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       # taz.de -- Berliner Krankenhausbewegung: Erfolgreich zu Ende gestreikt
       
       > Nach den Pflegekräften von Charité und Vivantes erringen auch die
       > Beschäftigten der Vivantes-Tochtergesellschaften Verbesserungen. Der
       > Streik ist vorbei.
       
   IMG Bild: Nur mit Zugeständnissen von der Straße zu kriegen: Berlins Krankenhausbewegung
       
       Berlin taz | Der wohl längste und heftigste [1][Krankenhausstreik]
       Deutschlands geht zu Ende – mit einem weiteren Erfolg für die
       Beschäftigten. Sechs lange Wochen haben bis zu 2.000 Beschäftigte der
       kommunalen Krankenhauskonzerne gestreikt. Nachdem zuletzt schon die
       Pflegekräfte von [2][Charité] und [3][Vivantes] Durchbrüche erzielt hatten,
       gilt dies seit Dienstag auch für die Angestellten der
       Vivantes-Tochtergesellschaften. „Es war eine Sternstunde“, sagt
       Verdi-Verhandlungsführer Yvo Garbe. Viel mehr sagte er noch nicht.
       
       Andrea Kahles, die ihren echten Namen aus Sorge vor Abmahnungen und
       Drohungen vonseiten der Arbeitgeber lieber verändert, war „von der ersten
       Sekunde an“ bei dem Streik dabei. Die Sachbearbeiterin in einem
       Vivantes-Klinikum ist über eine Tochtergesellschaft beschäftigt. Sie und
       eine Kollegin erledigen die gleiche Arbeit – aber Kahles verdient „einige
       hundert Euro weniger“ im Monat, bekommt weniger Urlaubstage und sonstige
       Vergünstigungen.
       
       Der Grund: Nur rund 250 der insgesamt 2.000 Angestellten der
       Tochtergesellschaften werden nach dem Tarifvertrag des öffentlichen
       Dienstes bezahlt – die, die zuvor direkt bei Vivantes beschäftigt waren.
       Alle anderen erhalten bis zu 900 Euro weniger – bei gleicher Arbeit.
       Teilweise verdienen die Angestellten nicht einmal den Landesmindestlohn.
       Betroffen sind Mitarbeiter*innen der Reinigung, Speiseversorgung,
       Labore und vieler weiterer Bereiche in den Krankenhäusern. Die Gewerkschaft
       forderte für alle Tochtergesellschaften eine stufenweise Anpassung der
       Gehälter an den Tarifvertrag.
       
       Seit dem 9. September hatten die Pflegekräfte und die Beschäftigten der
       Töchter zusammen gestreikt. Als die Pfleger*innen sich nach einem Monat
       durchsetzten, ging es für Kahles, die sich selbst in der Tarifkommission
       engagiert, und ihre Kolleg*innen weiter. Zuletzt demonstrierten sie vor
       einer Woche mit 200 Leuten vor der SPD-Zentrale. Brandenburgs ehemaliger
       Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) versuchte inzwischen als
       Moderator zu vermitteln. Ob dieser nun der entscheidende Faktor für die
       erzielte Verständigung war oder doch die Beharrlichkeit der Beschäftigten,
       sei dahingestellt.
       
       ## Eckpunkte am Freitag
       
       Worin genau die Einigung besteht, wie nah man dem Ziel der Gleichbehandlung
       der bei den Tochtergesellschaften Beschäftigten gekommen ist – dazu halten
       sich die Verdi-Verhandlungsführer*innen noch bedeckt. „Am Freitag wird das
       gemeinsame Eckpunktepapier von Vivantes und Verdi vorgestellt“, sagte Yvo
       Garbe am Mittwoch der taz. Nach taz-Informationen soll zumindest der
       Landesmindestlohn von 12,50 Euro künftig nicht mehr unterschritten werden.
       
       „Wir haben denen die Stirn geboten“, sagt Andrea Kahles. Und im
       wochenlangen Arbeitskampf seien die Mitarbeiter*innen über die
       Konzerne, Standorte und Berufsgruppen hinweg zusammengewachsen. Das werde
       man auch in der Zukunft zu nutzen wissen. „Die Arbeitgeber sind ja immer
       noch die gleichen“, sagt Kahles.
       
       27 Oct 2021
       
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   DIR Manuela Heim
       
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