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       # taz.de -- Pläne von SPD, Grünen und FDP: Bafög für Chancen des Lebens
       
       > Das Sondierungspapier von SPD, Grünen und FDP ist in Sachen
       > Bildungspolitik vage. Eine neue Idee gibt es aber: das
       > Lebenschancen-Bafög.
       
   IMG Bild: Bald mehr Weiterbildungsoptionen mit dem Lebenschancen-Bafög?
       
       Berlin taz | „Beste Bildung“ versprechen SPD, Grüne und FDP in ihrem
       Sondierungspapier für eine künftige Ampelkoalition im Bund. Wie genau sie
       diese „beste Bildung“ erreichen wollen, ist allerdings noch rätselhaft –
       die Ankündigungen aus dem Sondierungspapier zum Bildungsbereich sind
       weitgehend vage, lassen aber insgesamt kaum auf weitreichende Reformen
       schließen.
       
       Kitas und Schulen wollen sie „weiter fördern“; Bildungsangebote „stärken“
       und den Übergang in die berufliche Ausbildung „verbessern“. Einzig mit
       einer neuen Idee – [1][für Erwachsene] – kommen die potenziellen
       Koalitionspartner um die Ecke: Ein sogenanntes Lebenschancen-[2][Bafög.]
       
       Viel mehr als diese Begriffskreation liefert das Sondierungspapier nicht,
       mit Konkretisierungen zu den Einigungen der Sondierungsgespräche halten
       sich die Verhandler:innen bislang zurück.
       
       Durchblicken lassen sie beim „Lebenschancen-Bafög“, dass damit eine
       „lebenslange Aus- und Weiterbildung“ in Deutschland ermöglicht werden soll
       – der Fokus richtet sich mit der einzigen Idee für ein neues Instrument im
       Bildungsbereich auf das Erwachsenenalter. Aus den Wahlprogrammen der drei
       Parteien wird – teils mehr, teils weniger – deutlich, was hinter der Idee
       steckt:
       
       ## Bafög für Neustart, Midlife, Weiterbildung
       
       So hatten alle drei Parteien vor der Bundestagswahl gefordert, dass auch
       nach dem Einstieg ins Berufsleben [3][die Angebote zur beruflichen
       Umorientierung] verbessert werden sollen. Auch dort kamen sie schon mit
       ungewöhnlichen Begriffen um die Ecke: Die SPD mit einem Neustart-Bafög, die
       FDP gar mit einem Midlife-Bafög – und die Grünen, begrifflich dazu schon
       fast schnöde, mit einem Weiterbildungs-Bafög.
       
       Die SPD will mit ihrem Konzept „neue berufliche Wege öffnen und angemessen
       den Lebensunterhalt sichern“. Das sei zwar schon längst durch die
       Möglichkeit zum Ansparen von Überstunden möglich, die später für die
       Weiterbildung genutzt werden können. Doch auch die SPD hat erkannt, dass
       ein Anreiz dazu kaum entsteht, wenn Beschäftigte zuvor erst einmal fleißig
       Überstunden scheffeln sollen. Aus Sicht der SPD fehlt ein zusätzlicher
       staatlicher Zuschuss.
       
       Die Grünen sahen das in ihrem Wahlprogramm ähnlich. Auch sie betrachten ein
       „auskömmliches Weiterbildungsgeld“ als nötig. Profitieren sollen damit
       „diejenigen, die bei der beruflichen Weiterbildung und Qualifizierung
       bislang das Nachsehen haben“. Konkret meinen sie damit „Frauen, Menschen
       mit Migrationsgeschichte oder Behinderungen und alle prekär Beschäftigten“.
       
       Die FDP versprach in ihrem Wahlprogramm mit dem Midlife-Bafög ein „zweites
       Bildungssystem für das ganze Leben“. Und sie wurde, im Unterschied zu SPD
       und Grünen, auch deutlicher, was sie damit Angestellten anbieten will. Bis
       zu 1.000 Euro im Jahr sollen sie für Weiterbildungen erhalten können.
       
       ## Nur Weiter- oder auch Ausbildung?
       
       Hinzu will die FDP das Ansparen von bereits geleisteten Überstunden
       reizvoller machen: Indem der Lohn auf geleistete Überstunden von Steuern
       und Abgaben befreit wird, könnte ein „Freiraumkonto“ schneller anwachsen.
       Das angesparte Geld könnten Arbeitnehmer:innen dann für Kursgebühren
       und den Verdienstausfall bei einer längeren Fortbildung nutzen.
       
       Ob mit dem anvisierten Lebenschancen-Bafög neben regelmäßigen
       Weiterbildungen tatsächlich eine weitere Ausbildung in einen komplett
       anderen Berufsfeld für Angestellte möglich wird – so wie es das
       Sondierungspapier behauptet –, ist damit allerdings fraglich. Dafür dürften
       selbst die von der FDP angestrebten jährlich 1.000 Euro kaum eine solide
       finanzielle Sicherung liefern.
       
       20 Oct 2021
       
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