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       # taz.de -- Nobelpreis für Chemie: Deutscher Chemiker ausgezeichnet
       
       > Den diesjährigen Nobelpreis für Chemie erhalten der Deutsche Benjamin
       > List und der Brite David MacMillan. Sie entwickelten ein neues Instrument
       > zum Molekülaufbau.
       
   IMG Bild: Nobelpreisträger und Leiter des Max-Planck-Institut für Kohlenforschung: Benjamin List
       
       Stockholm taz/ |dpa/afp | Ausgezeichnet mit dem Nobelpreis für Chemie
       werden in diesem Jahr der deutsche Chemiker Benjamin List und David
       MacMillan aus Schottland. Das teilte Goran K. Hansson von der
       Königlich-Schwedischen Akademie der Wissenschaften an diesem Mittwoch in
       Stockholm mit. Sie erhalten die renommierte Auszeichnung für die
       Entwicklung der asymmetrischen Organokatalyse. Die beiden Wissenschaftler
       entwickelten ein neues Instrument zum Aufbau von Molekülen. Durch ihr
       Instrument lassen sich chemische Reaktionen beschleunigen, was sowohl in
       der Arzneimittel- als auch in der Solarzellenforschung genutzt wird.
       
       Der 1968 in Frankfurt am Main geborene Benjamin List ist Direktor am
       Max-Planck-Institut für Kohlenforschung in Mülheim an der Ruhr. David
       MacMillan ist in Schottland geboren und arbeitet seit vielen Jahren in den
       USA. Seit 2006 ist er Professor an der Princeton University. Als Direktor
       arbeitet er am Merck Center of Catalysis.
       
       List hatte den Anruf aus Stockholm nach eigener Aussage überhaupt nicht
       erwartet. „Ich dachte, jemand macht einen Witz. Ich saß gerade mit meiner
       Frau beim Frühstück“, sagte der bei der Pressekonferenz zugeschaltete
       Chemiker. Normalerweise witzele seine Frau jedes Jahr bei der
       Nobelpreis-Vergabe, dass er sein Telefon im Auge behalten solle. „Aber
       heute haben wir den Witz noch nicht mal gemacht.“
       
       Die von List und MacMillan entwickelte Organokatalyse sei „so einfach wie
       genial“, erklärte der Vorsitzende des Nobelkomitees für Chemie, Johan
       Aquvist. Forscher könnten nun viele Produkte effizienter herstellen, von
       neuen Arzneimitteln bis hin zu Solarzellen. „Auf diese Weise bringen
       Organokatalysatoren der Menschheit den größten Nutzen“, erklärte die
       Schwedische Akademie.
       
       Katalysatoren sind Substanzen, die chemische Reaktionen steuern und
       beschleunigen. Bis zu den Entdeckungen von List und MacMillan waren
       Naturwissenschaftler davon ausgegangen, dass es nur zwei Arten von
       Katalysatoren gibt, Metalle und Enzyme.
       
       Im Jahr 2000 entwickelten List und MacMillan dann unabhängig voneinander
       eine dritte Art der Katalyse, die kleine organische Moleküle nutzt. Der
       Vorteil sogenannter Organokatalysatoren ist, dass sie sowohl
       umweltfreundlicher als auch günstig in der Herstellung sind.
       
       Zuvor wurden am Montag und Dienstag bereits die Preisträger für die
       Nobelpreise in den Kategorien Medizin und Physik verkündet. In den
       wissenschaftlichen Kategorien werden häufig mehrere Preisträger
       gleichzeitig ausgezeichnet, die zum Beispiel zum selben Thema geforscht
       haben. Dotiert sind die Nobelpreise in diesem Jahr erneut mit zehn
       Millionen schwedischen Kronen (rund 980.000 Euro) pro Kategorie.
       
       Vergangenes Jahr hatten sich die in Berlin [1][arbeitende Französin
       Emmanuelle Charpentier und die US-Amerikanerin Jennifer A. Doudna] den
       Chemie-Nobelpreis geteilt. Sie waren für die Entwicklung einer Genschere
       zur gezielten Erbgut-Veränderung ausgezeichnet worden.
       
       ## Deutscher Klimaforscher unter den Preisträgern
       
       Wie 2020 der Astrophysiker Reinhard Genzel findet sich auch in diesem Jahr
       wieder ein Deutscher unter den bisher verkündeten Nobelpreisträgern: Der
       H[2][amburger Meteorologe Klaus Hasselmann teilt sich in diesem Jahr die
       eine Hälfte des Physik-Nobelpreises] mit dem in Japan geborenen
       [3][US-Amerikaner Syukuro Manabe, die andere Hälfte geht an den Italiener
       Giorgio Parisi]. Sie werden für ihre Beiträge zur Erforschung des Klimas
       und anderer komplexer Systeme ausgezeichnet.
       
       Schon am Montag war ebenfalls in Stockholm bekanntgegeben worden, dass der
       Medizin-Nobelpreis an die [4][US-Forscher David Julius und Ardem
       Patapoutian] geht. Die beiden Sinnesphysiologen haben Zellrezeptoren
       entdeckt, über die Menschen Temperaturen und Berührungen wahrnehmen.
       
       Nach Medizin, Physik und Chemie folgen am Donnerstag und Freitag die
       Nobelpreis-Bekanntgaben in den Kategorien Literatur und Frieden. Am Montag
       werden dann zum Abschluss die Nobelpreisträger für
       Wirtschaftswissenschaften verkündet. Verliehen werden die Nobelpreise
       allesamt traditionell am 10. Dezember, dem Todestag von Preisstifter und
       Dynamit-Erfinder Alfred Nobel (1833-1896).
       
       6 Oct 2021
       
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