# taz.de -- Aus für Amnesty in Hongkong: Corona, Chinas Helfer
> Die Zivilgesellschaft in Hongkong ist praktisch am Ende. Wahrscheinlich
> hätte der Stadt in drei Jahrzehnten ohnehin dieses Schicksal gedroht.
IMG Bild: Als Peking das „Sicherheitsgesetz“ aufzwang, hatte die Welt andere Sorgen
Als Zyniker könnte man dem Fall Hongkongs eine gewisse Faszination
attestieren. Denn selten zeigte sich eindrücklicher, wie rasant aus einer
einst offenen Metropole mit vibrierender Zivilgesellschaft ein autoritärer
Albtraum werden kann. Mit dem erzwungenen [1][Rückzug der
Menschenrechtsorganisation Amnesty International aus Hongkong] ist mit
Sicherheit nicht das Ende der Fahnenstange erreicht. Doch er belegt
eindrücklich, dass sich die kritischen Reihen der Zivilgesellschaft
endgültig gelichtet haben.
Wenn man sich an die Feierabendgespräche mit China-Korrespondenten von vor
zwei Jahren erinnert, bleibt nur ein ungläubiges Staunen ob der eigenen
Naivität: Die hoffnungsvolle Demonstrationsbewegung mobilisierte im
Wochentakt Hunderttausende Hongkonger, während Pekings Staatsführung nicht
gewillt schien, mit seiner Volksbefreiungsarmee einzuschreiten. Dass sich
die Lage in nur wenigen Monaten um 180 Grad drehen würde, hätten damals nur
die wenigsten für möglich gehalten.
Doch ausgerechnet die Coronapandemie bot China die Chance, [2][Hongkongs
Opposition auszuschalten]. Demonstrationsverbote konnten epidemiologisch
begründet und kritische Korrespondenten durch Grenzschließungen
ferngehalten werden. Und als Peking das nationale Sicherheitsgesetz vorbei
an Hongkongs Parlament aufzwang, hatte die Welt andere Sorgen. Und selbst
wenn sich heute nur ein halbes Dutzend Menschen zusammentun und Fahnen
schwingen, dauert es keine Stunde, bis die Polizisten sie von der Straße
auflesen.
Wahrscheinlich hätte Hongkong spätestens in drei Jahrzehnten ohnehin ein
solches Schicksal gedroht. Doch dass Chinas Staatsführung der [3][ehemals
britischen Kronkolonie] dessen weitgehende Autonomie nicht wie versprochen
bis 2047 aufrechterhalten hat, sollte die Weltgemeinschaft nicht vergessen.
In Hongkong selbst wird der Kampf der Aktivisten schon bald nur mehr in den
Köpfen der Leute weiterleben. Denn Peking wird alles tun, um die Spuren des
Protests zu löschen: aus den Büchern, den Fernsehnachrichten und den
sozialen Medien.
25 Oct 2021
## LINKS
DIR [1] /Wegen-Pekings-Sicherheitsgesetz/!5811227
DIR [2] /Ein-Jahr-Sicherheitsgesetz/!5783608
DIR [3] https://de.wikipedia.org/wiki/Hongkong
## AUTOREN
DIR Fabian Kretschmer
## TAGS
DIR Hongkong
DIR Amnesty International
DIR Schwerpunkt Coronavirus
DIR Hongkong
DIR Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
DIR Hongkong
DIR Schwerpunkt Bundestagswahl 2025
DIR Joshua Wong
## ARTIKEL ZUM THEMA
DIR Hohe Zahl an Corona-Infektionen: Hongkong kämpft mit Covid-Welle
Hongkong meldet Rekordinfektionszahlen. Immer mehr Einwohner zweifeln an
der „Null Covid“-Strategie. Doch das Vorgehen wird von Peking vorgegeben.
DIR Junger Hongkonger Aktivist: Haftstrafe für Tony Chung
Der Mitbegründer der Hongkonger Aktivistengruppe Studentlocalism wurde zu
drei Jahren und sieben Monaten Haft verurteilt.
DIR Corona in China: Die letzte „Zero Covid“-Bastion
Chinas an sich erfolgreiche Coronastrategie lässt sich nur mit immer
radikaleren Maßnahmen aufrechterhalten. Eine Lockerung ist nicht in Sicht.
DIR Wegen Pekings „Sicherheitsgesetz“: Amnesty schließt Büro in Hongkong
Die NGO hatte die Restriktionen von Hongkongs Zivilgesellschaft
dokumentiert. Nun wird die Organisation selbst zum Rückzug gezwungen.
DIR China zur Bundestagswahl: Hoffen auf den Status quo
Peking erwartet von der neuen Bundesregierung eine Fortführung der
freundlichen Chinapolitik. Also: Wirtschaft vor Menschenrechte.
DIR Joshua Wong über Proteste in Hongkong: „Deutschland sollte Druck ausüben“
Hongkongs Demokratie-Ikone Joshua Wong hat bei einem Deutschlandbesuch um
Hilfe gebeten. Der Bürgerrechtler zieht Parallelen zu Berlin im Kalten
Krieg.