haben
       können. Er lenkt damit aber auch vom schlechten Ergebnis ab, das die CSU in
       Bayern selbst erzielte. Und von seinem eigenen Anteil an dem Debakel.
       Möglichst viel Schuld bei Laschet in Berlin abladen, das ist Söders Devise.
       
       Ob er darauf hofft, im Spiel über zahlreiche Banden am Ende doch noch
       Kanzler in einer Jamaika-Koalition werden zu können, wie am Dienstag in
       einigen Medien spekuliert wurde, ist ungewiss. Sicher aber hat er die
       bayrische Landtagswahl in zwei Jahren im Blick. Denn zuletzt hat Söders CSU
       ja nicht nur bei der Bundestagswahl deutliche Einbußen hinnehmen müssen,
       schon bei der Landtagswahl 2018 sah es nicht besser aus. Ein drittes Mal
       kann Söder sich das nicht leisten – oder sein Nimbus als starker Macher
       wäre dahin. Und mögliche Ambitionen auf eine Kanzlerkandidatur 2025
       vielleicht auch.
       
       Und Laschet? Der hat am Sonntagabend den richtigen Zeitpunkt verpasst, um
       noch mit einer gewissen Restwürde zurückzutreten. Seitdem macht er weiter
       wie zuvor, mit zu vielen Fehlern. Doch Laschets einzige Hoffnung, das ganze
       Drama politisch doch noch zu überleben, hängt daran, dass er sich in eine
       Jamaika-Koalition retten kann. Dass der Mann leidensfähig ist und
       Steherqualitäten hat, das zumindest hat er in den vergangenen Monaten
       eindrucksvoll bewiesen. Er wird also ausharren, so lange er kann.
       
       Mit anzusehen, wie demütigend das ist, ist schwer erträglich. Auch kann man
       bezweifeln, ob man einen solchen Kanzler überhaupt will. Machtpolitisch
       aber besteht durchaus noch eine Restchance, dass es Laschet am Ende ins
       Kanzleramt schafft. Dann würde sich am Ende trotz allem sein Image als
       Stehaufmännchen noch einmal durchsetzen. Nur: Wahrscheinlich ist das
       derzeit nicht.
       
       29 Sep 2021
       
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