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       # taz.de -- Beirat gegen sexualisierte Gewalt: Betroffene als Expert*innen
       
       > Bei der Umsetzung der Istanbul-Konvention fragt Bremen auch Opfer von
       > Partnerschaftsgewalt. Zehn von ihnen engagieren sich im Beirat.
       
   IMG Bild: Protest gegen Femizide: Rote Schuhe stehen am 29.04.2021 vor dem Niedersächsischen Landtag
       
       Im Sommer hat die Bremer Landesregierung explizit Opfer gesucht: Frauen,
       die Gewalt durch Partner*innen erfahren haben; Menschen, die als Kinder
       häusliche Gewalt miterlebt haben; Frauen, die von Stalkern verfolgt wurden;
       Menschen, die zur Prostitution gezwungen wurden. All jene also, die aus
       Erfahrung wissen, wie Opferschutz aussehen müsste.
       
       Bremen ist aktuell dabei, seinen Landesaktionsplan zur
       [1][Istanbul-Konvention gegen Gewalt an Frauen] zu erstellen. Als erstes
       Bundesland fragt es dabei explizit auch die Betroffenenperspektive ab: Zehn
       Menschen mit Gewalterfahrung haben sich am Dienstag als sogenannter
       Betroffenen-Beirat konstituiert. Die erste inhaltliche Sitzung soll am 2.
       November folgen.
       
       Die großen Linien sind durch die Istanbul-Konvention als Abkommen des
       Europarats „zur Verhütung und Bekämpfung von [2][Gewalt gegen Frauen und
       häuslicher Gewalt]“ vorgegeben: den Opferschutz stärken, die
       Strafverfolgung an tatsächliche Erfordernisse anpassen, rechtliche
       Gleichstellung sicherstellen und die Gesellschaft sensibilisieren. Diese
       Forderungen müssen noch in konkrete Politik umgesetzt werden – auf Bundes-,
       Landes- und kommunaler Ebene. In Bremen hinterlegen zehn Arbeitsgruppen
       die Ziele mit Maßnahmen, bis Ende des Jahres soll eine erste Fassung
       stehen.
       
       Der Beirat gehört nicht zu diesen Arbeitsgruppen, sondern steht mit seiner
       Kompetenz neben oder auch über dieser Struktur. Was auch immer beschlossen
       wird, sollen die Betroffenen prüfen und kommentieren. Wenn der
       Landesaktionsplan erst einmal steht, sind sie gefragt, die Umsetzung
       kritisch zu begleiten. „Bei Beratungsangeboten für Gewaltopfer etwa wird
       für uns sehr wertvoll sein zu wissen, was jemand dazu sagt, der selbst
       Beratung bekommen hat – oder gebraucht hätte“, sagt Lukas Fuhrmann,
       Sprecher der Senatorin für Frauen, Claudia Bernhard (Die Linke).
       
       Die Arbeit im Beirat ist ehrenamtlich. Nach Bewerber*innen hat der
       Senat auch über soziale Träger und Opferschutzverbände gesucht. 26
       Menschen haben sich beworben – mit ihrer je eigenen Gewaltgeschichte. „Ich
       bin sehr froh, dass ich nicht auswählen musste, welche Menschen jetzt im
       Beirat sitzen“, sagt Fuhrmann, „das stelle ich mir unheimlich schwer vor.“
       
       Vertreten sein sollen jetzt zehn Menschen aus ganz unterschiedlichen
       sozialen Kontexten, Menschen unterschiedlichen Alters und vor allem mit
       unterschiedlichen Erfahrungen. Einige von ihnen treten mit Pseudonym auf –
       auch gegenüber der Landesregierung soll es ihnen möglich bleiben, die
       Anonymität zu wahren.
       
       23 Oct 2021
       
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   DIR Lotta Drügemöller
       
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