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       # taz.de -- Facebooks neuer Name: Metaversum? Gibt's schon längst
       
       > Der Facebook-Konzern hat sich in „Meta“ umbenannt. Das ist kein neuer
       > Name, viele Frauen heißen so. Sechs Namensträgerinnen, die man kennen
       > sollte.
       
   IMG Bild: Meta Quarck-Hammerschlag, wie Umberto Boccioni sie sah
       
       ## Die Feminismus-Pionierin
       
       Diesen Namen vergessen Sie nicht so leicht. Und das sollten Sie auch nicht.
       Denn Meta Quarck-Hammerschlag hat den Feminismus quasi erfunden.
       
       Geboren wurde sie 1864 in Hessen. Als Kind fuhr sie jeden Tag mit dem Zug
       in die Mädchenschule, schon als junge Frau kämpfte sie in Vereinen für
       Frauenstimmrecht und Frauenbildung. Mit 25 war sie Witwe und
       Alleinerziehende.
       
       1911 trat sie in die SPD ein, lernte dort ihren zweiten Mann kennen. 1919
       wurde Quarck-Hammerschlag die erste Stadträtin Frankfurts, ein Jahr später
       Mitbegründerin der Arbeiterwohlfahrt. Sie kämpfte für das, wofür man als
       Feministin eben kämpft: mehr Rechte für Prostituierte, mehr sexuelle
       Aufklärung, das Recht für Frauen zu studieren. Nur eben vor 100 Jahren. Als
       Frau. In der Politik.
       
       1952, zwei Jahre vor ihrem Tod, wurde ihr für ihre politische und soziale
       Arbeit das Bundesverdienstkreuz verliehen. Und seit Kurzem gibt es endlich
       auch eine Biografie über Meta Quarck-Hammerschlag, Titel: „Ich bin radical
       bis auf die Knochen“. Luisa Thomé
       
       ## Die Friesenwirtin
       
       Auf den alten Schwarz-Weiß-Fotos hat sie oft junge Musiker in Anzügen bei
       sich, und wenn man es nicht besser wüsste, könnte man Meta Rogall für deren
       ältere Schwester halten. War sie aber nicht. Rogall war deren
       Auftraggeberin. Als Betreiberin von „Meta’s Musikschuppen“ in Norddeich
       Mole brachte sie seit den 1960ern mit Livekonzerten und Tanznächten das
       wilde Leben nach Ostfriesland: Howard Carpendale, Birth Control, die
       Scorpions und viele andere kamen zu ihr, Otto Waalkes sowieso.
       
       Für einige Generationen junger Friesen war „Meta’s Musikschuppen“ die
       Rettung, für andere ein rotes Tuch. Es gibt Geschichten wie die von dem
       Papagei, den Rogall in ihrer verqualmten Kneipe auf einer Stange hocken
       ließ und dem sie angeblich Hochprozentiges aus einem Cognacglas zu trinken
       gab.
       
       Noch Jahre nach ihrem Tod im Jahr 1994 ist Meta Rogall eine regionale
       Berühmtheit. Über sie wurden Bücher geschrieben und Dokus gedreht, 2010
       wurde ein Musical über ihr Leben zum Publikumserfolg. Und „Meta’s
       Musikschuppen“? Gibt es noch immer – geführt von Rogalls Sohn Sven, als
       eine Mischung aus Museum und Ü30-Party. Klaus Irler
       
       ## Die Englischlehrerin
       
       Meta wurde in Ostfriesland geboren. Meta heißt Brost mit Nachnamen. Meta
       zog als Jugendliche mit ihren Eltern ins Nirgendwo von Iowa. Meta kam
       zurück. Meta war meine Englischlehrerin. Meta trug die wallenden Haare
       zusammengesteckt. Meta fixierte sie mit einem Lederstück und einem
       Holzstift.
       
       Meta hat gerne Menschen um sich. Meta war mit uns auf Kursfahrt in
       Schottland. Meta führte uns auf den Ben Nevis. Meta fand unsere Nudeln
       verkocht. Meta sprach nur Englisch mit uns. Meta konnte wegen Corona ihren
       80. nicht ordentlich feiern. Meta hat stattdessen viele Geburtstagsgrüße
       mit der Post bekommen. Metas Kinder haben das organisiert.
       
       Meta hat mir das „th“ beigebracht. Meta sagte „that“, ich sagte „sätt“;
       Meta sagte „that“, ich sagte „zatt“; Meta sagte „that“, ich sagte „that“.
       Meta hat uns als Lehrerin für die englische Sprache begeistert. Meta ist
       eine, an die wir uns auch Jahre später noch erinnern. Meta ist mega! Felix
       Zimmermann
       
       ## Die Schauspielerin
       
       Sie hätte vielleicht ein großer deutscher Filmstar werden können. Doch sie
       lebte zur falschen Zeit am falschen Ort. Und so wurde Meta Wolff vor allem
       durch ihren tragischen Suizid bekannt sowie durch Kurt Maetzigs davon
       inspiriertes Filmdrama „Ehe im Schatten“ von 1947.
       
       Geboren 1902 in Saarbrücken als Tochter jüdischer Eltern, arbeitete Wolff
       in den 1920ern als Schauspielerin am Theater, hatte Engagements in
       Halberstadt und Rheydt. Sie heiratete ihren Berufskollegen Joachim
       Gottschalk, der wenig später ein berühmter Filmstar werden sollte. 1933
       bekamen sie einen Sohn, Michael. In diesem Jahr endete auch Wolffs
       Karriere. Mit der Machtergreifung Hitlers erhielt sie Berufsverbot. Ihr
       Mann sollte sich scheiden lassen, weigerte sich jedoch.
       
       Obwohl sie meist zurückgezogen lebte, saß Meta Wolff bei der Premiere von
       Gottschalks letztem Film zufällig neben Joseph Goebbels, der ihr unwissend
       einen Handkuss gab. Als er erfuhr, wen er geküsst hatte, ordnete er an,
       Wolff und ihren Sohn zu deportieren. Das Ehepaar sah keinen anderen Ausweg,
       als sich mit Michael das Leben zu nehmen, am 6. November 1941, genau vor 80
       Jahren. Ruth Fuentes
       
       ## Die Grüne
       
       Klar, sagt Meta Janssen-Kucz, irgendwann als Jugendliche hat sie diesen
       altmodischen Vornamen wohl auch mal verflucht. Petra oder Ingrid erschienen
       ihr damals – in den 1970ern – moderner und schicker. Aber der Stolz gewann
       doch.
       
       Der Stolz auf die Großmutter, von der sie den Namen geerbt hat, die auch
       eine echte Type gewesen sei, so als Alleinerziehende auf dem ostfriesischen
       Bauernhof. Die hat der Enkelin dann auch eingeredet, sie müsse unbedingt
       aufs Gymnasium – wo die rebellische Meta mit den Henna-Haaren und Opas
       weiten Hemden nicht bei jeder Lehrkraft gut ankam.
       
       Mittlerweile ist Meta Janssen-Kucz seit mehr als 20 Jahren Kommunal- und
       Landespolitikerin für die Grünen und Vizepräsidentin des niedersächsischen
       Landtags. Da gilt sie als streitbar und geradeheraus, Expertin für Themen,
       zu denen sie einen biografischen Bezug hat: Häfen und Schifffahrt,
       Gesundheit und Pflege. Social-Media-Kanäle wie Facebook nutzt sie eher
       ungern, sagt sie, sie vermisse dort gut geführte Debatten. In den Bundestag
       wollte sie nie – zu weit weg von Ostfriesland. Nadine Conti
       
       ## Die Kosmopolitin
       
       Wenn so viele schon Meta heißen, brauche ich einen originelleren Namen,
       dachte sich Meta Erna Niemeyer, eine der vielseitigsten Kreativen der
       ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Bauhaus-Künstlerin,
       Experimentalfilmerin, Journalistin, Modeschöpferin, Antifaschistin,
       Fotografin, Übersetzerin, Hörfunkautorin: Eine Patchworkbiografie im
       buchstäblichen Sinne hat diese Frau hingelegt.
       
       1901 in eine konservative pommersche Familie geboren, wollte Niemeyer alles
       Mögliche sein, nur eines nicht: biederdeutsch. Internationaler, freier
       musste es klingen! Und so dachte sie sich mit Mitte zwanzig als
       Modejournalistin in Glitzer-Berlin ein weltläufig klingendes Pseudonym aus:
       Renate Green.
       
       Ihr Dadaismus-Kumpel Kurt Schwitters nannte sie neckisch „Ré“. Diesen
       Spitznamen nahm sie mit nach Paris, wo sie 1931 unter der Marke „Ré Sport“
       Mode für emanzipierte, berufstätige Damen schuf, für den Typus der
       selbstbewussten „Neuen Frau“. Als sie den französischen Schriftsteller
       Philippe Soupault heiratete, wurde sie zu Ré Soupault. Das klang so
       unschlagbar schick, dass Meta Erna bis zu ihrem Tod 1996 dabei blieb. Katja
       Kullmann
       
       6 Nov 2021
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Klaus Irler
   DIR Ruth Lang Fuentes
   DIR Luisa Thomé
   DIR Felix Zimmermann
   DIR Nadine Conti
   DIR Katja Kullmann
       
       ## TAGS
       
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