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       # taz.de -- Regeln für Weihnachtsmärkte in Berlin: Ihr Kinderlein kommet – mit Maske
       
       > Zum Weihnachtsmarkt geht es auch ohne Corona-Test. Eine Maske reicht laut
       > dem Beschluss des Senats vom Dienstag aus.
       
   IMG Bild: Bald dudelt wieder „Last Christmas“ durch die Stadt – da bräuchte es ne Maske für die Ohren
       
       Berlin taz | Nach einem Jahr [1][coronabedingter Pause] soll es in diesem
       Advent wieder Weihnachtsmärkte geben. Der (noch amtierende) rot-rot-grüne
       Senat hat am Dienstag als Grundregel dafür lediglich eine Maskenpflicht
       vorgegeben. Veranstalter:innen brauchen ihre Märkte nicht zu umzäunen
       und weder Impfnachweise noch Testzertifikate ihrer Besucher:innen zu
       kontrollieren. Das ist nur nötig, wenn keine Maskenpflicht gelten soll.
       
       Der Weihnachtsmarktbummel ist damit auch ohne jegliche Bescheinigung
       möglich. „Die Situation ist vergleichbar mit der auf einem Wochenmarkt“,
       sagte Finanzsenator Matthias Kollatz (SPD), der die Landesregierung nach
       ihrer Sitzung auf der üblichen Pressekonferenz vertrat.
       
       Auch auf einem solchen Markt gilt wegen des häufigen dichten Gedränges und
       der fehlenden Möglichkeit, Abstand zu halten, eine Maskenpflicht – aber
       keine Pflicht, ein Testergebnis oder eine Impfbescheinigung vorzuweisen.
       Diese seien laut Kollatz nur nötig, wenn Besucher:innen ein Zelt oder
       „einen restaurantähnlichen Innenraum“ auf dem Markt besuchen wollen, je
       nachdem, ob Zelt- und Hüttenbetreiber:innen die 2G- oder die
       3G-Option wählen.
       
       „Wenn ein Betreiber anderes wünscht und eine Absperrung hat, dann ist 2G
       möglich“, ergänzte der Senator. Dann brauchen die Besucher:innen nach
       dem Nachweis von Impfung oder Genesung auf dem Weihnachtsmarkt auch keine
       Maske zu tragen. Zu den Märkten, die schon vor Pandemiezeiten eine
       Absperrung und Zugangskontrolle hatten, gehört der auf dem Gendarmenmarkt
       in Mitte. Andere Märkte hingegen hätten wegen ihrer Lage gar nicht die
       Möglichkeit dafür. Kollatz nannte als Beispiel den Weihnachtsmarkt in der
       Spandauer Altstadt.
       
       ## Coronaregeln unverändert
       
       Grundsätzlich setzt der Senat trotz steigender Infektionszahlen weder auf
       eine Verschärfung noch eine Abschwächung seiner aktuellen Coronamaßnahmen.
       „Wir würden das System weitgehend geradeaus fahren“, sagte Kollatz, immer
       vorausgesetzt, dass das bundesrechtlich möglich bleibt. Auf Bundesebene
       wird derzeit über eine Verlängerung der Einstufung der pandemischen Lage
       kontrovers diskutiert. Als Grund für den Kurs des Senats verwies Kollatz
       auf die Lage bei den schweren Coronafällen, die zur Behandlung auf der
       Intensivstation landen: Dort gebe es aktuell keinen Anstieg, sondern eine
       „Seitwärtsbewegung“.
       
       Wichtiges Ziel für Rot-Rot-Grün sei, dass sich noch mehr Menschen impfen
       lassen: „Da haben wir noch Luft nach oben.“ Bei den Auffrischungsimpfungen
       hingegen stehe Berlin laut Kollatz deutlich besser da als andere
       Bundesländer.
       
       Die Marktbetreiberin Claudia Kapfer vom Advents-Ökomarkt am Kollwitzplatz
       zeigt sich erleichtert über die Neuigkeit, nachdem der Markt vergangenes
       Jahr ausgefallen war: „Für einen kleinen Markt wie wir, der nur an vier
       Adventssonntagen geöffnet hat, ist das eine erfreuliche Entscheidung. Nun
       können wir die Vorbereitungen weiterführen und diese Info auch an die
       Händler:innen weitergeben.“ Der Advents-Ökomarkt in Prenzlauer Berg wird
       vom gemeinnützigen Verein Grüne Liga Berlin betrieben und überwiegend durch
       freiwillige Mitarbeiter:innen organisiert.
       
       „Die Maskenpflicht durchzusetzen wird schwierig genug sein, aber wenn wir
       eine 2G- oder 3G-Regelung hätten einführen müssen, hätten wir den
       Advents-Ökomarkt dieses Jahr nicht stemmen können“, sagte Kapfer weiter.
       „Das hätte für uns wirtschaftlich keinen Sinn ergeben.“ Für die
       Marktbetreiberin bleiben aber Fragen offen: Sie wisse beispielsweise nicht,
       an wen sie sich wenden kann, wenn es Schwierigkeiten geben sollte. „Unsere
       ehrenamtlichen Helfer:innen sind zwar für die persönliche Ansprache
       da und geben Hinweise auf die Maskenpflicht, aber das sind alles junge
       Menschen. Wenn sich ältere Marktbesucher:innen wehren, müssen manchmal
       wir als Marktbetreiber dazwischengehen, das ist oft schwierig“, berichtet
       sie. Sie frage sich, ob man in dringenden Fällen das Ordnungsamt oder die
       Polizei zur Unterstützung holen solle.
       
       Für den Weihnachtsmarkt am Gendarmenmarkt gelten hingegen andere
       Coronaregeln. Aufgrund des Bühnenprogramms wird der Markt traditionsgemäß
       abgezäunt und nimmt Eintrittsgeld. Marktbetreiber Helmut Russ hat sich
       demnach für die 2G-Regel entschlossen. „Wir haben schon alles vorbereitet,
       zusätzliche Zelte, Licht und Heizung bestellt – einfach damit die Leute ein
       gutes Gefühl bekommen“, erklärt er auf Anfrage.
       
       Allerdings werden sich die Personalkosten deutlich erhöhen. „Wir brauchen
       zehn Leute mehr, da wir an allen vier Eingängen zwei Kontrolleure brauchen
       plus zwei Springer, damit sie auch Pause machen können. Für eine
       12-Stunden-Schicht an insgesamt 40 Tagen bedeutet es für uns 100.000 Euro
       mehr Kosten.“ Wie das finanziert werden soll, sei noch offen. Russ hofft,
       dass das Bezirksamt und der Senat dieses Jahr ausnahmsweise auf die
       Sondernutzungsgebühren verzichten, welche für den gesamten Zeitraum in
       einem mittleren sechsstelligen Bereich liegen.
       
       Mehr Eintrittsgeld verlangen möchte Helmut Russ nämlich nicht. „Man muss
       auch ehrlich sein. Nach 17 guten Jahren kommt auch mal ein nicht so gutes
       Jahr. Als kaufmännischer Betrieb muss man damit leben, dass nicht jedes
       Jahr das tollste ist.“
       
       26 Oct 2021
       
       ## LINKS
       
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   DIR Shoko Bethke
       
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