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       # taz.de -- KjG über Genderstern: Ach Gottchen*
       
       > Gott als alter weißer Mann? Muss nicht sein. Eine katholische
       > Jugendorganisation diskutiert deswegen darüber, Gott* künftig zu gendern.
       
   IMG Bild: Der Vater, der Sohn und der heilige Geist (v.l.)
       
       Wenn ich zu Hause an meinem Schreibtisch sitzen würde, könnte ich mich im
       Bücherregal auf die Suche nach [1][Walter Beltz’ Buch „Gott und die
       Götter“] begeben. Da würde ich dann, so erinnere ich es jedenfalls, finden,
       worauf die Katholische Junge Gemeinde (KjG) jetzt ganz von allein gekommen
       ist. Auf ihrem „Herbstbundesrat“ begab sich die linkskatholische
       Jugendorganisation „mit Sorgfalt“ auf die Suche nach „Gottesbezeichnungen,
       die mehr umfassen als die männlich weiße Vorstellung von Gott“. Denn: „Wie
       wir von Gott sprechen, prägt auch unser Menschenbild.“
       
       Das ist zweifellos richtig, und so hatte es ja – immer nur aus der
       Erinnerung abgerufen, leider! – auch schon Beltz in seiner „Biblischen
       Mythologie“ analysiert: Dass nämlich die patriarchalisch-monotheistisch
       organisierten Nomadenvölker um 1300 v. Chr.* im Land Kanaan auf sehr viel
       diverser aufgestellte Menschen trafen, mit deren Wirtschaftsweise, Festen,
       Göttinnen und Göttern, Engeln, Nymphen, Faunen usw. sie sich mal
       freundlich, mal raufend arrangierten und sozusagen zu einem
       frühkatholischen Synkretimus gelangten.
       
       Insofern ist die von der Jungen Gemeinde in ihrem Ergebnispapier ganz zart
       angedachte – „für viele Katholik*innen ist mit der Verwendung des
       Gottesbegriffs im tradierten Sinne religiöse Heimat verbunden“ –
       Bezeichnung „Gott*“ eine Art Rückkehr zum katholischen Götterhimmel mit dem
       „Tick, Trick und Track“-Trio Vater, Sohn und Heiliger Geist und ihren
       Begleiterinnen in Form der Jungfrau Maria, den Heiligen* und Seeligen* und
       nicht zuletzt mit dem Papst auf der Auswechselbank, Joseph Ratzinger*.
       
       Dass die KjG daneben auch „Maßnahmen zur Inklusion“ und zum Klimaschutz
       diskutiert und sogar beschlossen hat, findet in der Presse weniger –
       nämlich: keinen – medialen Widerhall als die Rückkehr zur alten
       katholischen Vielgötterei. Das hat selbstverständlich nichts mit der realen
       Bedeutung der Angelegenheit zu tun. Bei dpa und [2][Spiegel] meint man
       halt, mit dem guten alten Gendergaga-Trick ließen sich immer noch paar
       Hostien abgreifen, auch wenn Entscheidungen frühestens bei der nächsten
       Bundeskonferenz der KjG im Frühling fallen werden.
       
       Ob Gott* dann noch eine Rolle spielt, wird von der politischen Agenda
       abhängen: Also von dem jeweiligen Kandelaber, mit dem man sich dann am
       besten wichtig machen kann.
       
       29 Oct 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://de.wikipedia.org/wiki/Walter_Beltz
   DIR [2] https://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/katholische-kirche-jugendverband-kjg-diskutiert-ueber-gott-und-gott-a-f63d8745-78d0-4b7d-bf9e-0d2d91e93755
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Ambros Waibel
       
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