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       # taz.de -- Online-Karte Moving Cities: Kommunen für Geflüchtete
       
       > Eine andere Migrationspolitik ist möglich. Ein Online-Projekt zeigt, wie
       > sich Europas Bürger*innen mit geflüchteten Menschen solidarisieren.
       
   IMG Bild: Ein Vater hält die Hände seiner beiden Töchter in einer Erstaufnahmeeinrichtung
       
       Europas Nationalstaaten suggerieren stets, bei ihnen sei kein Platz für
       [1][Geflüchtete]. Sie diskutieren Migration ausschließlich als Problem. Um
       jeden Preis verhindern, dass Menschen Zuflucht finden, lautet die zynische
       Lösung der Regierungen.
       
       Dafür nehmen sie Tote in Kauf. Im Niemandsland zwischen Belarus und Polen
       erfrieren gerade Menschen, seit Jahren ertrinken Tausende beim Versuch über
       das Mittelmeer nach Europa zu gelangen. Sie fliehen vor Krieg und Gewalt,
       dafür verantwortlich sind auch die Nachwirkungen kolonialer Eroberung und
       die Verwüstungen von Klimawandel und neoliberalem Kapitalismus.
       
       Das alles ist unerträglich. Aber was können wir Einzelne, was kann die
       Zivilgesellschaft tun? Vor Ort helfen, den Menschen Medizin, Essen, eine
       Rettungsweste bringen. Das hilft. Aber es rettet zu wenige und ist nur ein
       Tropfen auf den heißen Stein.
       
       Doch es gibt in Europa längst viele Projekte, die vorleben, wie man
       geflüchteten Menschen helfen könnte. Die [2][Onlinekarte Moving Cities]
       dokumentiert, wie sich in den vergangenen Jahren mehr als 700 Städte in
       Europa mit Geflüchteten solidarisierten. Hinter der Karte stehen rund 20
       Organisationen wie Seebrücke, Rosa-Luxemburg- und Heinrich-Böll-Stiftung.
       
       ## Wir haben Platz
       
       Die Strategien von 28 Städten werden ausführlich vorgestellt. Gezeigt wird,
       wie man Inklusion durch Aufenthaltssicherheit, soziale Rechte und
       politische Partizipation umsetzen kann. Beispiel Bern, Schweiz: Die
       linksregierte Stadt plädiert gegenüber der Regierung immer wieder dafür,
       mehr Geflüchtete aufzunehmen. Dann sollten die Menschen aber nicht in Lager
       am Stadtrand gesteckt werden, sondern zur Gesellschaft gehören. Die Berner
       Beratungsstelle MosaiQ unterstützt Geflüchtete dabei, mit ihren
       Qualifikationen beruflich anzukommen.
       
       Ein anderes Beispiel ist das Projekt Ankerkracht in Gent. Es unterstützt
       junge Geflüchtete nach ihrer Ankunft in der belgischen Stadt. Dabei geht es
       nicht nur um Spracherwerb, sondern auch um Freizeit.
       
       Moving Cities verdeutlicht: Es sind nicht immer die lauten Projekte, die
       für einzelne Menschen den ganz konkreten Unterschied ausmachen. Die Karte
       macht Mut und belegt: Wir haben Platz, die Bürger*innen Europas wollen
       mehr geflüchteten Menschen helfen. Die Beispiele von Moving Cities zeigen,
       was in Europa geglückt ist. Sie zeigen aber auch: Langfristig geht es ohne
       die Kapazitäten der Nationalstaaten nicht. Und die können das Thema nicht
       mehr länger auf die Bürger*innen abwälzen, sondern müssen selbst zu
       einem Umdenken kommen.
       
       24 Oct 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Schwerpunkt-Flucht/!t5201005
   DIR [2] https://moving-cities.eu/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR David Muschenich
       
       ## TAGS
       
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