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       # taz.de -- Neue Blattmacherinnen bei „Bild“: Mit Chefinnen aus der Krise
       
       > Linna Nickel und Antje Schippmann werden als Blattmacherinnen Teil der
       > „Bild“-Chefredaktion. Sie sollen eine moderne Führungskultur verkörpern.
       
   IMG Bild: Das sind die Neuen bei „Bild“: Linna Nickel (links) und Antje Schippmann
       
       Berlin taz | Moderne Führungskultur. Die soll bei der Bild-Zeitung laut
       eigenem Anspruch nach der Ära von Chefredakteur Julian Reichelt herrschen.
       Diese moderne Führungskultur sollen von nun an auch zwei Frauen verkörpern:
       Die Journalistinnen Linna Nickel und Antje Schippmann werden als
       Blattmacherinnen Mitglieder der Chefredaktion. Das teilte der Medienkonzern
       Axel Springer am Montag in Berlin mit.
       
       Beide Frauen agierten bereits im Springer-Kosmos: Linna Nickel, 41 Jahre,
       arbeitet seit September als Blattmacherin bei Bild. Sie kam im März als
       Textchefin zum Blatt, arbeitete davor seit 2010 als Redakteurin beim
       Magazin Bunte, dort seit 2015 als stellvertretende Leiterin im Ressort
       „Aktuelles/Adel“. Nickel hat Kulturwissenschaften studiert und ein
       Volontariat an der Burda-Journalistenschule absolviert.
       
       Antje Schippmann, 34 Jahre alt, unterstützte seit 2019 die Chefredaktion
       der Welt am Sonntag als Managing Editor. Schippmann hat
       Politikwissenschaften studiert und bei der Bild-Zeitung volontiert, wo sie
       2016 Redakteurin für außenpolitische Themen wurde.
       
       Nachdem im März zum ersten Mal Vorwürfe des Machtmissbrauchs gegen den
       ehemaligen Chefredakteur Julian Reichelt erhoben worden waren, konnte
       Reichelt nach einer kurzen [1][Beurlaubung und einem internen
       Compliance-Verfahren] zu seinem Posten zurückkehren. Von da an musste er
       die Position aber mit Alexandra Würzbach teilen, die bei Bild für Personal-
       und Reaktionsmanagement verantwortlich und außerdem Chefredakteurin der
       Bild am Sonntag ist.
       
       ## „Sex, Journalismus und Firmengelder“
       
       Vor knapp zwei Wochen hatte ein Bericht der [2][New York Times die Vorwürfe
       erneut aufgegriffen]. Der Artikel beschreibt, wie Reichelt bei der Bild ein
       Klima geschaffen haben soll, das „Sex, Journalismus und Firmengelder“
       vermischt habe. Reichelt habe Affären mit Volontärinnen und Redakteurinnen
       gehabt, für die er ihnen Geld oder Posten verschafft habe. Springer konnte
       nach der Veröffentlichung der Recherche nicht weiter an ihm festhalten.
       
       An [3][seine Stelle trat der ehemalige Welt-am-Sonntag-Chef Johannes Boie]
       – mit dem Versprechen, das richtig zu machen, was Reichelt falsch gemacht
       habe. Mit der Berufung zweier Frauen in die erweiterte Chefredaktion möchte
       Boie nun offenbar auch ein Zeichen setzen: Frauen werden bei der Bild nicht
       nur ausgebeutet, Frauen können die Bild auch führen.
       
       Während Boie, Würzbach und Claus Strunz, verantwortlich für das
       Bewegtbildangebot, das Kernteam der Chefredaktion bilden, stoßen Nickel und
       Schippmann zur erweiterten Chefredaktion dazu. Damit haben Frauen in der
       Bild-Chefredaktion nun zumindest der Zahl nach die Oberhand.
       
       Wie viel Einfluss die beiden Chefinnen auf die proklamierte
       betriebskulturelle Erneuerung und auf die Inhalte des Boulevardblattes
       haben werden, darauf kann man gespannt sein – auch weil die
       Stellenbezeichnung „Blattmacherin“ vieles und nichts bedeuten kann.
       Interessant wird ebenso, ob personelle Änderungen ausreichen, um eine
       Arbeitskultur nachhaltig zum Besseren zu verändern. Er sei glücklich, „bei
       beiden Kolleginnen die Tageszeitung in besten Händen zu wissen“, ließ sich
       Boie jedenfalls zitieren.
       
       2 Nov 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Interne-Vorwuerfe-gegen-Julian-Reichelt/!5757412
   DIR [2] /Springer-stellt-Bild-Chef-Reichelt-frei/!5805560
   DIR [3] /Nach-Rauswurf-von-Bild-Chef-Reichelt/!5807207
       
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   DIR Volkan Ağar
       
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       freigestellt. Die „New York Times“ hatte zuvor neue Details enthüllt.