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       # taz.de -- Impfquote in Deutschland: Die Wut muss politisch werden
       
       > Die Politik trägt die Verantwortung für die Impfquote in der Bevölkerung.
       > Auch die katastrophale Lage in den Krankenhäusern ist ihr Versagen.
       
   IMG Bild: Protest in Berlin im Oktober 2021: Pflegepersonal ist nicht erst seit Corona ausgebrannt
       
       Alle sind wütend auf die Ungeimpften. Das ist verständlich, aber
       unpolitisch. Ähnlich wie bei SUV-Fahrern und Vielfliegern hat der Argwohn
       Berechtigung, aber er schafft in einer gesellschaftlichen Notlage ein
       Narrativ von individueller Verantwortung, statt kollektive Lösungsansätze
       zu fordern. SUV-Shaming kann funktionieren – besser wäre eine Politik, die
       gemeinschaftsschädigendes Verhalten gar nicht erst zulässt.
       
       So ist, erstens, das Durchimpfen der Bevölkerung als eine politische
       Aufgabe zu sehen – ob mit Impfpflicht oder anders. Es ist wohlfeil, das
       Scheitern auf Impfgegner*innen abzuwälzen, die vor allem eins sind:
       Eine kleine Minderheit. Befragungen der TU München und der Universität
       Göttingen zeigen, dass etwa die [1][Hälfte der Ungeimpften nicht gegen
       Impfen] ist, sondern keine Informationen hat oder bloß skeptisch ist. Es
       braucht institutionelle Strukturen, die diese Menschen erreichen.
       
       Zweitens sind überlastete Krankenhäuser, unterbezahltes und ausgebranntes
       Personal sowie profitorientierte Fallpauschalen ein Problem, das es nicht
       erst seit Corona gibt – das jetzt aber in potenzierter Dringlichkeit zutage
       tritt. Als am Berliner [2][Vivantes-Krankenhaus im September ein
       wochenlanger Streik stattfand], gab es dafür nicht annähernd die
       Aufmerksamkeit, die es für Imfgegner*innen immer wieder gibt.
       
       Dass im Pandemiejahr 2021 wegen Kündigungswellen rund [3][4.000
       Intensivbetten abgeschafft wurden], ist ein Versagen der Politik. Die käme
       allzu leicht davon, wenn die Schuld nur bei Ungeimpften gesucht würde. Das
       Problem ist grundsätzlicher Natur: Gesundheit als öffentliches Interesse
       und Allgemeinwohl muss auch öffentlich finanziert werden, und zwar mit
       ordentlichen Gehältern für ausreichend Personal – jetzt und nach Corona.
       
       Drittens mutiert das Coronavirus vor allem da, wo es kaum Impfstoffe gibt,
       und geht dann schlimmstenfalls in impfresistenter Form erneut um die Welt.
       Um aus dieser Endlosschleife herauszukommen, müssten Patente aufgehoben
       werden, Impfstoffe global verteilt und möglichst zeitgleich gespritzt
       werden – gegen die Profitlogik der Pharmakonzerne. Statt sich in einer
       unbestimmten Wut auf einige wenige zu suhlen, ist es die Aufgabe der
       gesellschaftlichen Linken, all das zu fordern und die Aufmerksamkeit auf
       systemische Fragen zu lenken.
       
       8 Dec 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Vorurteile-gegen-Ungeimpfte/!5815856
   DIR [2] /Berliner-Krankenhausstreik/!5800739
   DIR [3] https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/128476/Intensivmediziner-4-000-Intensivbetten-weniger-seit-Jahresbeginn
       
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   DIR Lea Fauth
       
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